Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Huub Oosterhuis: Sei hier zugegen

Lehrgedichte haben im Jesuitenorden eine lange Tradition. Seit dem 16. Jahrhundert gibt es sie über Musikinstrumente, Schießpulver, Schokolade, Kaffeebohnen, Fischerei, Seefahrt und vieles andere. Lerninhalte sollten, so das didaktisch-pädagogische Interesse, anders als trocken-wissenschaftliche Abhandlungen auf feinsinnige, durchaus kunstvolle, aber verständliche und kreative Art und Weise „volksnah“ vermittelt werden. Neben über 400 liturgischen Liedtexten, zahlreichen Essays, Gebeten und Gedichten weist die Bibliographie von Huub Oosterhuis, dem ehemaligen Jesuiten aus Amsterdam, immer wieder Lehrgedichte auf. Sie sind eigentlich für den Gebrauch außerhalb des kirchlichen Raums bestimmt wie „Het Lied van de Aarde “ (Lied von der Erde, 1998)“, „Het Lied van de Eeuw“ (Lied von dem...

Mirjam Schambeck / Sabine Pemsel-Maier (Hg.): Welche Werte braucht die Welt?

Die Herausgeberinnen reagieren auf das gewachsene Bewusstsein, dass sich die Gesellschaft und Kultur, angeregt durch Migrationsbewegungen und Integrationsanforderungen, zunehmend wandelt. Wie sind Werte auch unter Maßgabe des Christlichen neu auszuhandeln, welche dürfen, welche müssen sich transformieren? Es kommt nicht von ungefähr, dass Wertebildung „ein zentrales Thema innerhalb der Religionspädagogik und -didaktik der letzten Jahre“ (7) ist.

Der Sammelband beinhaltet 12 Beiträge in drei Kapiteln zu „Wertefragen in religionspluraler Gesellschaft – religionssoziologische und religionspädagogische Erkundungen“, „Christliche Wertebildung angesichts religiöser Pluralität – religionspädagogische Zuspitzungen“ und „Islamische Wertebildung angesichts religiöser Pluralität – muslimische...

Eva Willebrand: Literarische Texte in Religionsbüchern

 

„Misstraut gelegentlich euren Schulbüchern! Sie sind nicht auf dem Berg Sinai entstanden, meistens nicht einmal auf verständige Art und Weise, sondern aus alten Schulbüchern, die aus alten Schulbüchern entstanden sind, die aus alten Schulbüchern entstanden sind. Man nennt das Tradition. Aber es ist etwas ganz anderes.“ Pointiert fordert Erich Kästner in seiner „Ansprache zum Schulbeginn“ einen kritischen und mündigen Umgang mit Schulbüchern. Eva Willebrand, Theologin und Germanistin, hat in einer umfangreichen und quellenkundigen Studie einen ebensolchen Umgang mit Religionsbüchern im Sinne Kästners gewagt. Dabei gilt das Forschungsinteresse ihrer von Georg Langenhorst betreuten Dissertation der Verwendung von literarischen Texten in Religionsbüchern. Die Autorin zeichnet in historischer...

Konstantin Lindner / Mirjam Schambeck / Henrik Simojoki / Elisabeth Naurath (Hg.): Zukunftsfähiger Religionsunterricht

Dass der Religionsunterricht zukünftig konfessionell-kooperativ erteilt wird, ist ein breiter Konsens, der nicht nur von Religionspädagogen beider Konfessionen an den Hochschulen und von einem Großteil der Religionslehrer getragen wird, sondern auch von den deutschen Bischöfen. Ihre jüngste Erklärung „Die Zukunft des konfessionellen Religionsunterrichts“ (2016) nennt der evangelische Religionspädagoge Henrik Simojoki „eine in ihrem ökumenischen und didaktischen Potenzial bahnbrechende Veröffentlichung“. Das Lob ist nicht übertrieben, denn in der Erklärung wird der Fokus der Debatte um die Kooperation von katholischem und evangelischem Religionsunterricht verschoben, weg von den schulorganisatorischen Problemen und hin zu den theologischen und didaktischen Fragen der Kooperation.

Wie soll...

Hans Goller: Das Rätsel Seele

Hans Goller beginnt, eine Stärke seines Buches, mit einem Kapitel über die Seele in unserer Alltagssprache, das in der Feststellung kulminiert: Über die Seele sprechen wir in Metaphern. Wäre diese Einsicht doch nur mehr berücksichtigt worden!

Der Verfasser fährt in seinen beiden folgenden Kapiteln fort mit Referaten aus der Geschichte der Psychologie – namentlich Freud, Skinner, Pawlow und Rogers – und der Neurowissenschaften: Er referiert ältere und neuere Untersuchungen an Menschen mit geteiltem Hirn, was durch Zerschneiden der Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften oder zwischen Stirnhirn und Stammhirn zustande kam. Die Untersuchungen werden nicht kritisiert oder auf ihre Aussagefähigkeit in der Frage nach der Seele kritisch überprüft.

Wenn Goller in den Folgekapiteln die...

Norbert Feinendegen: Apostel der Skeptiker

Das vorliegende Buch ist die „Kurzfassung“ einer umfangreicheren Dissertation bei Karl Heinz Menke in Bonn. Dem Autor ist es dennoch gelungen, in einem immer noch umfänglichen Werk in das weitläufige Lebenswerk von C. S. Lewis einzuführen, das sich sprachlich außerordentlich vielseitig zwischen reflektierendem Begreifen und spannendem Erzählen bewegt: Als Literaturwissenschaftler „denkt“ Lewis Gott, als Schriftsteller „erzählt“ er ihn. In seinem Gesamtwerk bilden Mythos und Logos eine Einheit – so wie in der Menschheitsgeschichte sich Göttliches zunächst erzählend im Mythos meldet, im Christentum einmalig und wahrhaftig Geschichte wird und sich im Logos „denkbar“ zeigt, wie es Feinendegen in der Auseinandersetzung Lewis‘ mit seinen Meinungsgegnern und seinen Gesprächspartnern darlegt.

Für...

Volker Demuth: Fleisch

„Kein Krimi mehr ohne Pathologie, kein Mordopfer ohne Close-up auf die Schuss-, Stich oder Schlagwunde. Das tägliche TV-Massaker führt uns massenweise offenes Menschenfleisch vor. Niemand, ob Kind oder Erwachsener, verfügt über den kulturellen Abstand, sich seiner Allgegenwart zu entziehen.“ (14) Volker Demuths enorm kenntnisreiche Kulturgeschichte des Fleisches sollte jeder, der Theologie treibt, gelesen haben, steht doch die Inkarnation, die Fleischwerdung des göttlichen Logos in Jesus Christus, im Zentrum christlicher Theologie. Und die „Theologie des Fleischs“ steht demnach auch am Anfang von Demuths Überlegungen. So eröffnet er in seiner assoziativen „Fleischbeschau“ geradezu ein Panoptikum, das sich von der „Ästhetik der Wunde“ über „Fleischlose Träume und Kannibalismus“ bis hin zur...

Andreas Wollbold: Predigen

Andreas Wollbold, Professor für Pastoraltheologie an der Universität München, ist überzeugt: Eine (gute) Predigt ist eine „Überlebensfrage der Kirche“ (11). Aber wie geht das? Sein Buch ist ökumenisch ausgerichtet und setzt sich kritisch mit den Einsichten evangelischer Predigtlehrer auseinander. Es nimmt den reichen „Erfahrungsschatz“ der (vor-)christlichen Rhetorik in den Blick. Und es bietet eine Mischung aus Denkanstößen und Handlungsimpulsen nach dem Motto „so viel Theorie wie nötig und so viel Praxisnähe wie möglich“ (12).

Aktuelle Umfragen zeigen: Die Predigt hat einen hohen Stellenwert – für die Verkündigung der Kirche wie für die Gläubigen. Sie will wirken und ist doch oft wirkungslos. Das hat kulturelle Gründe, ist aber auch bedingt durch das Unvermögen des Predigers (26-33). Er...