Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Stefan Kiechle: Gott die Ehre

Der Gründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola (1491-1556), verfasste als Frucht seiner persönlichen Erfahrungen eine Sammlung geistlicher Übungen (im spanischen Original mit dem Titel „ejercicios espirituales“), die als Klassiker in die Spiritualitätsgeschichte des Christentums eingegangen sind. Das lateinische Wort „exercitium“ bedeutet „Übung“. Wie ein Sportler trainieren muss, um seine Fertigkeiten zu entwickeln, so ist es auch im geistlichen Leben. Wer Exerzitien macht, übt sich darin, das eigene Leben zu ordnen, neu auszurichten und aufmerksam zu werden für das, was sich an inneren Regungen zeigt. Geistliche Exerzitien kennen keinen Leistungsdruck, sie sind eine Zeit der Unterbrechung des Gewohnten, sie weiten den Blick für Ungeahntes, sie leben vom Loslassen und Sich-Einlassen,...

Markus Zimmermann: Gewalttätiger Gott – gewalttätiger Glaube?

 

Zu den besonders erschreckenden Gewalttaten, von denen aus beinahe jedem Krieg berichtet wird, gehört die Tötung von Kindern. Sie ist das Kriegsverbrechen, das die Emotionen am stärksten erregt und gegen die Aggressoren aufbringt. Umso schlimmer, wenn eine solche Gewalttat von Gott selbst befohlen wird – wie in 1 Sam 15: Durch Samuel gibt er Saul den Befehl, alle Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder, Schafe, Kamele und Esel der Amalekiter zu töten. Da Saul den Befehl nicht exakt ausführt, sind seine Tage auf dem Thron gezählt.

Für Markus Zimmermann, Fundamentaltheologe und Dogmatiker an der Päpstlichen Universität Gregoriana, ist diese Stelle ein Beispiel für die religionshistorisch vielfach belegte „Gewalt ad extra“. Auch die „Gewalt ad intra“ entdeckt Zimmermann in der...

Manfred Gailus: Gläubige Zeiten. Religiosität im Dritten Reich

Als sich die Deutschen im Jahr 1945 fragten, wie es zur Katastrophe kommen konnte, da besagte eines der angewandten Narrative, es habe schlicht einen Mangel an rechter Gläubigkeit vor und während des „Dritten Reiches“ gegeben; mit anderen Worten: Wären alle Deutschen gute Christen gewesen, hätten die nationalsozialistischen Verbrechen nie stattfinden können. Die Forschung hat diese Ansichten schon länger zurückgewiesen, insbesondere Olaf Blaschke hat auch auf die christliche Kollaboration aufmerksam gemacht und ihre nähere Analyse eingefordert. Das vorliegende Buch erfüllt diese Forderung nun mit Blick auf ein breites Publikum. Es widerspricht vehement und zu Recht der These, die „Hitlerzeit“ (so der vom Autor verwendete Terminus) sei eine Zeit der Säkularisierung gewesen.

Er legt sein...

Jakob Matthiessen: Tod oder Taufe. Die Kreuzfahrer am Rhein

Mainz, im Sommer des Jahres 1096: Christliche Kreuzfahrer belagern auf ihrem Weg nach Jerusalem die Stadt Mainz und fordern alle Juden zur Taufe auf – falls sie sich weigern, droht ihnen der Tod. Dies ist das Setting der Erzählung, die sich im Wesentlichen auf die Geschehnisse an sechs heißen Junitagen konzentriert und somit äußerst dicht konzipiert ist. Basierend auf historischen Ereignissen während des ersten Kreuzzugs, aber erzählerisch verdichtet und um fiktive Elemente und Figuren ergänzt, legt Jakob Matthiesen hier seinen ersten Roman vor.

Die Schauplätze der Handlung wechseln geschickt und mit Sinn für Spannungsbögen immer wieder zwischen den Geschehnissen im Lager der Kreuzfahrer und den Ereignissen in der Stadt beziehungsweise in der jüdischen Gemeinde und bei ihren christlichen...

Stephan Sigg: FirmBibel

„Und was hat das mit mir zu tun?“ Eine Frage, die oft von Jugendlichen gestellt wird, wenn es um die Bibel geht. Eine Sammlung alter Geschichten und einiger Berichte über Jesus, weit weg von der Lebensrealität (junger) Menschen, so ist nicht selten der erste Eindruck. Stephan Sigg hat sich der Aufgabe gestellt, dieser Frage nachzugehen: Herausgekommen ist dabei die FirmBibel. In 14 Kapiteln verbindet der Schweizer Autor biblische Inhalte mit der Lebenswelt Jugendlicher. Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Fassung einer biblischen Erzählung in moderner Sprache, an die sich eine Kurzgeschichte oder eine Dialogszene anschließt. Hier geht es um Alltagserfahrungen, an die die Leserinnen und Leser anknüpfen können: Erlebnisse aus Schule, Familie und Freundeskreis werden geschildert. Die...

Heinz Schilling: Das Christentum und die Entstehung des modernen Europa

 

Sieben Männer „von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit“ wählte man, um die tägliche Versorgung der Witwen zu gewährleisten (Apg. 6, 1-7). Diese Szene dürfte eine der ersten sein, die von der Verflochtenheit der christlichen Gemeinschaft mit der „Welt“ Zeugnis ablegt. Eine Religion, die den Menschgewordenen ins Zentrum rückt, kann nicht vom Wort allein leben. Jesu wunderbare Maxime „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist (Mt. 22, 21), gibt dabei die Richtung vor, die Mühen der Ebene ersetzt sie nicht. So bietet die Kirchengeschichte in puncto „Nähe und Ferne“ zu Gesellschaft und Macht reichhaltigstes Anschauungsmaterial. Heinz Schilling, emeritierter Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit und renommierter Luther-Biograph, blickt in seiner Studie auf den Beitrag...

Klaus Unterburger: Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit

Eine kompakte und kompetenzorientierte Einführung in die Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit zu schreiben, dieses Ziel hat sich Klaus Unterburger mit dem vorliegenden Buch gesetzt. Er wird seinem Ziel in gelungener Weise gerecht. Auf knapp 160 Seiten gliedert er sein Werk in elf meist kurze Kapitel, die in prägnanter Weise die wichtigsten Themen der Epoche vom Beginn der abendländischen Glaubensspaltung um 1500 bis zur Großen Säkularisation um 1800 behandeln. Schwerpunkte bilden dabei die Reformation und ihre direkten Folgen (Kap. 2–5) sowie die Zeit der Aufklärung und der Französischen Revolution (Kap. 9–11).

Die Darstellung zu Martin Luthers Leben und Werk (Kap. 2) überzeugt in der notwendigen Kürze. Dabei weist Unterburger auf die Legendenhaftigkeit der Erzählungen vom...

Philippa Rath / Burkhard Hose (Hg.): Frauen ins Amt!

2021 publizierte Sr. Philippa unter dem Titel „Weil Gott es so will“ 150 Lebenszeugnisse von katholischen Frauen, die eine Berufung zum Priester- oder Diakonenamt bei sich wahrnehmen, in der katholischen Kirche diesen Berufungen aber nicht Folge leisten können. Dieses Buch wurde mehrfach aufgelegt und ist als authentisches Zeugnis, wie viele von der Kirche nicht genutzten Charismen von Frauen es gibt, anzusehen. Durch die Lektüre dieses Buches fühlten sich zahlreiche Männer herausgefordert, sich mit den Frauen, deren Berufungen nicht gelebt werden können, zu solidarisieren. Die Frage nach der Stellungnahme der Männer stellt sich, weil in den gegebenen Strukturen der Kirche nicht die Frauen selbst, sondern die in den leitenden Positionen der Kirche befindlichen Männer die Diskriminierung...