Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Gerhard Mevissen: Perlen Weinen. Neue Zurufe

Der Titel „Perlen Weinen“ irritiert: Können Perlen weinen – oder können Perlen geweint werden? Und was sind „Zurufe“? Wird jemandem etwas zugerufen – oder ruft jemand etwas zu? Werfen wir zunächst ein Blick auf den Werdegang des Autors.

Der 1956 geborene Gerhard Mevissen studierte Theologie, machte eine sozialpädagogische wie kunsttherapeutische Ausbildung und arbeitete in der Jugendarbeit; seit 1999 ist der verheiratete Vater von fünf Kindern freier Künstler und lebt in der Eifel nahe Monschau. Hervorgetreten ist er in zahlreichen Ausstellungen vornehmlich als Maler abstrakter Aquarellbilder, die über einen längeren Zeitraum hinweg durch weitere Eingriffe „heranwachsen“. Mevissens Bilder entstehen aus der Stille und haben die Stille zum Thema; er versteht sich selbst als „kontemplativer“...

Hans Küng: Literatur, Kunst, Musik

Der Name und die Theologie von Hans Küng sind untrennbar mit einem mündigen Denken und engagierten Wirken in Kirche und Gesellschaft verbunden. Kaum ein Theologe des 20. Jahrhunderts polarisiert mehr als der 1928 im schweizerischen Sursee geborene Küng, der in der Zeit von Pius XII. in strengster Tradition sein Studium der Theologie aufnahm, mit Johannes XXIII. zu den entscheidenden Mitgestaltern des konziliaren Aufbruchs wurde, unter Paul VI. eine immer ausgeprägtere loyale Opposition in seiner Kirche einnahm und der von Johannes Paul II. schließlich die in der damaligen Glaubenskongregation unter Joseph Ratzinger attestierte Diagnose übermittelt bekam, dass seine offene und kritische Theologie eine derart gravierende Abweichung von der zu geltenden katholischen Lehre aufweisen würde,...

Antonia Gottwald / Holger Zaborowski (Hg.): Hans Kock. Bild des Glaubens

Der Verlag Schnell & Steiner ist ein auf Kunst und Kulturgeschichte spezialisierter Verlag, der sich in besonderer Weise auch der christlichen Kunst und Architektur verpflichtet weiß. Seine Kunstbücher zeichnen sich aus durch eine handwerklich sorgfältige und ästhetisch ansprechende Buchgestaltung, die auch für das hier zu besprechende Buch zutrifft: Hardcover-Einband, Fadenbindung, Kunstdruckpapier, gutes Fotomaterial und ein ansprechend gestaltetes und leserfreundliches Layout.

„Bild des Glaubens" ist eine Hommage an den Maler und Bildhauer Hans Kock zu seinem hundertsten Geburtstag, eine Dokumentation der Renovierung der Feldsteinkirche St. Cyriacus in Kellinghusen durch diesen Künstler und darüber hinaus ein überzeugendes Beispiel für die künstlerische Gestaltung einer Kirche, bei der...

Antonia Leugers: Literatur – Gender – Konfession

Auf den im Eulenfisch Literatur 2_2019 bereits besprochenen ersten Band zu „Literatur – Gender – Konfession“, der sich Forschungsperspektiven zum Thema „Katholische Schriftstellerinnen“ widmete, folgt nun Band 2 mit Analysen und Ergebnissen. Die monografische Studie von Antonia Leugers zu deutschsprachigen Romanen, Novellen und Erzählungen „Katholischer“ Schriftstellerinnen bestätigt betont vorsichtig die Annahme aus Band 1, dass einerseits traditionelle Weiblichkeitsentwürfe und -zuschreibungen fortgeschrieben würden, andererseits aber auch ein Spiel mit variablen Weiblichkeitskonzepten im historischen Wandel zu beobachten sei. Vorrangige Analysemethode ist die genderorientierte Erzähltextanalyse mit dem geschichtswissenschaftlichen Fokus auf historische Wandlungsprozesse.

Neben einer...

Claudia Gärtner / Stefan Gärtner: Was die Stunde schlägt

 

Die Zeit spielt im christlichen Glauben eine zentrale Rolle. Sie strukturiert die christliche Deutung der Geschichte als Heilsgeschichte und ist ein existenzielles Thema, denn das Leben ist begrenzt durch die Zeitspanne von der Geburt bis zum Tod.

Vor diesem nicht thematisierten, aber implizit mitgedachten Hintergrund setzen sich die Pastoraltheologen Claudia und Stefan Gärtner mit dem Thema „Zeit“ auseinander. Sie tun dies, indem sie Kunstwerke aus der Vergangenheit, aber vor allem aus der zeitgenössischen Kunstproduktion auf ihre Auseinandersetzung mit der Zeit hin untersuchen. Sie wollen Einsichten aus den Zeiterfahrungen der Künstlerinnen und Künstler schöpfen, um das Zeitgefühl der Gegenwart aufzuspüren und um zu erkennen, „was die Stunde schlägt“.

In einem einleitenden Kapitel...

Joris-Karl Huysmans: Lourdes

Nicht Lourdes ist die geistliche Heimat von Joris-Karl Huysmans geworden, sondern die gotische Kathedrale, die den Beter birgt zum Innehalten und Innewerden von Gottes Gegenwart in seiner Seele, mit der in ihr gefeierten Hochliturgie über das Kirchenjahr hinweg, durchflutet von den in der Benediktinerabtei Solesmes erneuerten Melodien des gregorianischen Chorals. Huysmans beschreibt in seinen Romanen auch seinen eigenen Werdegang, vom Versuch der Selbsterlösung durch Ästhetizismus, Okkultismus und Rausch zum Erlöstwerden durch den dreifaltigen Gott. Von zwei Aufenthalten in Lourdes in den Jahren 1903 und 1904 wurden 1906 vierzehn Impressionen des Schriftstellers veröffentlicht, die in diesem Jahr auf Deutsch in einer ästhetisch ansprechenden Form neu von Hartmut Sommer herausgegeben worden...

Karl-Heinz Göttert: Weihnachten. Biographie eine Festes

 

Viele kennen den Kalauer zum Weihnachtsfest: Treffen sich zwei, sagt der eine zum anderen: „Weißt Du eigentlich, dass Heiligabend heuer auf einen Freitag fällt?“ Erschrocken der andere: „Hoffentlich ist es nicht auch noch der Dreizehnte?“ Dieser peinliche Bildungsfauxpas wäre nicht passiert, hätte man Karl-Heinz Götterts materialreiche Geschichte des Festes gelesen. Der Autor, geboren 1943, seines Zeichens emeritierter Germanistik-Professor, veröffentlichte in seinem fruchtbaren Akademikerleben eine Fülle von Fachliteratur und auch erfolgreiche populäre Sachbücher zur deutschen Sprach- und Kulturgeschichte. Der Verfasser nimmt sich „als Historiker“ die theologie- und kirchengeschichtliche Genese von Weihnachten von den ersten Anfängen bis in die Jetztzeit anhand der einschlägigen Quellen...

Jean-Philippe Toussaint: Der USB-Stick. Roman

Nachdem Facebook Milliarden Kunden weltweit für sich eroberte, bekommt es heute von anderen sozialen Medien zunehmend Konkurrenz; die „User“ wollen verantwortlicher mit ihren persönlichen Daten umgehen, obwohl keiner genau sagen kann, was bei einschlägigen Apps damit wirklich passiert – das ist ja das Unheimliche daran und zugleich das Betriebsgeheimnis von Facebook & Co. Auch in der Wissenschaft hat die Ursachenforschung inzwischen ausgedient; an ihre Stelle sind Analysen des Big Data getreten, die mit Korrelationen die Realität besser durchschauen und sogar recht zuverlässig voraussagen können.

Seltsam nur, dass ausgerechnet dem neuen Roman von Jean-Philippe Toussaint von prominenter Stelle – im Deutschlandfunk – vorgeworfen wurde, er nenne keine zureichenden Gründe für die Handlung...