Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Anselm Grün / Ahmad Milad Karimi: Im Herzen der Spiritualität

„In der Begegnung haben wir erfahren, dass im Gespräch zwischen den Religionen, über alle theologischen Differenzen hinweg, die Spiritualität das eigentlich Verbindende ist.“ Dieser Klappentext lässt aufhorchen, weil er Optimismus bezüglich eines ehrlichen christlich-islamischen Dialoges verbreitet, der in den letzten Jahren beträchtlich geschwunden ist, und weil das Wort „Mystik“ fehlt, das sonst ebenso gerne wie ungenau als wohlfeile Brücke zwischen den Religionen gehandelt wird. Man horcht auf, weil hier zwei namhafte Gelehrte beider Religionen sich offenbar life (das zeigen die Bilder auf dem Buchdeckel), vor allem aber in einer ernsthaften textlichen wechselseitigen Bezugnahme tatsächlich soweit begegnet sind, wie man sich in der unüberwindlichen Differenz zweier monotheistischer...

Sibylle Lewitscharoff / Najem Wali: Abraham trifft Ibrahim

Das Buch „Abraham trifft Ibrahim“ ist ein gemeinschaftliches Werk zweier literarischer Schwergewichte, der Schriftstellerin Sybille Lewitscharoff und des Autors Najem Wali. Beide haben in je eigener Weise mit ihren Werken Akzente gesetzt: Sybille Lewitscharoff mit ihren Sprachbildern und -neuschöpfungen, Najem Wali mit seiner Gesellschafts- und Religionskritik. Der Ausgangspunkt war Walis religionsverbindende Idee, ein Buch zu schreiben über Personen, die sowohl in der Bibel als auch im Koran vorkommen und die die Identität von Judentum, Christentum und Islam geprägt haben. Diese Gemeinsamkeiten möchte er als Brücke und als friedensgenerierende Kraft zwischen den Religionen und Gesellschaften fruchtbar machen. Weiterhin hat er das Interesse, die Menschen zu informieren, was wirklich im...

Armin Nassehi / Peter Felixberger (Hg.): Kursbuch 196: Religion, zum Teufel!

Der Titel „Religion, zum Teufel!“ legt eine falsche Spur, insinuiert er doch eine scharfe Abrechnung mit (dem Erscheinungsbild der) Religion. Den Teufel bekommt der Leser dennoch präsentiert – und zwar von dem Comic-Zeichner Ralph Niese, der in der Mitte des vorliegenden Kursbuches mit seinen frechen, grellen Illustrationen die Karriere Luzifers vom Paradies bis in unsere diabolischen Tage nachzeichnet (93-112).

Allgemein formuliert geht es in den verschiedenen Beiträgen um eine Revision überholter Urteile über und einen neuen Blick auf aktuelle Probleme von Religion, wobei in aller Regel das Christentum und der Islam gemeint sind. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass den kritischsten Beitrag der Theologe Gregor Maria Hoff beigesteuert hat, der unter dem kryptischen Titel „Kirche zu,...

Mouhanad Khorchide: Gottes Offenbarung in Menschenwort

Auf der Frankfurter Buchmesse 2018 wurde der erste Band der auf 17 Bände angelegten Kommentarreihe durch den Autor Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Westf. Wilhelms-Universität Münster, vorgestellt. Die Anwesenheit von Manuel Herder und dessen programmatische Vorrede bei der Buchvorstellung signalisierten die Wichtigkeit dieses Projektes für den Verlag: Es wäre „ein großer Durchbruch, wenn die erstmalige Verbindung von klassischer islamischer Koranauslegung und historisch-kritischer Methode gelingt.“ Die Latte der Erwartungen liegt also hoch. Überspringen soll sie ein Team um den Münsteraner islamischen Theologen Mouhanad Khorchide. Zum ersten Band tragen daher auch Dirk Hartwig, Dina El Omari und Stefan Zorn bei.

Geplant ist das Erscheinen von 1-2...

Reza Aslan: Gott. Eine Geschichte der Menschen

Reza Aslan ist ein homo religiosus. Der 1972 in Teheran geborene iranisch-amerikanische Religionswissenschaftler und Dozent für „kreatives Schreiben“ ist berühmt für seine religiösen Kehren und ihre diesbezüglichen Explikationen. Als Moslem geboren, schließt er sich als Jugendlicher einer amerikanischen missionierenden Pfingstkirche an, um sich als Student wieder dem Islam anzunähern. „Kein Gott außer Gott“, seine 2005 erschienene Darlegung des islamischen Glaubens, wurde ebenso zu einem internationalen Bestseller wie „Zelot“ (2013), der kontrovers diskutierte Blick auf Jesus von Nazareth und seine Zeit. Aslans neuestes Buch widmet sich der zumindest in den abrahamitischen Religionen zentralen religiösen Frage, der Frage nach Gott. Und sagen wir es gleich: Es ist ein enttäuschendes Werk,...

Ahmad Mansour: Klartext zur Integration

„Klartext zur Integration“, wer würde sich das in diesen unruhigen Zeiten nicht wünschen? Und Ahmad Mansour, arabischer Israeli, Diplompsychologe und seit Jahren in Berlin engagiert in der Arbeit mit radikalisierten Jugendlichen, gehört sicher zu den Experten in Deutschland, die wissen, wovon sie sprechen. In unzähligen Talkshows und anderen TV- und Podiumsauftritten warnt er vor der Gefahr eines gewaltbereiten Islam und den Lebenslügen einer falsch verstandenen Multikulti-Seligkeit. Dafür wurde er unter anderem mit dem Moses-Mendelsohn- und dem Carl-von-Osietzky-Preis ausgezeichnet.

Nach seinem Bestseller „Generation Allah“ (2015), der bereits ein ähnliches Thema hatte, will er nun also auf 303 Seiten etwas dazu beizutragen, dass wechselseitig sowohl freundliche wie auch unfreundliche...

Frank Griffel: Den Islam denken. Versuch, eine Religion zu verstehen

Frank Griffel, Professor an der Yale Universität in New Haven und international anerkannter Islam-Experte, legt in der Reclam-Reihe „Was bedeutet das alles?“ eine prägnante Annäherung an den Islam vor. Auf knapp hundert Seiten, die sich in sechs Kapitel gliedern, wägt er zahlreiche Fragen ab, die nicht nur etwas über den Islam verraten, sondern auch über das westliche Denken über den Islam.

Bereits das einleitende Kapitel, das mit der Erinnerung an Tolstois postum erschienene Erzählung Hadschi Murat beginnt, führt deutlich vor Augen, dass, wollte man diese Erzählung heute schreiben, sie vielleicht „Osama bin Laden“ oder „Abu Bakr al-Baghdadi“ heißen müsste. Doch wie würde man dann auf eine solche Erzählung reagieren, in der ein Fanatiker die eigene Sicht seines Lebens präsentiert? Griffel...

Gerhard Begrich: Leviticus. Das 3. Buch Mose

Das Buch Leviticus gehört zu den Schriften des Alten Testaments, die uns heute nur schwer zugänglich sind. Zu fremd, zu eigenartig oder zu abscheulich und abschreckend erscheinen uns einige der Gesetze und Vorschriften. Dies ist wohl ein Grund dafür, warum Textabschnitte dieser Schrift in der pastoralen Praxis nur selten in den Blick geraten und thematisiert werden Die Instrumentalisierung einzelner Bestimmungen des Buches in Vergangenheit und Gegenwart vor allem in fundamentalistischen Kreisen hilft da nicht besonders.

Auf der anderen Seite bildet das Buch Leviticus in der jüdischen Tradition, wo es wajjiqrā’ („und er rief“) genannt wird, das Herzstück der Tora. Die Konzeption einer gemeinsamen Einhaltung von Geboten dient u.a. der Identitätsbewahrung und -sicherung des Volkes Israels....