Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung
Volker Schlecht in seinem Atelier in Berlin, Fotos: Cornelia Steinfeld

»Seine Briefe haben ihn mir nahegebracht«

Der Illustrator Volker Schlecht zum Entstehungsprozess der Graphic Documentary über Pater Richard Henkes

Die Frage stellte Thomas Menges und Martin W. Ramb

Sie haben vom Bistum Limburg den Auftrag erhalten, eine Graphic Novel über das Leben des in
der Nazizeit in Dachau umgekommenen Pallottinerpaters Richard Henkes zu verfassen. Wie kam
es zu Ihrer Verbindung mit dem Bistum und weshalb haben Sie sich auf das Projekt überhaupt
eingelassen?

Ich muss mich erst einmal für dieses tolle Projekt bedanken. Mein Modus ist immer,
dass ich zunächst „nein“ sage, weil ich denke, dass ich keine Zeit habe – und dann mache
ich es trotzdem. Zum Bistum kam ich 2016 über eine Coverillustration für den EULENFISCH
zum Thema „Barmherzigkeit“. Das war gleich ein Herzensthema für mich. Es war im Jahr
der großen Flüchtlingskrise. Seitdem arbeiten wir gelegentlich zusammen.

Und weshalb haben Sie sich auf das neue Projekt eingelassen?

Irgendwie hängt alles miteinander zusammen: Alle Themen, die wir bislang behandelten,
hatten soziale und politische Aspekte. An Richard Henkes hat mich initial die Auseinandersetzung
mit dem Thema „Nazizeit“ interessiert, insbesondere gerade jetzt, wo uns hier
im Osten die Wahlergebnisse um die Ohren fliegen werden. So ist mir der Auftrag zu einem
Herzensanliegen geworden. Irgendwie mehr und mehr. Das Tolle bei solchen Projekten ist,
dass man selber daran so viel lernt. Persönlich wusste ich natürlich vorher fast nichts über
diesen Aspekt katholischen Widerstands im Nationalsozialismus. Das war mir völlig neu.
Und während der Arbeit ist mir dann dieser Richard Henkes so ans Herz gewachsen, dass
ich es schon mit dem aus dem Schauspiel bekannten Ansatz des Method Acting1 verglichen
habe, also in meinem Fall als eine Art Method Drawing.

Berlin zählt zu den säkularsten Städten der Welt. Kürzlich ist das Buch „Kein Himmel über Berlin“
von Thomas Brose erschienen. Der Autor zeigt auf, dass es auch im säkularen Berlin religiöse
Spuren gibt, die oftmals unvermutet sind. Sie haben sich als Berliner nun mit einem
katholischen Priester befasst. Wie passt das zusammen?

Vielleicht ist man, das ist jetzt spekulativ, als jemand, der in einer säkularen Stadt wohnt
und in meinem Fall weitgehend säkular aufgewachsen ist, sogar offener für solche Themen,
als wenn ich zum Beispiel traditionell evangelisch aufgewachsen wäre. Vielleicht hätte ich
dann viel mehr Schwierigkeiten damit gehabt. Was den Katholizismus betrifft und meine
persönlichen, bewussten oder unbewussten Sympathien mit ihm, habe ich mich tatsächlich
in letzter Zeit relativ viel mit dem Thema beschäftigt. Zuletzt in Auseinandersetzung mit Martin Luther während des ganzen Lutherjahrs. Ich denke hier z.B. an die Auseinandersetzung
von Erasmus von Rotterdam mit Luther um das Problem des freien Willens. Auch
habe ich mich als Illustrator oder als Lehrender in den letzten Jahren sehr viel mit Kunstgeschichte,
vor allem mit italienischer Renaissance, beschäftigt. Das ging dann so weit, dass
ich meinen Studenten manchmal gesagt habe, dass man als Bildmensch eigentlich große
Sympathien für die katholische Kirche hegen müsste, weil das Thema Bild im Protestantismus
nicht ganz unproblematisch ist. Für den, der lutherisch aufgewachsen ist, stellt sich
das freilich weniger dramatisch dar. Vielen ist das heute gar nicht mehr so bewusst. Mir
selbst ist das einmal klar geworden, als wir vom Italienurlaub kommend Freunde in Bern
besucht hatten und dann plötzlich in eine völlig leere gotische Kirche kamen. Diese protestantische
Nüchternheit fällt einem besonders extrem auf, wenn man vorher in einer ganz
wunderbaren italienischen Bilderwelt war. Also visuell habe ich einen starken Bezug zur
katholischen Kirche, habe mich aber ansonsten nur als außenstehender und interessierter
Laie mit ihr beschäftigt.

Wie haben Sie sich der Person Richard Henkes genähert und hat Sie dabei etwas überrascht
oder irritiert?

Also irritiert könnte ich jetzt nicht sagen. Mir waren viele Dinge neu, zum Beispiel Begrifflichkeiten,
von denen ich als mehr oder weniger unberührt vom katholischen Glauben
aufgewachsener Mensch überhaupt keine Ahnung hatte, was sie bedeuten. Beispielsweise
Begriffe wie Exerzitien. Interessant, nachvollziehbar und menschlich sympathisch empfand
ich die Briefe von Henkes. Seine ganzen Nöte und inneren Kämpfe packte er in seine
Briefe hinein. Sie haben ihn mir nahegebracht, sodass ich merkte, dass das ein Thema für
mich ist. In dieser Offenheit habe ich so etwas noch nie gelesen. Und trotzdem war es nicht
so offen, dass man denkt, will ich das jetzt alles so genau wissen.

Nach dieser intensiven Einarbeitung haben Sie sich an die Arbeit gemacht und sowohl das Storyboard
als auch die Grafik übernommen. Ist das nicht eher ungewöhnlich?

Es gibt natürlich unterschiedliche Ansätze, so zum Beispiel bei den Klassikern wie
Asterix, das waren zwei. Aber bei den Autoren-Comics ist es eigentlich oft so, dass einer
beides macht. Es gibt Beispiele, wo man merkt, dass dem Autor der Inhalt und der Text
tatsächlich wichtiger sind als die Zeichnung. So habe ich einen Zugang zu Art Spiegelmans
„Maus – Die Geschichte eines Überlebenden“ erst gefunden, als ich es wirklich gelesen habe,
weil mich die Zeichnungen eigentlich gar nicht so richtig interessiert hatten. Ich habe für
mich bisher immer gedacht, dass ich lieber Sachen mache, bei denen der Text von jemand
anderem geschrieben wird. Bei der Henkes-Geschichte habe ich auf einmal gemerkt, dass
mir das Texten total „Spaß“ macht. Dass man sich wirkliche Dialoge überlegt und versucht,
eine komplexe Geschichte runterzubrechen. Das fand ich plötzlich total interessant.

In Anlehnung an die Quellenlage haben Sie eine interessante Rahmenhandlung entwickelt, die
in das eigentliche Geschehen einführt. Wie kamen Sie dazu?

Als Pallottiner-Pater Hubert Lenz bei mir zu Besuch im Atelier war, hat er mir die komplette
Biografie von Richard Henkes erzählt, einschließlich des Hinweises auf den Feldunterarzt
G. Z., der in der Biografie von Manfred Probst nur angedeutet auftaucht. Zu diesem
Zeitpunkt kannte ich die Biografie noch gar nicht. Pater Lenz erzählte von diesem Wehrmachtsarzt,
der irgendwie in einer Beziehung zu Richard Henkes stand – Richard Henkes
schenkte ihm seine Bibel, was unter den Umständen sicher nicht einfach war. Mehr war
nicht über ihn herauszufinden. Für mich war es die perfekte Rahmenhandlung, da es genug
Spielraum gab, um sich etwas auszudenken. Als Pater Lenz mir das erzählte, hatte ich
gleich spontan gedacht: Das ist die Person, mit der ich mich identifizieren kann. Wenn ich direkt in die KZ-Handlung eingestiegen wäre, hätte mir der Abstand gefehlt. Diesen Abstand
braucht auch der Leser. Dieser etwas mysteriöse Feldunterarzt, dessen Namen man nicht
weiß, weil er anonymisiert wurde, war ein eher normaler Typ, bei dem man denkt, dass
einem das selber auch hätte passieren können – kein Held. Er geriet da irgendwie rein und
versuchte so anständig wie möglich dort rauszukommen: das war meine Bezugsperson,
ganz spontan. Seine Ehefrau machte später eine vereidigte Aussage, dass ihr Mann ihr von
Richard Henkes erzählt hatte. Das ist die Rahmenhandlung, dachte ich mir. Der ehemalige
Feldunterarzt erzählt seiner Frau sehr viel später die Geschichte von Richard Henkes aus
dem KZ Dachau. Doch was könnte der Anlass sein, warum er ihr davon erzählt? Ich dachte
an den Auschwitz-Prozess in den 60er Jahren. Der Dachau-Prozess war mir für meine Rahmenhandlung
zeitlich zu nah daran und ich wollte gerne einen zeitlichen Abstand. Dadurch
wird deutlich, dass Dachau nur ein Teil der Vernichtungsmaschinerie des NS-Staates war.

»Das Tolle bei
solchen Projekten ist,
dass man selber
daran so viel lernt«

Volker Schlecht

Die Biografie von Henkes ist umfangreich. Sie haben sich auf bestimmte Stationen und Ereignisse
beschränkt. Was hat sie dazu bewogen?

Einer der wichtigsten Gründe für mich war, dass ich nur Ausschnitte nehmen kann,
weil ich mich irgendwie durch den zeitlich gesteckten Rahmen fokussieren musste. Wieso
geriet Richard Henkes in ein Konzentrationslager? Und was motivierte ihn, so weit zu gehen,
dass er sich am Ende freiwillig für die Pflege
der Typhuskranken meldete. Diese Aspekte versuchte
ich aus der Biografie herauszupicken. Seine
Militärzeit am Ende des Ersten Weltkriegs hat in
meiner Geschichte eine wahrscheinlich übergroße
Gewichtung eingenommen. Die Aspekte des Militärs
waren mir irgendwie sehr nahe, auch dieser
gewisse Ekel vor dem Militär. Das konnte ich persönlich
nachvollziehen, weil mir das auch so ging.
Und dann diese Auseinandersetzung, die sich in
dem Briefwechsel mit Pater Kentenich manifestiert.
Das fand ich persönlich spannend, weil mich das immer schon interessiert hatte zu erfahren,
was in einem Menschen vorgeht, der sich entschließt, Priester zu werden. Das war mir
immer ein großes Mysterium. In diesem Briefwechsel steckt schon dieses Entweder-Oder.
Diese Unbedingtheit, die dann für Richard Henkes so klar ist, indem er 20 Jahre vor Dachau
schon für sich sagt, er wolle fortan Opferpriester sein. Da dachte ich, wow, er hat das alles
als junger Mann so aufschreiben können. Damit war dieser Briefwechsel für mich plötzlich
ganz wichtig. Dann kommt seine Auseinandersetzung in der Nazizeit auf einer Doppelseite.
Zwei Aspekte habe ich gefunden: einmal die Erzählung aus der Schule in Frankenstein, wo
er seinen Schülern offen sagt, was er über diese Nazilieder denkt, und dann seine Predigt
im Gottesdienst in Branitz, über die er letztlich stolpert. Dem hätte man freilich noch mehr
Platz geben können. Alles andere ist dann fast folgerichtig: das Verhör, die Verhaftung und
die KZ-Zeit. Auf den Aspekt Kindheit habe ich bewusst verzichtet, weil ich mich auf die Dinge
fokussieren wollte, die dann schon Henkes‘ bewusste Entscheidungen sind oder auf diese
bewussten Entscheidungen hinführen.

Ihr Werk ist eine Graphic Documentary und keine Graphic Novel. Erklären Sie uns den Unterschied.

Mit dem Begriff Graphic Documentary war ich mir tatsächlich bis zuletzt unsicher. Der
englische Begriff „Comic“ schied für mich schon wegen der im Deutschen mitklingenden
Bedeutung der „Komik“ aus. Bei einer Graphic Novel hat man immer einen gewissen Umfang
vor Augen. In unserem Fall ist es höchstens eine Short Story. Und eine „Novel“ ist
unsere Story auch nicht, weil sie eben gerade keine Fiktion ist. So kam ich auf den Begriff „Documentary“. Im Animationsfilm, wo ich ein bisschen mehr zu Hause bin, gibt es ein
relativ neues Genre, das man „Anima Doc“ oder „Anidoc“ nennt, also eine „Animated Documentary“.
Hier wird reines Dokumentarmaterial mit Animationsfilmen bildlich übersetzt.
Das passte, weil ich einen extrem dokumentarischen Anspruch hatte. Für die Dialogszenen
beim Militär habe ich zum Beispiel bei Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“
Texte gefunden, bei denen ich dachte, dass sie auf Henkes‘ Erfahrungen passen könnten. Ich
wollte so wenig wie möglich von meiner persönlichen Fiktion in die Geschichte hineininterpretieren,
um das Ganze nicht zu entwerten.

Manche Graphic Novels sind schwarz-weiß, andere wiederum farbig. Warum haben Sie sich für
eine Kolorierung entschieden?

Zwischendurch habe ich mich gefragt, ob schwarz-weiß in seiner Reduktion für das
Thema nicht angemessener wäre. Wenn ich alleine etwas mache, wie z.B. meinen letzten
Animationsfilm, arbeite ich oft relativ schwarz-weiß, teilweise einfach aus Gründen des
Aufwands. Bei meiner Zusammenarbeit mit Alexandra Kardinar sind wir häufig sehr farbig.
Wir wollten schon lange wieder etwas Größeres gemeinsam machen, da bot sich der Auftrag
des Bistums an. Und dadurch war dann klar, dass es in irgendeiner Weise farbig werden
wird. Vor Jahren hatten wir eine Graphic Novel für die Büchergilde Gutenberg gemacht:
„Fräulein von Scuderi“ von E.T.A Hoffmann. Da konnte man mit Farbe natürlich herumspielen
und verrückt sein, man ist bei solchen belletristischen Projekten einfach freier in
der Gestaltung. Und jetzt dieses sehr traurige und zugleich dokumentarische Thema, bei
dem wir das Gefühl hatten, wesentlich sachlicher mit der Farbe umgehen zu müssen. Wir
sind am Ende zu einer sehr zurückhaltenden Farbigkeit gekommen. Die Szenen sind quasi
mit angezogener Handbremse koloriert. Als eine Kollegin im Atelier die Szenen zum ersten
Mal farbig gesehen hatte, vorher kannte sie diese nur schwarz-weiß, sagte sie: „Jetzt, wo es
farbig ist, ist es für mich wesentlich schwieriger, mich davon zu distanzieren. Auf einmal
springt mich das noch viel mehr an und es ist viel konkreter." Da dachte ich, okay, dann hat
die Farbe letztendlich doch einen Mehrwert für die Story.

Worin besteht der besondere Reiz, eine Geschichte – unabhängig von Pater Henkes – als Graphic
Novel aufzubereiten?

Lange dachte ich, dass für mich der Reiz in der Zeichnung bestünde. Spätestens aber
seit ich sequentielle Illustration unterrichte, stelle ich mir die Fragen: Wie gehe ich ein
Thema an? Wie baue ich es auf? Wie gliedert es sich auf? Wie nutzt man die Erzählstruktur
des Comics für den Plot, um eine Geschichte anders zu erzählen, als wenn man traditionell
ein Buch schreibt? Vorher bin ich eher aus dem Bauch heraus an eine Story gegangen. Heute
interessiert mich viel mehr die Struktur. Dieses Mal bin ich die Graphic Documentary angegangen,
als ob ich mein eigener Student wäre, also so, wie ich es eigentlich unterrichte – by
the book, nach dem Lehrbuch.

Welche Leserinnen und Leser wünschen Sie sich für Ihre Graphic Documentary über Richard
Henkes?

Ich habe eher junge Menschen vor Augen gehabt, eine Generation, die noch weiter weg
ist als wir von dem Geschehenen. Bei vielen Leuten gibt es ein gefährliches Halbwissen.
Deshalb war es mir besonders wichtig, dass meine Arbeit dokumentarisch und durch Quellen
belegt ist. Je mehr ich in der Geschichte dringesteckt habe, desto mehr wurde mir bewusst,
dass ich es auch für meinen „Kulturkreis“ mache, der agnostisch, protestantisch,
norddeutsch – wie auch immer – ist. Im Hinterkopf hatte ich natürlich die ganzen aktuellen
politischen Entwicklungen; eine halbe Gesellschaft rückt nach rechts und dem muss man
etwas entgegensetzen. Aber die Leute, die man erreichen müsste, lesen es leider nicht. Das ist immer das Problem. Am Ende ist es eine Selbstbestärkung der Menschen, die so eine
Graphic Novel aus einer gewissen Affinität lesen. Ich versuche trotzdem, diesen pädagogischen
Zeigefinger zu vermeiden. Einen volkserzieherischen Anspruch möchte ich nicht vor
mir hertragen. Deshalb versuche ich mich davor zu hüten, zu deutlich zu werden. Ich hoffe
aber, dass es genug Aspekte in dieser kurzen Form gibt, die das irgendwie auffangen.

Wir sehen jetzt das fertige Produkt. Dahinter stecken unheimlich viele Entscheidungen und
kleine Schritte, auch auf der praktischen Ebene. Uns würde interessieren, wie das ganz konkret
gelaufen ist? Wie arbeiten Sie? Mit dem Stift, am Computer, in der Kombination, mit Pinsel, oder
wie auch immer?

Unsere Machart beim Comic oder bei der Illustration unterscheidet sich tatsächlich
von der traditionellen Herangehensweise. Die meisten Comic-Autoren arbeiten viel stärker
ausschließlich digital oder ausschließlich analog und zeichnen dann direkt in die
Panels. Erst als Skizze und dann vielleicht in zwei, drei Schritten bis zum finalen Werk.
Dank der digitalen Technik kann man natürlich immer noch eingreifen und alles anders
machen. Bei uns hat sich in der Zusammenarbeit zwischen Alexandra und mir in mittlerweile
mehr als 15 Jahren eine Herangehensweise herausgebildet,
die analog erst einmal nur Rohmaterial
schafft, sodass man überhaupt noch keine Entscheidung
treffen muss, sondern zunächst nur recherchieren
kann. Recherche ist für uns extrem wichtig. Ich
habe für Richard Henkes anfangs unglaublich viel
recherchiert. Das geht dann soweit, dass wir recherchieren,
welche SS-Dienstgrade überhaupt plausibel
sind für die vorgestellte Situation. Wir wollen für
eine Geschichte so gründlich recherchieren, wie es in
der vorgegebenen Zeit möglich ist. Dann fangen wir
aufgrund der Recherche an, Bilder auszusuchen, und
schaffen einen Berg an analog mit Bleistift gezeichnetem
Rohmaterial. Hieraus bauen wir dann quasi die
Seiten in diesen Comic-Panels und gucken, wie alles
zusammenpasst. Sicherlich ist es im Comic-Bereich
eine nicht ganz so übliche Herangehensweise, dass
wir uns am Bildschirm digitale Kollagen aus unseren
eigenen Zeichnungen zusammenbasteln. Ich habe
es lieber, beim Zeichnen noch nichts entscheiden zu
müssen, sondern erst hinterher in Ruhe ausprobieren
und mit dem Material spielen zu können. Es könnte
durchaus sein, dass unser Verfahren zeitlich gesehen
extrem ineffektiv ist, aber irgendwie hat sich das über die Jahre hinweg so entwickelt. Die
Farbe kommt dann als letzter Schritt dazu. Zunächst sind die Illustrationen alle schwarzweiß.
Dann erst fangen Alexandra und ich an, mit der Farbe zu experimentieren. Da alles
digital vorliegt, wird die Farbe auch digital hinzugefügt – aus unendlich großen Photoshopdateien,
wo wir mit analogem Material herumspielen, z.B. mit eingescannten Farbstrukturen
von Pinselstrichen oder von Sachen, wo wir einfach alte Papiere und Pappen einscannen:
eine große analog-digitale Collage.

»Im Hinterkopf
hatte ich natürlich
die ganzen aktuellen
politischen Entwicklungen;
eine halbe
Gesellschaft rückt
nach rechts und dem
muss man etwas
entgegensetzen«

Volker Schlecht