Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung. Diözesanverband Köln: Zur Freiheit berufen

Ein dem Sachbuch „Zur Freiheit berufen“ beleuchten mehrere Autorinnen und Autoren wesentliche Aspekte des „Bedingungslosen Grundeinkommens“ (BGE): In vier Kapiteln wird das Modell der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) vorgestellt und mit den Prinzipien der Katholischen Soziallehre sowie den Menschenrechten abgeglichen. Danach werden die „Zeichen der Zeit“ benannt, die den Protagonisten des christlichen Sozialverbandes Veranlassung zur Initiierung ihres Modells gaben. Ein folgendes Kapitel widmet sich der Kritik und ein weiteres den einzelnen und konkreten Schritten der Umsetzung.

„Garantiertes Grundeinkommen“ heißt für die KAB: „Jede Bürgerin, jeder Bürger … hat bedingungslos einen individuellen gesetzlichen Anspruch auf eine bedingungslose und menschenwürdige Existenzsicherung durch das Gemeinwesen, ohne gegenseitige Anrechnung im Rahmen von Bedarfsgemeinschaften.“ (7) Um diese Definition drehen sich die Beiträge des Buches. Andrea Hoffmeier, die Sprecherin der Kommission Grundeinkommen der KAB Deutschlands, bezeichnet das BGE emanzipatorisch, da es echte Freiheit und Wahlmöglichkeit gewährleiste – vorausgesetzt, es hat eine existenzsichernde Höhe (vgl. S.10).

Die Sprache, die in diesem Buch vorherrscht, ist fachbezogen, hält sich aber mit zu viel Wissenschaftlichkeit und Fachbegriffen eher zurück. Und statt zu viel Theorie und Berechnungen anzustellen, wird durch die Autorinnen und Autoren überwiegend alltagsbezogen und sozialethisch ausgerichtet argumentiert. Das Buch ist durchaus spannend: Befürworterinnen und Befürworter wie Kritiker argumentieren klar, nachvollziehbar und fundiert!

Im ersten Kapitel „Katholische Soziallehre, Freiheit und die Idee des Grundeinkommens“ von Margit Appel und Magdalena Holztrattner wird das BGE aus Sicht der Katholischen Soziallehre beleuchtet und ob es mit deren Grundbegriffen vereinbar sei. Michael Schäfers sieht die Gefahren für die menschliche Freiheit, die die fortschreitende Digitalisierung mit sich bringen kann. Franz Segbers warnt vor der Zunahme von Unsicherheit der Arbeitsplätze, die Michael Schäfers wiederum im Ganzen als „prekäre Vollbeschäftigungsgesellschaft“ bezeichnet. „Die Zeichen der Zeit“ werden im zweiten Kapitel thematisiert. Ute Fischer beschreibt, wie das BGE vor Armut schützen kann. Antje Schrupp fordert eine Gesellschaft, in der für die existenziellen Bedürfnisse aller Menschen gesorgt ist, und Ulrich Schachtschneider postuliert mit dem BGE ein Wandeln vom Haben-Müssen zum Sein-Können. Gerhard Bäcker wägt im dritten Kapitel kritisch ab, ob das BGE „Seelenheil“ oder „Teufelswerk“ sei, und unterwirft es einem Realitätscheck. Im vierten Kapitel geht es um die Umsetzungsmöglichkeiten eines BGE. Lisi Maier will damit bei „den Kleinen“ anfangen. Andreas Luttmer-Bensmann schlägt ein „Cappuccino-Modell“ als Schritt auf dem Weg zu einem BGE vor. Norbert Baumgarten definiert realpolitische Teilschritte, während Simone Knapp von einem Feldversuch im Globalen Süden berichtet. Claudia Cornelsen hat besondere Erkenntnisse aus einem BGE-Projekt, was es mit Menschen macht. Uwe Temme sieht im BGE die Chance, dass der Mensch sich mehr zu einem sozialen Wesen entwickelt.

Mit dieser Auflistung soll klar zum Ausdruck gebracht sein: In der oftmals emotional aufgeheizten Debatte für und wider tut es gut, Fakten und sachliche Argumentationsstränge sowie Testergebnisse zu Rate zu ziehen. Wer dieses Buch liest, hat eine gute Grundlage in der Hand.

Christen für ein Grundeinkommen
Paderborn: Bonifatius Verlag. 2019
174 Seiten m. Abb.
18,90 €
ISBN 978-3-89710-829-5

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