Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Paul Deselaers / Robert Verholt: Tod und Auferstehung

Mit „Tod und Auferstehung. Perspektiven des Alten und Neuen Testaments“ nehmen sich Paul Deselaers, Alttestamentler, Priester und Spiritual, sowie Robert Verholt, Neutestamentler an der Universität Luzern, ein fundamentales und zentrales Themenfeld des christlichen Glaubens an. Der Aufbau des Buches ist – wie bei dieser Reihe üblich und gewohnt – dreigeteilt: Zuerst werden wesentliche Texte und Perspektiven aus dem Alten Testament und anschließend aus dem Neuen Testament vorgestellt und besprochen. In einem abschließenden „Dialog“ werden sodann alt- und neutestamentliche Perspektiven des Themenfeldes Tod und Auferstehung zusammengeführt und Brücken zwischen den beiden Teilen der christlichen Bibel herausgearbeitet. Es steht außer Frage, dass bei einem Umfang des Buches von gut 160 Seiten der Anspruch auf eine umfassende und detaillierte Darstellung der durchaus vielfältigen Perspektiven und komplexen Zusammenhänge biblischer Todes- und Auferstehungshoffnungen bzw. Auferstehungsvorstellungen notwendigerweise entfallen muss. Und so ist es das Anliegen, zentrale Auffassungen und Konzepte in einem überschaubaren Raum und in verständlicher Form zu präsentieren. Um es vorwegzunehmen, dies gelingt den beiden Autoren in sehr überzeugender Weise.

Bereits in der Einleitung zum alttestamentlichen Teil (11-12) zeigt sich die Herausforderung, vor denen Paul Deselaers stand, denn „[I]m Alten Testament gibt es nicht das Gesicht des Todes. Er hat viele Gesichter“ (11). Dieser gleichzeitigen Vielfältigkeit und der Tatsache, dass wir nicht unbedingt eine lineare Entwicklung der Todesvorstellungen und Jenseitshoffnungen im ersten Teil der christlichen Bibel ausmachen können, galt es sich zu stellen. Und so werden zunächst ausgewählte Aspekte alttestamentlicher Todesvorstellungen und Jenseitshoffnungen in systematischer Form beschrieben: angefangen mit dem Verhältnis von JHWH und den Toten, dem Ideal, alt und satt zu sterben, über das erhoffte Ziel, zu den Vätern oder dem Scheol zu kommen, bis zum Tod durch Mord und Todesstrafen sowie der Selbsttötung. In einem weiteren Schritt werden sodann einzelne Fragen und Positionierungen zum Leben und Tod in den Schriften Ijob, dem Buch der Sprichwörter, Kohelet und Jesus Sirach in zusammenfassender Form präsentiert. Gerade hier zeigt sich regelrecht ein Ringen der biblischen Autoren um Auseinandersetzungen und Bewältigungsstrategien mit Blick auf die Endlichkeit des menschlichen Lebens.

Enden die Ausführungen von Paul Deselaers mit einem Abriss zu zentralen alttestamentlichen Auferstehungshoffnungen und Auferstehungsverheißungen, eröffnet Robert Verholt seine Einleitung zum neutestamentlichen Abschnitt mit der befreienden Botschaft der Auferstehung Jesu als „entscheidende[s] Schlüsselphänomen“ (73), welche dann auch die Ausführungen des gesamten Teils durchzieht und bestimmt. Ausgehend von den Evangelien und der darin beschriebenen Auferstehungsbotschaft Jesu, die eng mit der zukünftigen Vollendung der Herrschaft Gottes verbunden und bereits im Hier und Jetzt für die Gläubigen angebrochen ist, wird in einem zweiten Schritt auf die Auferweckung Jesu fokussiert. Dabei zeigt sich, wie vielfältig – sowohl in literarischer, theologischer als auch verkündender Form – Deutung und Erschließung des österlichen Geschehens in der neutestamentlichen Briefliteratur und der Apostelgeschichte erfolgen. Der neutestamentliche Teil schließt mit Ausführungen zu wesentlichen Aspekten der Begegnungserzählungen mit dem Auferweckten Kyrios Jesu, wie wir sie in den Evangelien finden.

Der dritte Teil des durchaus anregenden Buches ist dem Dialog zwischen den Autoren des alttestamentlichen und neutestamentlichen Teils gewidmet. Dabei wird deutlich: „Das Christusgeschehen entspricht […] dem Handeln Gottes in der Geschichte Israels“ (147) – und ich würde hier gerne ergänzen wollen – und umgekehrt.

Abschließend sei, in Anerkennung des Geleisteten zu einem sehr anspruchsvollen und facettenreichen Gesamtwerk, zu sagen, dass es den beiden Autoren sehr gut gelingt, ihre Darstellungen verständlich und in kompakter Form zu präsentieren, ohne sich dabei in Details wissenschaftlicher Diskussionen und Fragestellungen zu verlieren.

Die neue Echter Bibel – Themen
Würzburg: Echter Verlag. 2020
160 Seiten
17,90 €
ISBN 978-3-429-05535-6

Zurück