Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Philippe Wampfler: Digitales Schreiben

„Was etwas Geschriebenes bedeuten mag, erfahren Menschen erst, wenn andere es lesen.“ Dieser Satz der Einleitung beschreibt gut, worum es in diesem Buch geht: Nämlich um das Schreiben an sich, wie es in den Unterricht eingebettet werden kann und vor allem welche Resonanzen es beim Leser und daraufhin auch beim Schreiber selbst hervorrufen kann. Dieser nicht unbedingt ganz neue Ansatz wird um das Feld der digitalen Möglichkeiten erweitert und erfährt so durchaus neue Perspektiven und Möglichkeiten.

Ein Schreiben als Ausdruck einer Kultur der Digitalität erstreckt sich auf verschiedene Ebenen (Schreiben im Netz, Schreiben mit Schreibsoftware, Schreiben mit digitalen Endgeräten) und nimmt unterschiedliche Funktionen wahr, eine psychische, eine soziale sowie eine kognitive Funktion. Analog zu nicht-digitalen Schreibanlässen werden diese in Verbindung mit einer experimentellen Medienkompetenz in den digitalen Raum verlagert. Schreibdidaktische Aspekte, die mögliche Konzeption dieser sowie praktische Voraussetzungen und Hinweise auf solche digitalen Schreibprojekte runden den ersten Teil des Buches ab. Dabei wird deutlich, dass zunächst primär der Rahmen des Deutschunterrichts im Blick ist, der sich aber auch gut auf andere Fächer erweitern lässt. Besonders die Ausführungen zum Datenschutz und Urheberrecht sind nötige Grundinformationen, die hier gut gebündelt präsentiert werden.

Im zweiten Teil des Buches wird eine Typologie von sechs relevanten digitalen Schreibumgebungen präsentiert. Dabei handelt es sich um Blogs, Kollaborative Schreibumgebungen, Schreiben in Sozialen Netzwerken, Kommentare, Messenger und Chats sowie Wikis und Wikipedia. Diese Beispiele werden in einem einheitlichen Aufbau analysiert und präsentiert. Nach einer grundlegenden Beschreibung und Darstellung der geschichtlichen Entwicklung wird dann das schreibdidaktische Potenzial der jeweiligen Schreibumgebung in den Blick genommen. Im Folgenden werden der Verlaufsplan einer möglichen Unterrichtseinheit vorgestellt, die technische Umsetzung beschrieben und ganz konkrete Beispiele genannt.

Dies stellt eine gute Basis dar, Projekte digitalen Schreibens in das eigene Unterrichten aufzunehmen und die genannten Beispiele so anzupassen, gegebenenfalls auch zu kombinieren, dass sie dem jeweiligen Fachcurriculum und der eigenen Schülergruppe entsprechen. Dabei helfen vor allem die grauunterlegten Felder, die auf Online-Tools und Apps hinweisen, die die praktische Umsetzung erst ermöglichen.

Die Schreibumgebungen lassen sich auf unterschiedliche Altersgruppen anwenden und bieten gerade in der Zeit des Distanz-Unterrichts Möglichkeiten, die neue Lernumgebung produktiv zu nutzen. Eine grundlegende Erkenntnis ist dabei im Blick zu behalten: Unsere Schüler sind nicht wirklich durch die Bank „Digital Natives“. Ihr Alter allein impliziert nicht, dass sie mit den digitalen Möglichkeiten, den Chancen und Grenzen des Internets vertraut sind. Aber auch das ist eine Erfahrung des Distanz-Unterrichts der Pandemiezeit, die in diesem Buch bestätigt wird.

Blogs & Co im Unterricht
Bildung und Unterricht
Stuttgart: Philipp Reclam Verlag. 2020
131 Seiten m. s-w Abb.
6,80 €
ISBN 978-3-15-014029-1

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