Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Konrad Hilpert: Zwischen Leihmutterschaft und Sterbehilfe

Konrad Hilpert, in zahlreichen Gremien mitwirkender Moraltheologe mit Lehrstuhl an der Universität München, stellt in diesem Bändchen 16 Interviews zusammen, die er in den Jahren 2002 bis 2022 meist aus aktuellem Anlass gegeben hat. Die Themen reichen von erweiterten Möglichkeiten der Medizin, vor allem der Reproduktionsmedizin, über die Veränderung katholischer Sexualethik, den Begriff des Gewissens bis hin zur Abgründigkeit des Menschen, die sich in schockierenden Gewalttaten manifestiert. Alle Interviews sind mit Anmerkungen versehen, die auf Schriften des Autors hinweisen und zur vertieften Beschäftigung mit den Themen anregen. Gerahmt wird die Interviewserie von fünf kurzen Aufsätzen über die geeignete Kommunikationsform für moralische Positionen. Diese Aufsätze laufen darauf hinaus,...

Sigmund Freud: Der Mann Moses und die monotheistische Religion

„Der Mann Moses und die monotheistische Religion“ gilt als ein bedeutendes Spätwerk Sigmund Freuds, in dem er – nach mehreren Ansätzen in früheren Schriften – erneut die Grenzen der Anwendung der Psychoanalyse als klinische Behandlungsmethode überschreitet und auf ein gesellschaftliches Phänomen anwendet. Dabei trägt das Werk deutliche selbstanalytische Züge: Freud untersucht etwas, mit dem er sich selbst in differenzierter Weise identifiziert, nämlich dem Jüdischsein. Der Text gilt als sperrig und vielgestaltig. Er enthält Elemente einer fiktiven Erzählung, klinische Theorien über Traumatisierung und ethnologische Thesen.

Das 2023 erschienene, vorliegende Kommentarwerk ist der sechste Band der „Wiener Interdisziplinären Kommentare“ zu Sigmund Freuds Werken. Im Geleitwort der...

Norbert Feinendegen: C. S. Lewis: Überrascht von Gott

Die Gnade Gottes führte ihn „gnadenlos“ zum Christentum. Sein messerscharfes Denken ließ ihm keinen anderen Ausweg. Es erging ihm wie Augustinus (255, Fußnote 112). Er kapitulierte schließlich vor Gott und nannte sich später „de[n] niedergeschlagenste[n] und widerwilligste[n] Bekehrte[n] in ganz England“ (247, 253). Es war ihm wichtig zu betonen, „dass Gott selbst ein lebendiger Akteur in seiner Bekehrungsgeschichte war“ (13). Wie kam es dazu, dass ein ehemals freiheitsliebender Hardcore-Materialist, der sich gegen alle auch transzendenten Einmischungen in sein Leben verwahrte (131), zum demütigen Christen wurde und rückblickend sagt: „I was not born to be free – I was born to adore and obey.“ (Ich wurde nicht geboren, um frei zu sein – ich wurde geboren, um anzubeten und zu gehorchen.)...

Sebastian Kleinschmidt: Kleine Theologie des Als ob

Die Gattung der Apologie ist eine uralte. Seit es die Christen gibt, suchen sie ihren Glauben zu vermitteln, Rechenschaft zu geben von der Hoffnung, die sie erfüllt. Nun legt Sebastian Kleinschmidt, der in den Jahren 1991 bis 2013 die renommierte Literaturzeitschrift „Sinn und Form“ leitete, einen eigenwilligen Versuch über Gott und den Glauben vor. Er umfasst zehn Kapitel, die Biographisches wie Systematisches geschickt verschränken.

Man darf von einem ostdeutschen Hintergrund sprechen. Kleinschmidt, 1948 geboren, stammt aus Schwerin, der ältesten Stadt Mecklenburgs. Sein Vater war Prediger am Dom – zugleich ein „religiöser Sozialist“ und Mitglied der SED. Ein „Doppelmissionar“, der, wie der Sohn anmerkt, vor die Wahl zwischen Luther und Müntzer gestellt, stets für den zweiten optierte....

Michael Blume: Rückzug oder Kreuzzug?

 

Banken- und Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Klimakrise, Coronakrise, Ukraine- und Energiekrise. Die Welt befindet sich seit Jahren nahezu konstant im Krisenmodus. Die Zukunftsperspektiven sind bestenfalls unklar, häufig apokalyptisch. Auch das Christentum ist in der Krise – zumindest in Deutschland und Europa, ganz zu schweigen von der katholischen Kirche, die jedes Jahr Tausende ihrer Mitglieder verliert und nur wenige hinzugewinnt.

Quo vadis, Christentum?, fragt deshalb Michael Blume, Religions- und Politikwissenschaftler und Beauftragter gegen Antisemitismus in Baden-Württemberg. In seinem neuesten Buch, das der Vertrauenskrise des Christentums gewidmet ist, dabei aber die vielen Krisen der Gegenwart nicht unberücksichtigt lässt, entwickelt Blume eine Prognose zur Zukunft der größten...

Manuel Herder (Hg.): Der Papst der Bücher. Schlüsseltexte zum Denken Benedikts XVI

Das kurze Vorwort berichtet über die herzliche Verbundenheit Manuel Herders und seines Verlages mit Benedikt XVI., dem Autor der Texte. Aus dessen umfangreichem, vielschichtigem bei Herder publiziertem Werk, das er in seiner editorischen Notiz kurz erwähnt, hat der Herausgeber unterschiedliche repräsentative Texte aus der jüngeren Vergangenheit zusammengestellt. Stefan von Kempis, der Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Vatican News, hat an dem Buch mitgearbeitet.

Der Herausgeber gliedert seine Textauswahl in sechs Abschnitte. Der erste über Glaube, Hoffnung und Liebe mit Ausschnitten aus den Enzykliken des Papstes stellt die gelungene Einleitung dar: Der Glaube an den lebendigen Gott, das Lebensfundament, ist eng mit der befreienden Hoffnung verknüpft. Diese geht über den Tod...

Helmut Hoping / Magnus Striet: Gott, Freund der Freiheit. Ein Streitgespräch

Das „Streitgespräch“ beschäftigt sich in der Reihenfolge mit Fragen nach Gott, Offenbarung, Christologie, Ekklesiologie und aktuellen Themen (Vertuschungskrise und Synodaler Weg). Magnus Striet ist Professor für Fundamentaltheologie und Philosophische Anthropologie in Freiburg im Breisgau und Helmut Hoping lehrt ebendort Dogmatik und Liturgiewissenschaft.

Beide haben unterschiedliche Ausgangspunkte für ihre Argumentation (etwa 25, 32, 44, 65-67). Striet setzt eher philosophisch-anthropologisch bei Fragestellungen in anthropologischer Interesseleitung ein und überlegt, inwiefern der christliche Glaube hier ein Antwortangebot darstellen könnte. Hoping, dessen hohe philosophische Kompetenz nicht infrage steht, hat eher dogmatisch den Blick auf die kirchliche Lehre und die...

Peter Trummer: Auferstehung jetzt – Ostern als Aufstand

 

Peter Trummer gibt in seinem klar strukturierten, flüssig lesbaren Buch mit 33 kurzen Kapiteln originelle Denkanstöße, um die christliche Botschaft von Kreuz und Auferstehung Jesu zu verstehen und umzusetzen.

Der Einleitung über die sonntägliche Feier der Auferstehung und ihre Konsequenzen (Kapitel 1) folgen Ausführungen über die Passion Jesu (Kapitel 2 – 21): Anschaulich führt Trummer die äußeren Ereignisse und das Handeln beteiligter Personen, Freunde beziehungsweise Gegner Jesu vor Augen. Darüber hinaus erläutert der Autor die unterschiedlichen neutestamentlichen Deutungen der Passion kenntnisreich und differenziert. So macht er in ihrem jeweiligen Kontext die theologische und existentielle Innenseite des Geschehens plausibel. Kritisch muss Trummer dabei feststellen: Allzu lange und...