Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Bernhard Grom: Große Frauen und was sie bewegten

„Was lehren uns die Biografien bedeutender Frauen?“ Dieser Frage wendet sich der wissenschaftlich ausgewiesene Jesuitenpater Bernhard Grom SJ in seinem Buch „Große Frauen und was sie bewegten“ zu. In siebzehn Porträts stellt er prägende Frauengestalten vor und greift damit ein Thema im Kontext des Lernens an historischen wie aktuellen Biografien auf – was nicht nur für Frauen von Interesse ist.

Die exemplarisch ausgewählten Frauenbiografien werden nicht nur sozialgeschichtlich dargestellt, sondern auch auf der persönlichen Ebene beleuchtet; so kommt in den Blick, wie die Frauen ihre Fähigkeiten entwickelt haben. So hat die sich für Frauenrechte einsetzende Ordensfrau Ruth Pfau einst in Karatschi wegen eines Visumproblems einen Zwischenstopp einlegen müssen und ist dort geblieben: Die erste Begegnung mit leprakranken Menschen in den Elendsvierteln Karatschis wurde bestimmend für ihr ganzes Leben. Der Verfasser ist davon überzeugt, dass die dargestellten starken Frauen uns wichtige Anregungen geben können.

Außer Ruth Pfau hat er Frauen ausgewählt, die dem Lesenden mal mehr, mal weniger bekannt sind: die Frauenrechtlerin Hedwig Dransfeld, die Sozialarbeiterin Helene Weber, die Heimarbeiterinnenmutter Hildegard Burjan, Dorothy Day, Freya von Moltke, die Jüdin Gertrud Luckner, die nordirischen Friedensstifterinnen Betty Williams und Maired Corrigan, Csilla von Boeselager, als Stimme der indignen Völker Rigoberta Menschú Tum, als Anwältin eines für Demokratie und Menschenrechte eintretenden Islam Shirin Ebadi, die Umweltschützerin Wangari Muta Maathai, Cicely Saunders, Mutter Teresa, die für Waisen und Lepraerkrankte engagierte Rosi Gollmann sowie die beiden Ordensfrauen Soeur Emanuelle und Lea Ackermann.

Folgt man Bernhard Grom, „sollte man die 17 vorgestellten Frauen nicht als ‚einsame Größen‘ betrachten. Denn bei praktisch allen wird deutlich, wie sehr sich ihr Erfolg auch der Fähigkeit verdankt, Gleichgesinnte für eine Sache zu begeistern und sie in einem Mitarbeiterteam, einem Verband, einer Hilfsorganisation, einer Spendergemeinde und in Ehrenamtlichengruppen um sich zu scharen. So fällt von diesen Leuchttürmen auch Licht auf viele Frauen (und Männer), die nicht durch Biografien, Straßennamen, Bundesverdienstkreuze oder Nobelpreise geehrt wurden, jedoch zusammen mit den Großen dazu beigetragen haben, dass wir an das Gute im Menschen glauben können“ (14f). Bei „diesen Wegbereiterinnen, Gründerinnen und Kämpferinnen“ wird erkennbar, „wie sehr ihr soziales Engagement von einem lebendigen religiösen Glauben getragen und inspiriert war – aber auch, mit welcher Hochachtung sie Menschen mit anderen weltanschaulichen Überzeugungen begegnet sind. Jede von ihnen könnte mit Soeur Emmanuelle sagen: ‚Ich habe die Religion der anderen immer zutiefst respektiert‘“ (15).

Angesichts der beleuchteten Frauenleben ist nun die Frage, welche Frauen und Männer heute am „Werk“ sind und so deren Geschichte „weiterschreiben“.

topos premium
Kevelaer: Verlagsgemeinschaft topos plus. 2016
268 Seiten
17,95 €
ISBN 978-3-8367-6042-3

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