In 107 kurzen Texten von je 1,5 bis 2,5 Seiten durchschreitet der emeritierte Wiener Alttestamentler Ludger Schwienhorst-Schönberger die Religions- und Theologiegeschichte Israels. Die ersten 15 Texte beschäftigen sich eher grundlegend mit „Religionsgeschichtlichen Vorgaben“ und der „Herkunft JHWHs“. Danach orientieren sich die übergreifenden Abschnitte an den Epochen der Geschichte Israels, von der „Frühstaatlichen Zeit (10. Jh. v. Chr.)“ bis zur Rückkehr aus dem Exil („Heimkehr und Sammlung“, ohne konkrete Zeitangabe). Die Texte wurden ursprünglich für die Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ verfasst und können jeweils für sich gelesen werden. In der Fokussierung auf die jeweilige Fragestellung ist das hilfreich. In der fortlaufenden Lektüre bleiben die Übergänge zwischen den einzelnen...
„Vor kurzem las ich die Charakterisierung dieses Buches als ‚Abschlachtungsbuch‘.“ Gegen diese Bezeichnung und Bewertung wehrt sich der Autor Heinz-Dieter Neef, gleichwohl er die Gewaltthematik im Richterbuch (und in vielen anderen Texten des AT) nicht verleugnet. Sie lassen fragen, warum Gott nicht eingreift – eine Frage, die auch gegenwärtig angesichts der eskalierenden Kriegsszenarien in der Welt gestellt werden kann. Doch was können heutige Leserinnen und Leser dem Richterbuch abgewinnen?
Die Gewalttexte handeln von Angriffskriegen auf das Volk Israel sowie von innerisraelitischen Auseinandersetzungen in einer äußert bedrohlichen Epoche, in der das Volk in jeglicher Hinsicht schwach und gespalten war. Das Überleben dieser heftigen Situationen beschreibt der Autor als ein Wunder, das...
Das Buch reiht sich in eine Fülle von Büchern ein, die sich mit dem Niedergang und möglichen Neuaufbruch der Kirche beschäftigen. „Kirche ohne Mitte“, „Die Kirche ist tot – es lebe die Kirche“, „Die Kirche brennt“, „Reboot – Jetzt mehr Kirche wagen“ etc. und jetzt noch „Kirche am Ende“.
Die Stärke des Buches liegt darin, dass der evangelische Autor viele interessante christliche Projekte jüngerer Zeit vorstellt, die beeindrucken und inspirieren: zum Beispiel das Projekt „Polylux – Mach was Schönes“, bei dem Christen in eine etwas heruntergekommene Plattenbausiedlung gezogen sind, um dort mit Gebet, Gespräch und Sozialarbeit Christsein zu leben, oder die Bauwagenprojekte, bei denen ein Bauwagen als mobile Kirche für Gespräche und Begegnung dient. Die Initiatoren von „Munich Church Refresh“...
Die Nerven liegen blank. Zumindest bei vielen Katholikinnen und Katholiken, die der Kirche (noch) nicht den Rücken zugewandt haben. Für viele von ihnen ist Kirche, ist Gemeinde ein fester Bestandteil des Lebens (gewesen) und sie haben viel Zeit, Herzblut und Energie in ihr ehrenamtliches oder berufliches Engagement fließen lassen. Umso mehr schmerzen manche Entwicklungen und Sichtweisen der Institution Kirche und ihrer Vertreter, die tiefe Wunden hinterlassen. Eine Spontanheilung wird es nicht geben, aber es gibt ein Buch, das doch zumindest Trost verschaffen kann: Stefan Heroks „NervenSegen. Das Trostbüchlein für strapazierte katholische Seelen“.
In seinem Werk gewährt der Autor sehr persönliche Einblicke in seine Gedanken und bietet einen Tiefgang, der wohltut. Von Anfang an ist klar,...
Begriffe wie „Wirkung“ und „Wirksamkeit“ gewinnen, gerade im kirchlichen Umfeld, immer mehr an Bedeutung. Während die Erfolge anderer Sparten, etwa der Finanz- und Wirtschaftsbranche, aufgrund von Produktions- und Absatzzahlen oder Bilanzkennziffern eindeutig vergleich- und messbar sind, ist dies in Pastoral und Seelsorge nach wie vor ein Thema, dem mit Unsicherheit und daraus folgender geringer Beachtung begegnet wird. Mit abnehmenden personellen sowie finanziellen Ressourcen stellt sich jedoch die Frage, in welche Felder Investitionen fließen sollen, so dass das Thema der Wirkung zunehmend Aufmerksamkeit gewinnt. Die Spannung, dass Seelsorge gerade ergebnisoffen, ohne vorgegebenes Ziel (was nicht ziellos heißt) und möglichst in einer Dimension des Umsonst verlaufen sollte, kann dabei...
Jenseits einer klischeebehafteten, biederen Frömmelei öffnet der Dortmunder Theologe Gregor Taxacher Denkwege zu einer unkonventionellen Reise durch die farbenprächtige Welt der „Legenda aurea“ und lädt zu spirituellen Begegnungen besonderer Art ein.
Hinter dem golden schimmernden Glanz der Legenden des christlichen Martyriums werden bemerkenswerte Persönlichkeiten und auch Vorbilder der Heilsgeschichte sichtbar, darunter etwa „starke Frauen“ – unter der „Oberfläche des klerikal und patriarchal geprägten Textes“ der „Legenda aurea“. Zu Glaubenszeuginnen, die „wundersam schmerzfrei“ leiden, gehört etwa die heilige Lucia, die die folternden Männer körperlich nicht manipulieren können. Taxacher bezeichnet die „Wundersymbolik“ als eindeutiges „Sich-Entziehen des weiblichen Körpers vom...
Der erste Blick auf die opulente Anthologie mag irritieren. Der Einband ist pechschwarz, und an das „G“ des Titelwortes schmiegt sich ein kleines Wesen, das gewiss eher teuflisch denn himmlisch ausschaut. Die Innenseiten des Einbandes wiederum bilden auf jeweils zwei Seiten beide Sphären ab: höchst bewegliche, kleine Engelsgestalten und dunkle, gehörnte „Flecken“, die auf Teuflisches verweisen. Wer den Band studiert, merkt rasch, dass der Autor die ganze, ambivalente Engel-Tradition in den Blick nimmt: die alterslosen Bewohner der Ewigkeit („Engel sind ewige Jugendlichkeit, verbunden mit der Weisheit des Alters“) wie die „gefallenen“ Engel, die man weniger mit „Sphärenmusik“ denn mit Dämonen oder dem Blocksberg verbindet. Diese Anthologie, von A bis Z geordnet, lässt sich als eine Summa...
Als sich die Deutsche Bischofskonferenz im Rahmen ihrer Frühjahrsvollversammlung am 22. Februar 2024 mit ihrer Erklärung „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ an die Öffentlichkeit wandte, waren die medialen und gesellschaftlichen Resonanzen sowie die Zustimmung zu dem Text hoch. Die Gruppe „Christen in der AfD“ fühlte sich von ihm dermaßen provoziert, dass sie am 29. Februar 2024 einen offenen Brief an die Deutsche Bischofskonferenz richtete. Im Gegensatz zu vielen anderen öffentlichen Verlautbarungen erzielte diesmal eine Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz, die sich als politische versteht, eine breite Wirkung.
Dass Kirche und Theologie politisch sein müssen und sollen, ist ein Diktum, das der Theologe Johann Baptist Metz immer wieder in das gläubige...