Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Burkhard Hose: Warum wir aufhören sollten, die Kirche zu retten

Mit seinem neuen Buch wirbt der zeitkritische Würzburger Hochschulpfarrer provokativ „für eine neue Vision des Christseins“. Nicht nur als Priester erfährt und hält er die heutige Kirche für tot. Wider jeglichen Klerikalismus plädiert er für Weltbetroffenheit und Geistesoffenheit. Außerhalb der Mauern der Kirche – gerade im Lebensalltag – gebe es mehr Wahrheiten zu entdecken als die kirchliche durch die Jahrhunderte tradierte „Wahrheit“, beispielhaft gefasst in Dogmen. Kirche ist dann wirklich in der Gegenwart angekommen, wenn sie nicht länger Antworten auf nicht gestellte Fragen gibt, sondern vielmehr auf die tatsächlichen Anliegen und Bedürfnisse heutiger Menschen hört. Auf den Punkt gebracht: eine Kirche, die endlich wieder lebendig ist. Diese Überzeugung spiegelt sich schon in der Einleitung (7-13) wider. In den inhaltlichen Ausführungen in zehn Kapiteln (14-156) formuliert er eindeutige Gegensätze bereits in der jeweiligen Überschrift wie einleitend markant: „Auferstehung statt Wiederbelebung“ (7). Textnachweise und (biografisch bedingte) Dankesworte beenden das Buch.

In der Einleitung schreibt Hose: „Ich schaue auf die Kirche in Trümmern und spüre in mir Lebendigkeit.“ (9) Dieses neue Gefühl entsteht in ihm in der Wahrnehmung einer toten. alten Kirche der Hierarchie und Glaubenssätze, dessen Teil er als Priester selber ist. Ganz anders klingen seine sich anschließenden Erfahrungen als Pfarrer einer Studentengemeinde, die offen gegenüber der Welt ist und versucht, auf den Geist zu hören und zu (re-)agieren. Er schreibt in Bezug auf seine Person: „Viel interessanter ist es für mich, mit der Botschaft Jesu außerhalb des Kirchenraumes auf der Straße unterwegs zu sein und danach zu fragen, welche Bedeutung das Evangelium für die gesellschaftlichen Themen hat, die uns gemeinsam umtreiben. Welche Relevanz hat die Botschaft Jesu für Menschen in einer Zeit, die durch existentielle Verunsicherungen und durch politische Spaltungen geprägt ist? Der rasante Klimawandel, eine immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich und die aus all dem resultierenden Flucht- und Migrationsbewegungen stellen auch die Kirchen vor neue Herausforderungen.“ (9) Es gilt, nicht mehr die alte Kirche retten zu wollen, sondern sich von der Auferstehung prägen zu lassen und nicht Vergangenes wiederzubeleben.

Damit besitzt Hose einen weiteren Horizont als der aktuell umstrittene „Synodale Weg“. So kann er sich z. B. die Vergabe von kirchlichen Weiheämtern wie das des Priesters auf Zeit vorstellen. Die Kirche lehrt zwar, dass dieses in direkter Verbindung zu den Aposteln steht, was jedoch seiner Ansicht nach nicht zwingend bedeute, dass man dieses Amt lebenslang inne haben müsse. Für ihn ist die Kirche nur ein Instrument, um das Reich Gottes in der Welt bekannt zu machen und ein christlich glaubwürdiges Zeugnis in Jesu Spur abzulegen.

Träumen wir Burkhard Hoses apokalyptische und lebendige Vision, die er am Anfang seines Buches als Leitstern voranstellt, mit und weiter, weil es um mehr geht als die Kirche: „Einen Tempel sah ich nicht in der Stadt. Denn der Herr, ihr Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung, ist ihr Tempel, er und das Lamm.“ (Offb 21,22)

Für eine neue Vision des Christseins
Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verlag. 2019
160 Seiten
18,00 €
ISBN 978-3-7365-0281-9

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