Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Christian Brüning / Robert Vorholt: Die Frage des Bösen

Der vorgelegte Themenband der Neuen Echter Bibel zur „Die Frage des Bösen“ hält, was der Klappentext verspricht: „Auf überschaubarem Raum und in verständlicher Sprache zeigen ausgewiesene Fachleute, was das Alte und das Neue Testament in den wesentlichen Fragen des Glaubens zu sagen haben“ – auch wenn Christian Brüning in seinem Fazit klar zusammenfasst, dass es sich bei der Frage des Bösen, zumindest in der Bibel, nicht um eine wesentliche Frage des Glaubens handelt.

Um zu diesem Fazit zu kommen, analysiert er im ersten Teil des Buches die Frage nach dem Bösen aus Sicht des Alten Testaments. Er gliedert seine Ausführungen in vier Teile; zuerst werden die Wirklichkeit und der Ursprung des Bösen beleuchtet, dann das Verhältnis von Gott und dem Bösen und zuletzt die Frage der Bewältigung des Bösen. Auf prägnanten 50 Seiten gelingt es dem Autor, zu Beginn den Begriff des Bösen im alttestamentlichen Sprachgebrauch und im altorientalischen Hintergrund zu bestimmen. Dabei liefert er nebenbei ein Lehrstück über Bibelhermeneutik, denn er gibt gut verständlich Einblick in die Unterschiede von deutschem und hebräischem Denken und Ausdruck.

Im Kapitel über das Verhältnis von Gott und dem Bösen arbeitet er heraus, wie Gott als Ursprung des Bösen gedacht werden kann, da Gott in seiner Allmacht über Heil und Unheil steht. Brüning zeigt, dass ein Dualismus nicht biblisch ist und das Böse keine Gegenmacht zu Gott darstellt. An Hiob zeigt er, wie eine Bewältigung des Bösen gelingen kann.

Im zweiten Buchteil entfaltet Robert Vorholt die neutestamentliche Sicht anhand der drei Begriffe Teufel, Dämonen und das Böse. Für jeden der drei Begriffe geht er systematisch durch das ganze Neue Testament und ordnet die Texte innerbiblisch und im hellenistischen Kontext der Entstehungszeit ein. Dabei zeigt sich, dass das Böse im Neuen Testament mehr als strukturelle Macht, als Ausdruck von Lebensfeindlichkeit, skizziert wird, selbst wenn die Begriffe an sich eine personellere Interpretation vermuten ließen.

Beide Buchteile sind klar strukturiert, sodass Zu- und Unterordnungen der Themen erkennbar sind; so sind die Exorzismen des Neuen Testaments dem Kapitel über die Dämonen zugeordnet, nicht dem über den Teufel oder das Böse. Das vereinfacht das strukturelle Erarbeiten des Themas zusätzlich.

Insgesamt ist das Buch sehr lesenswert, birgt es doch gut verständlich auf wenigen Seiten viel interessantes Wissen. Grundwissen über den altorientalischen Hintergrund oder den Hellenismus, die biblischen Ursprachen und Theologie insgesamt sind sicher von Vorteil, aber nicht zwingend. Gerade der erste Teil könnte für Nichttheologen in philosophischen Lerneinheiten zur Theodizee eine gute Übersicht über die biblische Position bieten.

Perspektiven des Alten und Neuen Testaments
Die Neue Echter Bibel – Themen Band 6
Würzburg: Echter Verlag. 2018
126 Seiten
14,90 €
ISBN 978-3-429-04426-8

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