Als die islamistische Hamas am 7. Oktober ihren Terrorangriff auf Israel startete und
über 1200 Menschen massakrierte, waren Kameras dabei. Auch aus der Ukraine werden
die Bilder des Krieges teilweise live gestreamt und im Internet verbreitet. Wir Zuschauer
werden immer mehr ungefragt zu Beteiligten. Live dabei zu sein – so nah am Akt des Tötens
– ist eine neue Eskalationsstufe im Krieg der Bilder. Beim Betrachten dieser medial
vermittelten Wirklichkeit werden wir in diese Bilderwelt hineingezogen und dadurch
emotionalisiert. Bilder des Krieges sind nie neutral. Sie lassen uns nicht gleichgültig zurück.
Unmittelbarkeit und Nähe sollen uns glauben lassen, wir hätten es mit der ganzen
Wahrheit zu tun. Aber haben wir das? Stirbt im Krieg nicht zuerst die Wahrheit?
Weil wir um die Problematik der Bilder wissen, haben wir uns entschlossen, in unserem
Themenheft zu Krieg und Frieden ganz auf »dokumentarische« Fotografien zu verzichten.
Stattdessen arbeiten wir mit den Mitteln der künstlerischen Verfremdung. Das Grafikkollektiv
DrushbaPankow lädt uns mit zehn Grafiken ein, über Krieg und Frieden nachzudenken.
Nicht in Form einer Überwältigung, sondern durch das Aufdecken visueller
Muster, die unseren Umgang mit Krieg und Frieden prägen. Erschreckend ist dabei, wie
tief die visuelle Metaphorik des Krieges unsere Kulturgeschichte prägt. Wie ein blutiger
Faden wird eine ikonographische Spur von Kain und Abel bis hin zu den »Brüderkriegen«
der Gegenwart (Russland vs. Ukraine) mit den Mitteln der Grafik ins Bild gebracht. Die
Ursünde der Gewalt zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Männer spielen
dabei leider meist eine besondere Rolle. »Kain, wo ist dein Bruder Abel?« ist die Frage
Gottes, die er uns bis heute immer wieder stellt. Dabei sollten wir nach zwei Weltkriegen
wissen, dass nur der Mensch des Friedens wirklich Zukunft hat (Psalm
37). Stand nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in den 1990er Jahren
das Tor des Friedens weit offen, so ist eine Generation später der
Frieden an vielen Orten wieder bedroht. Die Geister der Vergangenheit
scheinen erneut aufzuerstehen: Déjà-vu-Erlebnisse allerorten.
Vielleicht müssen wir wieder wie die Christen in der DDR vor dem
Fall der Mauer Gebetskreise bilden und auf die stille, demütige Kraft
des Gebetes hoffen. Schon einmal hat Beten geholfen, ohne Blutvergießen
aus einem Teufelskreis der Bedrohung herauszukommen. Aus
kleinsten Anfängen ist eine Bewegung für den Frieden entstanden, die
die Welt verändert hat. Trauen wir der christlichen Botschaft etwas
zu! Glauben wir an die Erfüllung der prophetischen Weissagung, dass
Schwerter zu Pflugscharen werden! Fürchten wir uns nicht! Gerade
die Weihnachtszeit spricht uns diesen Trost zu: Ein Kind ist uns geschenkt!
Man nennt es auch »Friedensfürst«.
Unser Titelmotiv stammt von dem weltbekannten Street-Art-Künstler, der bisher unerkannt unter dem
Pseudonym »Bansky« für Furore sorgte. Bansky ist bekannt für seine gesellschaftskritischen Motive. Das Motiv
»Die Soldaten« ist eines seiner pazifistischen Werke. In »The Soldiers« zeigt Banksy zwei Soldaten, die das
wohl wichtigste Friedenszeichen, das CND-Symbol (Campaign for Nuclear Disarmament), mit roter Farbe
frisch an die Wand malen. Gerald Holtom, der Erfinder dieses Symbols, das für den ersten »Ostermarsch«
1958 entworfen wurde, sah darin einen stilisierten Menschen, der angesichts einer waffenstarrenden Welt
hilflos die Arme nach unten streckt. Der umgebende Kreis soll die gesamte Erde symbolisieren. Banksy
verwendet in seinen Werken häufig Ironie und Sarkasmus, um gesellschaftliche Missstände anzuprangern.
Mit seiner Straßenkunst will er Aufmerksamkeit erregen und zum Diskurs anregen. »Die Soldaten« ist ein
Beispiel dafür, wie er durch das Paradoxon im Bild seine pazifistische Botschaft subtil und wirkungsvoll transportiert
und uns dazu anregt, uns kritisch mit dem Thema Krieg und Frieden auseinanderzusetzen.