Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Claus Arnold / Martin Belz (Hg.): Lebensbilder aus dem Bistum Mainz

Auch im dritten Band der „Lebensbilder aus dem Bistum Mainz“ sind wieder Biographien aus mehr als zwei Jahrhunderten Diözesangeschichte versammelt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem 18. und 19. Jahrhundert. Der Umbruch vom alten Erzsitz zum neuen Bistum Mainz spiegelt sich nicht nur in den Biographien von Gregor Johann Stephan Köhler, Franz Werner und Michael August Ries wider, sondern auch im wissenschaftlichen Lebenswerk von Franz Dumont, dem Historiker der Stadt Mainz und unermüdlichen Erforscher der Mainzer Republik. Die drei Beiträge von Werner Simon zu dem Pastoraltheologen Gregor Köhler, dem Bensheimer Schuldirektor Michael August Ries sowie dem Dieburger Dekan Dominikus Matthäus Joseph Goy lassen neben den „unruhigen Zeiten“ des Übergangs auch einen Blick in die theologische Ausbildung der „Epoche von Umbrüchen“ werfen. Simon referiert ausführlich die damals von den Professoren verwendete Literatur und gibt so einen guten Einblick in die Theologie des späten 18. Jahrhunderts.

Zwei Beiträge machen auf die Bedeutung der Kirchenmusik im Mainzer Bistum aufmerksam. Georg Viktor Weber war Domkapellmeister und Gründer des Mainzer Domchors. Er gilt als einer der wichtigen Vertreter des Cäcilianismus, der Erneuerungsbewegung der Kirchenmusik in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit persönlichen Erinnerungen versehen ist die Lebensbeschreibung des Wormser Domorganisten Gregor Lehr. In Mainz lebte und starb auch ein bedeutender Künstler. Philipp Veit aus der römischen Nazarenerschule war Direktor des Frankfurter Städel. Norbert Suhr stellt sein Wirken in den kunsthistorischen Kontext des 19. Jahrhunderts.

Besonders zu erwähnen sind die Artikel von zwei jungen Autorinnen. Anne Rung schildert Elisabeth Hattemer, die in der Weimarer Republik Mitglied des Hessischen Landtags war, in ihrem Einsatz für Familien-, Sozial- und Schulpolitik. Lea Stoffl stellt den Mainzer Pfarrer Johannes Brantzen vor, der dreieinhalb Jahre im Konzentrationslager Dachau inhaftiert war und nach dem Krieg am Aufbau mehrerer Pfarreien maßgeblich beteiligt war.

Mit einer von Martin Belz erarbeiteten Chronologie des Bistums Mainz im 20. und 21. Jahrhundert schließt der dritte Band einer Reihe, die in bunter Abfolge Persönlichkeiten vorstellt, die für die Diözese eine Bedeutung hatten. Es sind Seelsorger, Ausbilder von Lehrern, Künstler und Musiker, leider nur eine Frau, die ein lebendiges Panorama der Bistumsgeschichte vermitteln. Nicht nur für Mainzer, sondern auch für die Nachbarbistümer eine lohnende Lektüre.

Band III: Zehn Porträts
Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz. 2020
Mainz: Publikationen Bistum Mainz. 2020
Würzburg: Echter Verlag. 2020
331 Seiten m. s-w Abb.
22,80 €
ISBN 978-3-934450-78-3
ISBN 978-3-429-05474-8

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