Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Der Briefwechsel zwischen Erich Przywara und Gertrud von le Fort

Im hinter uns liegenden Jahrhundert lebten und wirkten im Raum der Kirche viele Männer und Frauen, die den Gang der Geschichte und den Sinn des menschlichen Lebens zu verstehen suchten. Zu denen, die von dem, was sich ihnen im Glauben an das Evangelium zeigte, in Gedichten, in Romanen und anderen Formen von Texten Kunde zu geben unternommen haben, gehörten der als Philosoph und Theologe bekannte Jesuit Erich Przywara (1889-1972) und die zur katholischen Kirche und ihrem Glauben stehende Schriftstellerin Gertrud von le Fort (1876-1971). Sie nahmen einander über alle Grenzen hinweg wahr und kommunizierten miteinander. Die Weise, wie dies unter anderem und vor allem geschah, war der Austausch im Medium des Briefwechsels. In ihren Briefen teilten sie einander mit, was sie gerade bewegte, wie es ihnen ging, wie sie den Gang der Zeit beurteilten.

Im Zentrum des vorliegenden Buches finden sich die Abdrucke der noch in einigen Archiven aufbewahrten Briefe. Es handelt sich um 40 Briefe, die E. Przywara der Baronin G. von le Fort geschrieben hat (59-101), und um 47 Briefe aus der umgekehrten Richtung (103-148). Die ersten Briefe hin und her datieren aus den 1930-er Jahren, die letzten Briefe aus den 1960-er Jahren. Diese Briefe haben in beiden Richtungen häufig den Sinn, die wechselseitige Verbundenheit zu bekräftigen. Sie lassen aber auch die Themen und nicht selten die Sorgen erkennen, die sie/ihn in ihrer Zeit jeweils umtreiben. In diesem Sinn enthalten die Briefe Hinweise auf die in anderen Formen veröffentlichten Gedanken.

Manfred Lochbrunner hat der Präsentation der Korrespondenz (Przywara – von Le Fort bzw. von Le Fort – Przywara) ein ausführliche „Einführung“ (9-58) vorausgeschickt. Sie enthält „Streiflichter zum Zeitgeschehen“(30-32), vor allem aber „Kurzbiogramme“ der beiden Personen (11-20). Was dort in Erinnerung gerufen wird, ist für das Verständnis und die Einordnung des in den Briefen zur Sprache Kommenden besonders hilfreich. Was man über Przywara und von le Fort gewöhnlich weiß – dass sie immer wieder und bisweilen in gravierender Weise gesundheitliche Probleme zu bestehen hatten –, wird mit Recht dargestellt (32-40). Es reflektiert sich ja immer wieder in ihren Briefen.

Zeitgeschichte und Kirchengeschichte ereignet sich stets ganz konkret. Menschen mit einem Namen, mit einer persönlichen Geschichte sind die Akteure, als einzelne Personen, aber auch im Miteinander mit anderen. Dies mit Freude am Detail wieder dargestellt zu haben, macht den Reiz des vorliegenden Buches aus. Es passt sich der Reihe der Bücher, die der Verfasser theologiegeschichtlich schon verfasst und veröffentlicht hat, nahtlos ein.

Würzburg: Echter Verlag. 2022
196 Seiten
19,90 €
ISBN 978-3-429-05743-5

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