Gabriele Ziegler: Die Wüstenmütter

Weise Frauen des frühen Christentums
Mit einem Vorwort von Anselm Grün

Unter dem Titel „Die Wüstenmütter“ holt die Theologin Gabriele Ziegler weise Frauen des frühen Christentums aus der Vergessenheit heraus und übersetzt deren Botschaft in unsere Zeit hinein. Sie lehren uns die Fähigkeit, sich mit dem ganzen Leben Gott zu überlassen, um so dem Geheimnis des Menschen und seiner Selbstwerdung immer tiefer auf die Spur zu kommen.

Nach einem Eintauchen in die spätantike Welt werden die „Wüstenmütter“ gewürdigt und kommen selbst zu Wort – so Theodora, Sartha, Synkletika und Melania sowie die Ägyptische Maria und die Amme Benedikts. Beispielhaft wird „Melania die Ältere“ (342-410) vorgestellt: Die adelige Witwe bricht nach Tod ihres Mannes und Vollreife ihres Sohnes besitzlos auf, über die von Mönchen bewohnte ägyptische Wüste Nitra nach Jerusalem. Dort wird sie gemeinsam mit Rufinus zur Mitgründerin eines Doppelklosters auf dem Ölberg, wo sie bis zu ihrem Tod lebt und wirkt. Bezeichnend ist, wie sie dem „Wüstenvater“, Asket und Schriftsteller Evagrios Pontikos (345-399) durch eine Krise hilft: In den Wirren seiner Zeit flieht dieser 382 nach Jerusalem, wo er in seine alten Eitelkeiten zurückfällt und ein länger anhaltendes Fieber ihm die Lebenskräfte raubt. Nachdem er der befreundeten Melania nicht nur diese Vorgeschichte, sondern auch von seinem zuvor gefassten Entschluss, ein anderer Mensch zu werden, erzählt, nimmt diese ihm das in der Einlösung heilsame wie heilende Versprechen ab, Mönch zu werden.

Die Verfasserin bezeichnet die „Wüstenmütter“ als „Wegbegleiterinnen der Seele“ und arbeitet ihre Grundhaltungen heraus. Abschließend wird gefragt, wie wir uns heute von deren Erfahrungen befruchten und uns von ihnen Wege unserer eigenen Menschwerdung vor und in Gott aufzeigen lassen können. Einzuüben sind die Grundhaltung: auf sich achten – nicht urteilen – Diskretion halten.

Stuttgart: camino / Verlag Katholisches Bibelwerk. 2015
159 Seiten
18,00 €
ISBN 978-3-460-50003-7