Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Hans Mendl (Hg.): Religion zeigen – Religion erleben – Religion verstehen

Ein Studienbuch zum Performativen Religionsunterricht

Fünfzehn Jahre nach der Einführung des Performativen Religionsunterrichts stellt sich Hans Mendl der bis dato immer noch kontrovers geführten Diskussion und zieht Bilanz. Um es dem Leser zu erleichtern, diese Diskussionen nachzuverfolgen, hat er die in den letzten Jahren an ganz unterschiedlichen Orten veröffentlichten Beiträge evangelischer wie katholischer Religionspädagoginnen und -pädagogen zur Kritik des Performativen im RU in diesem Band abgedruckt und am Ende mit sog. Lernaufgaben versehen, die einen neuen Blick auf die Inhalte der Artikel werfen sollen. Diese sind v.a. für Studierende wie für angehende Lehrer/innen geeignet, sich mit der Thematik kritisch und differenziert auseinanderzusetzen. 

Eingeleitet wird die Zusammenstellung durch eine Zusammenfassung des Herausgebers, der noch einmal das Anliegen des Performativen RU deutlich machen will – und dabei die (auch oft berechtigte) Kritik nicht verschweigt, sondern konstruktiv auf sie reagiert. Deutlich betont er, dass performatives Erleben einer didaktischen Rahmung von kognitiver Verankerung und diskursiver Reflexion bedarf (19, 220). Mendl verweist darauf, dass gerade die kritische Rezeption für ihn wichtig war und in seinen späteren Veröffentlichungen zu einer Ausdifferenzierung und Schärfung seines Ansatzes geführt habe (20), die eben in dieser didaktischen Rahmung seinen Ausdruck finde und auf die leider wenig Bezug genommen werde. In der Einleitung geht er auch auf die einzelnen nachfolgenden Beiträge ein, formuliert knapp die Kritik und nimmt pointiert dazu Stellung. Damit gibt er eiligen Lesern auf 15 Seiten einen guten Überblick über die Debatten und den aktuellen Stand. 

Schließlich findet sich ein Kapitel, in dem der Autor noch einmal pointiert die Elemente des Performativen RU zusammenfasst und an einem Praxisbeispiel veranschaulicht, was dieses Konzept für den Schulalltag bedeuten kann. Besonders gelungen ist das letzte Kapitel „FAQ – was ich schon immer fragen wollte“ (230ff). Dort werden Fragen beantwortet wie „Woher kommt eigentlich das Wort ‚performativ‘?“ „Dient ein performativer RU der Kompensation für religiöse Sozialisationsdefizite der Schülerinnen und Schüler?“ Auch hier werden die Leser in kurzer Zeit und ohne Verlust der Komplexität auf den aktuellen Stand gebracht.

Eine Anmerkung zur gesamten Debatte um Pro und Contra Performativer Religionsunterricht sei gestattet: Die Begriffe „Religion“ (als systemische Größe) und „Religiosität“ (als anthropologische Größe) werden in der Regel synonym benutzt und tragen damit m.E. wesentlich zur Kritik an diesem Ansatz bei. Wäre es nicht im Sinne der Sache sinnvoller, zwischen den Begriffen zu differenzieren und damit den Ansatz auch in Zeiten zunehmender Säkularisierung zu stärken?

Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag. 2016
248 Seiten
30,00 €
ISBN 978-3-17-031494-8

 

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