Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Hermann Stinglhammer / Bernhard Kirchgessner (Hg.): Einführung in das Christentum – für heute 2

 

Der zweite Band der dreiteiligen Einführung in das Christentum aus der Reihe Passauer Forum Theologie ist dem Glauben an Jesus Christus gewidmet. Die drei exegetischen und fünf systematischen Beiträge bieten einen Einblick in die zentralen Themen der Christologie.

Der Dreischritt Sprache, Geschichte, Glaube, mit dem der Neutestamentler Otto Schwankl seinen Beitrag zur historischen und theologischen Bedeutung des Kreuzestodes Jesu strukturiert, lässt sich als Strukturprinzip des ganzen Bandes heranziehen. Der sprachliche Befund der biblischen Texte wird aufgezeigt und damit zunächst auch die Frage nach dem historischen Wissen über Jesus von Nazaret gestellt. Insbesondere der erste Beitrag von Rudolf Hoppe zur Rückfrage nach dem historischen Jesus gibt hier prägnant den aktuellen Kenntnisstand der Exegese wieder. Gekonnt gelingt es der Neutestamentlerin Sandra Huebenthal, mit der Frage nach der Menschwerdung den Bogen vom biblischen Befund zur Systematik und damit zum Glauben zu schlagen. Die Unterscheidung von Inkarnation erster und zweiter Ordnung macht deutlich, dass die Antwort auf die Menschwerdung Gottes die Mensch-Werdung des Menschen darstellt. Diese existentielle Sicht auf die Inkarnation wird auf die weithin verkannte mystische Theologie des Apostels Paulus zurückgeführt.

Die existentielle Interpretation christologischer Fragestellungen führt der Systematiker Hermann Stinglhammer am Thema der Erlösung weiter und grenzt sich deutlich von der mittelalterlichen Soteriologie nach Anselm von Canterbury ab. Auf die einleitende Frage „Kommt Jesus zurück“ antwortet der Dogmatiker Manfred Gerwing plakativ „Ja, Jesus kommt zurück“ (131) und entfaltet darauf fokussiert die Eschatologie insgesamt. Dieser Beitrag, der die Belesenheit und theologische Positionierung des Autors dokumentiert, verliert mit seinen theologischen Assoziationsketten allerdings mitunter den roten Faden. Hier wäre insgesamt eine Reflexion über die Hermeneutik eschatologischer Aussagen hilfreich gewesen. Diese hätte die Zielsetzung des Bandes, eine Einführung in das Christentum für heute zu geben, stärker profilieren können. Die Beiträge der Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkowitz zur Auferstehung und der gelungene kunstgeschichtliche Zugang von Bernhard Kirchgessner zur Himmelfahrt verbleiben letztlich doch in einem binnenkirchlichen Raum europäischer Prägung. Gerade die religionsgeschichtliche Abgrenzung des Christentums über den Gedanken der Auferstehung bei Gerl-Falkowitz ist nicht gänzlich frei von einem lehramtlich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil bereits überwundenen Exklusivismus.

Der vorliegende Band gibt sicherlich den gegenwärtigen Stand der theologischen Reflexion des kirchlichen Christusglaubens wieder. Das „Für heute“ einer säkularen, naturwissenschaftlich geprägten Kultur wäre angesichts des zunehmenden Verschwindens des Glaubens an Jesus Christus in unseren Breiten aus meiner Sicht jedoch ausdrücklich in den Blick zu nehmen. Religionssoziologie und Pastoraltheologie hätten hierzu einiges beizutragen.

Der Glaube an Jesus Christus
Regensburg: Friedrich Pustet Verlag. 2021
155 Seiten m. s-w Abb.
19,95 €
ISBN 976-3-7917-3179-7

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