Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Hubert Philipp Weber: Credo

Hubert Philipp Weber, seines Zeichens Lehrbeauftragter für Dogmatik an der Universität Wien sowie theologischer Mitarbeiter von Kardinal Schönborn, legt mit „Credo“ eine kurze Einführung in die Glaubensartikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses vor. Dass ein Autor bei einem derart komplexen Gegenstand von vorne herein Schwerpunkte setzen muss und Auslassungen unvermeidlich sind, dürfte eine Selbstverständlichkeit sein. Ob eine solche Verdichtung in einer Einführung gelingen kann, die dem Leser keinerlei Vorkenntnisse abverlangen möchte, sei aber doch bezweifelt, selbst wenn der Verfasser einen trotz der Komplexität seiner Gedanken sehr angenehmen Stil schreibt.

Die Schwerpunkte seines Buches decken sich weitgehend mit seinen Interessen- und Arbeitsfeldern (mittelalterliche Theologie, Augustinus, Christologie, Häresien), etwa in der Zitation des Thomas von Aquin oder auch Meister Eckharts. Trotz der unvermeidlichen Auslassungen angesichts der Dichte des Bekenntnisses seien drei Monita hervorgehoben: Erstens: Der Rezensent kann den Entschluss des Autors, die Theodizee von vorneherein nicht berücksichtigen zu wollen, nicht verstehen, gerade dann, wenn auf die Themen von „Sünde“ und „Freiheit“ ein derartiges Gewicht gelegt wird. Zweitens: Das Kapitel zu Sühne und Heil („für uns gestorben“) behandelt den Tod Jesu allzu stark unter dem ökonomischen Aspekt Blut gegen Schuld, selbst wenn dieser mit der Freiheitsthematik verbunden wird. Drittens: Die Thematik Christentum und Judentum durchzieht zwar das gesamte Buch, doch kann Weber (bis auf eine Ausnahme in der Mariologie) nicht deutlich machen, was Josef Ratzinger das „Stehen im selben Bund“ genannt hat; zudem scheint er in der Tradition von Johann Baptist Metz und Anderen von einem Bruch zwischen biblischem und philosophischem Denken auszugehen. Der Verfasser legt seinen Ausführungen vor allem die biblischen Schriften zu Grunde, das hindert ihn allerdings daran, das Apostolicum auf die Gegenwart seiner Leser hin zu erläutern. Positiv hervorheben dagegen möchte der Rezensent den Raum, den Weber der Pneumatologie einräumt bis hin zur pneumatologischen Dimension der Liturgie. Die Freiheitsthematik durchzieht das Buch als roter Faden, und auch das ist begrüßenswert, erscheint es doch mit diesem Diskurs recht einfach, die Aktualität des christlichen Glaubens für die Gegenwart darzustellen.

Weber hat mit „Credo“ ein Buch geschrieben, dass vor allem Studierende in frühen Semestern wie auch Religionslehrkräfte mit Gewinn lesen werden, das ihnen weder die Komplexität des christlichen Glaubens vorenthält noch mit deutlichen Wertungen, etwa im Bereich der Ökumene, spart. Jenseits aller thematischen Anfragen (die Bundestheologie möchte der Rezensent davon ausdrücklich ausgenommen wissen!) zeigt das Buch Wege auf, den christlichen Glauben zu verheutigen; es benennt sie allerdings nicht ausdrücklich, der Leser hat also auch eine nicht zu niedrig bemessene Eigenleistung zu erbringen. Wer Anregungen zum Weiterdenken braucht, wird dieses Buch äußerst anregend finden.

Das Glaubensbekenntnis verstehen
Ostfildern: Grünewald Verlag. 2017
176 Seiten
17,00 €
ISBN 978-3-7867-3100-9

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