Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Klaus Wegleitner, Dirk Blümke, Andreas Heller, Patrick Hofmacher (Hg.): Tod – Kein Thema für Kinder?

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Verlust und Trauer von Kindern und Jugendlichen. Anregungen für die Praxis


Mit Andreas Heller und Klaus Wegleitner machen sich zwei Vertreter österreichischer Lehrstühle für Palliative Care und Organisationsethik daran, ein Werk herauszugeben, das die Thematisierung von Sterben, Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen in den Blick nimmt. Im einleitenden Kapitel des Buches zeichnen die beiden Autoren den Entwicklungsweg von der reinen Gesundheitsförderung hin zur Entwicklung der Hospizbewegung – angestoßen durch Elisabeth Kübler-Ross und Cicely Saunders in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Hierbei wurde zunehmend die Sorge um den Menschen als gemeinschaftliche Verantwortlichkeit der Gesellschaft gesehen, so dass sich der „Public-Health- und Gesundheitsförderungsansatz(es) in Palliative Care“ etablieren konnte. „Die Zielsetzungen dieser Public-Health-Bemühungen in Palliative Care sind, dass a) vorsorgend Leiden gemindert wird, b) die „community“ beteiligt wird, d.h. die Bürgerinnen und Bürger, die Kinder und Jugendlichen in der Gemeinde beteiligt werden, dass c) Wissensvermittlung zu Gesundheit, Sterben und Tod stattfindet und d) soziale Unterstützung und lokale Solidarität gefördert werden.“ 

Das Buch vermittelt in zahlreichen Beiträgen, wie wichtig die Sorge um Kinder und Jugendliche und deren Umgang mit Sterben, Tod und Trauer sind. Nicht selten werden sie von Erwachsenen aus falscher Sorge und Unbeholfenheit bei lebensverkürzenden Erkrankungen Angehöriger oder in Krisen- und Todesfällen nicht informiert und damit isoliert. Sterben und Tod werden für sie dadurch tabuisiert. Alle praktischen Beiträge des Buches legen ein eindrucksvolles Zeugnis dafür ab, dass Kinder und Jugendliche auf Augenhöhe eingebunden werden sollten. Durch präventive Maßnahmen gewinnen sie ein Maß an Resilienz und Handlungsoptionen, die sie künftige Krisensituationen werden leichter bestehen lassen. 

Menschen aus der Praxis finden für die Praxis eine große Zahl von konkreten Beispielen, wie das Thema Sterben, Tod und Verlust mit Kindern und Jugendlichen angegangen werden kann. Es liegen sowohl niedrigschwellige und kleine Angebote (von z.B. einer Unterrichtsstunde) als auch zeitaufwändige Projekte bis hin zur Gestaltung von schulischen Projektwochen vor. Diese werden ausführlich und anschaulich mit Bildern vorgestellt. Erfahrungen bei der Umsetzung der Projektideen weisen auf sensible Bereiche hin. Wer tiefergehendes Interesse an Verlaufsplänen und konkreten Medien hat, findet an allen Stellen des Buches entsprechende Links zum Download im Internet. Grundlegende Voraussetzung für den Einsatz der Ideen und Anregungen ist jedoch, dass der/die Begleitende sich selbst intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat, um den anvertrauten jungen Menschen gegenüber authentisch und wertschätzend Zeugnis ablegen zu können. 

Die vorgestellten Projekte fanden alle unter dem Dach des Malteser Hilfsdienstes als sog. Fachverband des Dt. Caritasverbandes statt. Projekte wie „Hospiz macht Schule“ (Schwerpunkt Grundschule) oder „Gib mir 'n kleines bisschen Sicherheit. Die Unsicherheiten des Lebens und Sterbens teilen“ sind deutschlandweite Modellprojekte, die in Trägerschaft des Malteser Hospizdienstes in Schulen oder anderen Organisationen von haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden durchgeführt wurden. Die jungen Menschen und ihre Eltern werden durch diese Projekte zu einer Sprachfähigkeit in diesen schwierigen Themenfeldern hingeführt und es wird „eine solidarische und mitmenschliche Sorgekultur im Alltag“ gefördert. 

Das Buch bündelt am Ende kurz und präzise wichtige Informationen über den Malteser-Bund, seine historische Entwicklung, seine Leitziele und in den letzten Jahren neu entstandene Einsatzbereiche und Projekte des Malteser-Hilfsdienstes wie beispielsweise das Projekt SINUS, ein schulisches Krisen- und Bedrohungsmanagement als netzwerkartiger Zusammenschluss verschiedener Disziplinen.

Dieser Band ermutigt jeden, diese schwierigen Themen anzugehen und im Sinne christlicher Hoffnung Heranwachsenden authentisch Rede und Antwort zu stehen.

Ludwigsburg: Der Hospiz Verlag. 2014
288 Seiten, durchgehend farb. Abb.
34,90 €
ISBN 978-3-941251-66-3

 

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