Liborius Olaf Lumma: Feiern im Rhythmus des Jahres

Eine kurze Einführung in christliche Zeitrechnung und Feste

Kalender ordnen die Zeit, bringen die Abfolge der Jahreszeiten mit dem Lebensrhythmus des Menschen in Einklang und erlauben ein Erinnern und Sich-Orientieren anhand wichtiger Ereignisse in der Geschichte. Liborius Olaf Lumma zeichnet präzise und verständlich die historische Entwicklung europäischer Kalendersysteme im vorchristlichen und christlichen Europa nach, gestützt auf Mond- und Sonnenumläufe oder in der Kombination beider. Die Entwicklungsschritte vom julianischen zum gregorianischen Kalender und der dadurch neu entfesselte Streit der abendländischen Kirche mit denen des Morgenlandes um den Termin des Osterfestes – des Dreh- und Angelpunkts des liturgischen Kirchenjahres – legt er in seiner die Identität der Ostkirchen berührenden Brisanz offen. Das säkulare Jahr, unterlegt mit den Festen der römisch-katholischen Kirche – dem Schwerpunkt dieses Bandes –, wird zur Heilszeit und Heilsgeschichte durch die Offenbarung und das Wirken Gottes in Raum und Zeit.

Der Verfasser schärft das Gespür des mit dem christlichen Glauben in Grundzügen vertrauten Lesers ein: Es geht um den inneren Zusammenhang der Liturgien der katholischen Kirche ausgehend, von Ostern mit dem vorgelagerten triduum paschale und der Fastenzeit und der nachfolgenden Osterzeit, über den Weihnachtsfestkreis bis hin zur Zeit im Jahreskreis mit Ihren Herren-, Ideen und Heiligenfesten im Großen sowie um die Nachbildung des göttlichen Schöpfungswerks in der Sieben-Tage-Woche und die Heiligung jedes Tages durch die Tagzeitenliturgie im Kleinen. 

Die durch das jeweilige liturgische Jahr repräsentierte Heilsgeschichte in Judentum, Islam und in den Kirchen der Orthodoxie und der Reformation werden in Grundzügen skizziert. Der Autor benennt zudem Punkte, wo die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil inhaltlichen Erfordernissen der Liturgik nicht gerecht geworden ist und liturgische Entwicklungen der Gegenwart ihr entgegenstehen. In manchen unreflektierten Gewohnheiten der alltäglichen Gemeindeliturgie gibt Lumma den Lesenden und Feiernden einen roten Faden an die Hand, um ihr gottesdienstliches Tun wieder am großen Wurf des Kirchenjahres auszurichten, in der Nachfolge Jesu den dreifaltigen Gott zu erkennen und sich selbst und die eigene Zeit aus diesem Geheimnis zu verstehen. 

Nach der Lektüre dieses Buches ermisst man, wie ein nur mehr sporadischer Kirchgang nach und nach die Glaubenssubstanz aushöhlt und wie eine verkümmerte ars celebrandi und eine in die Krise geratene Verkündigung in Predigt und Katechese die Liturgie schwächen.

Regensburg: Friedrich Pustet Verlag. 2017
246 Seiten
16,95 €
ISBN 978-3-7917-2771-3