Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Matthias Theodor Kloft: Dom und Domschatz in Limburg an der Lahn

Aufnahmen von Michael Benecke und Marcel Schawe

Der Limburger Dom, eines der schönsten Gotteshäuser des Landes und Wahrzeichen der Stadt, ist seit fast 200 Jahren immer wieder Objekt der monographischen Darstellung. So könnte leicht der Eindruck entstehen, es sei alles zu dieser Kirche gesagt. Dass dem keineswegs so ist, beweist die neue Publikation über Dom und Domschatz aus der Feder von Matthias Theodor Kloft, der damit eine erweiterte und aktualisierte Neubearbeitung der ersten Auflage von 2006 vorlegt. 

Der Verfasser präsentiert eingangs diverse Domabbildungen, die nicht nur einen Eindruck des Gotteshauses vermitteln, sondern auch viel über die Betrachtungsweise im Laufe der Jahrhunderte aussagen. Er erläutert die historischen Zusammenhänge der Stiftsgründung um 910 und die Ausstattung inklusive der Motive der Stifter. Ausführlich legt er die Bedeutung des heutigen Domes als Pfarrkirche vor 1803 dar. Dieser meist wenig beachtete Aspekt des Gotteshauses ist seit der Stauferzeit in den Quellen fassbar. Kloft erläutert die baulichen Elemente und Ornamente, an denen sich die Pfarrkirchenfunktion belegen lässt. Dazu zählt der eindrucksvolle Taufstein aus der Bauzeit, der „in seiner Größe und Ausführung … einer bischöflichen Taufkirche würdig gewesen“ wäre (41). An diesem Beispiel zeigt er auf, dass noch nicht alle Elemente zufriedenstellend gedeutet sind. 

Mit der Säkularisation des Stiftes 1803 wurde eine fast 900-jährige Tradition unterbrochen, an die durch Gründung des Bistums Limburg 1821/1827 und der Einsetzung eines neuen Kapitels wieder angeknüpft wurde. Mit der Inthronisation des ersten Bischofs Jakob Brand (gestorben 1833) am 11. Dezember 1827 wurde die vormalige Stiftskirche zum Dom. Die nötigen Utensilien für die bischöfliche Liturgie stammten aus dem Trierer Nachlass, die wertvollsten Teile, der heutige Domschatz, erhielt das neue Bistum vom nassauischen Herzog, der es aus Säkularisationsgut nahm. 

Immer wieder wird die Frage gestellt, ob der Dom romanisch oder gotisch sei. „Sicher ist es eine grandiose und in dieser Form einmalige Synthese von Ausdrucksformen beider Stile“, beantwortet Kloft sie (53). Er verweist auf Parallelen zu den Kathedralen von Chalons-en-Champagne und Laon, aber auch Ähnlichkeiten mit den Kirchen von Maria Laach und Andernach. Hat der Dom außen noch zahlreiche romanische Stilelemente, dominiert im Inneren die Gotik. 

Die ausführliche Untersuchung und Würdigung der Wandgemälde sind noch ein Desiderat der Forschung. Dies gelte vor allem für die Ausmalungen des 17. Jahrhunderts. Im Zuge diverser Restaurierungen erfuhren die Gemälde, aber auch der Bau, Veränderungen, in denen sich oft der Zeitgeist spiegelte. Erst bei der jüngsten Erneuerung ging man sehr viel behutsamer vor und versuchte, das ursprüngliche Erscheinungsbild wieder herzustellen. 

In weiteren Kapiteln erläutert der Verfasser die Feier der Eucharistie, die Kreuz- und die Marienverehrung anhand der baulicher Gestaltung und Ausstattung. Auch auf die nach 1880 gestalteten Fenster geht er ein – die mittelalterlichen Glasmalereien sind nicht erhalten. 

In einem zweiten Teil des Buches wird der Domschatz ausführlich vorgestellt. Besonderes Augenmerk legt Kloft dabei auf den Petrusstab, ursprünglich Teil des Trierer Domschatzes. Er wird bis in die Gegenwart u.a. bei der Einsetzung eines neuen Bischofs verwendet (auf Seite 119 ist Bischof Georg Bätzing, seit 2016 im Amt, mit dem Petrusstab abgebildet). Zudem werden die Landrentsamt-Pretiosen präsentiert. Dabei weist der Verfasser auf ein „Schurkenstück“ hin, nämlich den Diebstahl von wertvollen Steinen der Prunkmitra und der heimliche Austausch eines goldenen Kelchfußes durch einen aus Silber. So geschehen 1822. 

Auch auf moderne Stücke, die dem Domschatz beim Domjubiläum 1935 hinzugefügt wurden, geht Kloft ein. Er stellt dies in den Kontext der Zeitereignisse und führt aus, welche Auswirkungen es auf Bauwerk, Ausstattung und Liturgie gab. Im Bistum Limburg war man neuen Kunststilen gegenüber aufgeschlossen, so dass liturgisches Gerät im Art Déco-Stil und mit Anklängen an den Expressionismus vorhanden ist. 

Im Nachwort weist Matthias Kloft ausdrücklich darauf hin, dass Dom wie Domschatz keine Museumsstücke sind, sondern vielmehr „trotz ihres Alters und ihrer historischen Bedeutung immer noch lebendig in die Liturgie eingebunden“ seien (118) und ihre eigene Geschichte fortschrieben. Er hat mit dem vorliegenden Werk eine wissenschaftlich fundierte und zugleich gut lesbare Darstellung vorgelegt, in der die Entwicklung von Dom und Bistum Limburg bis in die jüngste Zeit berücksichtigt werden. In Verbindung mit der großzügigen und besonders hochwertigen Bebilderung (Fotos von Michael Benecke und Marcel Schawe) wird das Buch seinem Anspruch gerecht, ein Werk nach aktuellen Qualitätsstandards vorzulegen.

Die Blauen Bücher
Königstein: Karl Robert Langewiesche Nachfolger. Erweiterte u. aktualisierte Neubearbeitung. 2016
123 Seiten
19,80 €
ISBN 978-3-7845-4826-5

 

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