Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Mirjam Schambeck: Von Gott, Jesus, Religionen und so

Eines vorweg: Titel, Titelbild und bisherige Veröffentlichungen der Autorin ließen schon vermuten, dass das Buch für Religionslehrkräfte und Verantwortliche in Studium und Ausbildung lesenswert sein wird. Es ist so!

Ausgehend von der COACTIV-Studie, in der Indikatoren für die Qualität von Mathematikunterricht bestimmt wurden, setzt sich Frau Prof. Dr. Schambeck in einem ersten theoretischen Teil ausführlich mit der Adaption und Weiterentwicklung des COACTIV-Kompetenzmodells für die Professionalisierung von Religionslehrkräften auseinander. Dieser Teil des Buches wird vermutlich von Kolleginnen und Kollegen im Alltagsgeschäft eher quergelesen und vom Ergebnis her betrachtet. Sehr lesenswert ist dieser Teil für alle, die verantwortlich sind für angehende Religionslehrkräfte in Studium, Praxissemester und Referendariat. Mit Bezug auf verschiedene Studien wird der enge Zusammenhang zwischen dem Professionswissen der Lehrkraft, gutem Religionsunterricht und Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern konstatiert. Als Proprium des Professionswissens wird das fachdidaktische Wissen als religionsbezogene Korrelationskompetenz der Lehrkraft ausgewiesen. Das nötige Fachwissen wird sinnvollerweise als akademisches Forschungswissen in Bezug auf die Themen der Schulcurricula gekennzeichnet. Die Weiterentwicklung des COACTIV-Modells aus dem Mathematikunterricht wird begleitet von Grafiken, die die Zusammenhänge sehr gut visualisieren. Zur Verdeutlichung ihrer Gedanken spielt Frau Schambeck bereits in diesem ersten Theorieteil immer wieder ganz konkrete Beispiele aus dem Religionsunterricht ein. In der genaueren Beleuchtung dessen, was das Professionswissen von Religionslehrkräften ausmacht, wird schnell deutlich, dass sich die Organisation des Lehramtsstudiums neu ausrichten muss. Für diese Neuorganisation werden Vorschläge formuliert, die nach Meinung der Autorin schon längst hätten umgesetzt sein müssen.

Im zweiten Kapitel des Buches wird dargelegt, wie denn die religionsbezogene Korrelationskompetenz als Proprium des Professionswissens von Religionslehrkräften eingelöst werden kann. Nicht neu, aber den Kern des religionsdidaktischen Geschäfts treffend, schlägt Frau Schambeck Korrelationschiffren (kognitiver oder auch existentieller Art) vor, die zwischen der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler und den Deutefolien des christlichen Glaubens sowie anderer Religionen vermitteln. Wie dies konkret aussehen kann, wird von ihr für die Kapitel vier bis zehn angekündigt.

In der ganzen Diskussion um die Relevanz und Notwendigkeit von Religionsunterricht der letzten Zeit liest sich das dritte Kapitel über die Großwetterlage der heutigen Gottesrede wie Balsam für die Seele. Klar in der Sprache, deutlich in der Aussage werden Problemanzeigen beschrieben und am Ende dieses Kapitels weiß man wieder, warum gerade in dieser Großwetterlage von Religion ein guter Religionsunterricht als Denkraum und Angebot für die existentiellen Fragen des Lebens so wichtig ist und zur Standpunktfähigkeit der Schülerinnen und Schüler beitragen kann.

Die Kapitel vier bis zehn bieten zu sieben verschiedenen Lerngegenständen, wie z. B. die (Nicht)Erkennbarkeit Gottes, die Theodizeefrage, Tod und Auferstehung Jesu, Weiheamt für Frauen, die Sicht der Autorin auf notwendiges Wissen der Lehrkraft für ihre religionsbezogene Korrelationskompetenz. Jedes Kapitel umfasst eine anregend gewählte Themenformulierung, beschreibt in sogenannten Blenden die Relevanz des Themas und daran anschließend – jeweils bezugnehmend auf verschiedene Untersuchungen bzw. Studien – (Nicht-)Erfahrungen und Denkkonzepte von Schülerinnen und Schülern.

Im Anschluss daran bietet die Autorin kompakt und gut verständlich das jeweils für das Thema relevante theologische Wissen, das die Lehrkraft für das eigene Darstellungs- und Erklärungswissen sehr gut nutzen kann. Hier werden Lehrkräfte aller Erfahrungsstufen profitieren können.

Unkonkreter – als viele Leserinnen und Leser sich das sicherlich wünschen – bleiben die didaktischen Inszenierungen, die als Ideen zu Lernwegen ein jedes der sieben Praxiskapitel abschließen. Nichtsdestotrotz finden sich dort „unverbrauchte“, ansprechende Materialien, die als Korrelationschiffren (übrigens ebenso wie einzelne Blenden zu Beginn eines jeden Kapitels) genutzt werden können. Besonders wertvoll für die eigene konkrete Unterrichtsplanung sind auch die dort formulierten Gedankenanstöße, Fragen, auf die es zu achten gilt, wenn man mit den Schülerinnen und Schülern in den Denkraum in Bezug auf „Gott, Jesus, die Religionen und so“ eintritt.

Was Religionslehrer:innen wissen müssen
Freiburg: Herder Verlag. 2022
353 Seiten m. s-w Abb.
25,00 €
ISBN 978-3-451-39194-1

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