Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Moppi und Peter: Die wahre Geschichte zweier Hunde in der Nazi-Zeit

Wie erklärt man Kindern den Holocaust? Wie führt man sie an dieses Geschehen heran? In ihrem kindlichen Weltbild fehlt dafür jegliche Vorstellungskraft. Sie sind kognitiv und emotional damit überfordert. Die Vermittlung dieser düsteren Zeit ist somit eine große Herausforderung.

„Moppi und Peter“ wurde nach einer Erzählung von Raymond Wolff aufgezeichnet, der die Begebenheiten aus den Briefen seiner Großeltern zusammenstellte. Die Geschichte beginnt in Nackenheim in Rheinhessen, in der Nähe von Mainz. Hier lebten Raymonds Großeltern, die Familie Wolff mit ihren beiden Söhnen und mit Moppi. Der kleine Spitz war so in die Familie integriert, dass er auf keinem Familienfoto fehlte. Herr Wolff war Weinhändler, ein geachteter Mann, bis 1933, als die Nazis an die Macht kamen. Bedingt durch viele Demütigungen und aus Sicherheitsgründen, schickten die Wolffs ihre beiden Söhne nach Amerika. Sie selbst zogen schweren Herzens nach Mainz, da in einer großen Stadt nicht gleich jeder wusste, dass sie Juden sind. Dort, in der Kaiserstrasse, lebten sie fortan mit Moppi, der sich mit Peter, dem Hund der Nachbarn anfreundete. Peters Besitzer, die Familie Lekisch, waren ebenfalls Juden. Doch die Hundefreundschaft währte nicht lange. Moppi stirbt, und Peter begibt sich mit der Familie Lekisch auf die Flucht. In Nîmes in Frankreich machen sie für einige Zeit Station und begegnen dem berühmten jüdischen Schriftsteller Lionel Feuchtwanger. Dieser berichtet sogar über Peter in seinem Werk „Der Teufel in Frankreich.“ Auf dem Schiff, welches die Familie Lekisch schließlich nach Amerika bringt, stirbt Peter.

Die Geschichte über die beiden Familien mit ihren Hunden ist somit ein Zeitzeugenbericht. Die Protagonisten sind zwei Hunde, ihre Geschichte steht im Vordergrund. Der Grund dafür ist sicherlich, dass für Kinder eine gewisse Distanz hergestellt wird. Mit dem Schicksal von Kindern würden sie sich zu sehr identifizieren und sie fassungslos machen. Die Themen wie Diskriminierung, Vertreibung, Flucht sowie das Schicksal von Flüchtlingen werden sehr behutsam gestreift. Das Buch ist dazu geeignet, bei Kindern einen Sensibilisierungsprozess einzuleiten, der ab 10 Jahren durchaus stattfinden kann und – in einer Zeit, in der der Antisemitismus sich wieder so ausbreitet – stattfinden muss. Sehr hilfreich ist das Glossar, welches Begriffe aus dem historischen Umfeld kindgerecht beschreibt.

Das sehr eindrücklich illustrierte Buch ist für alle Kinder geschrieben, egal welcher Religion oder Lebensanschauung sie angehören. Es gibt Einblick in die düsterste Epoche deutscher Geschichte und macht behutsam deutlich, dass Minderheiten in gewissen politischen Systemen gefährdet sind. Obwohl es in psychologischer wie in pädagogischer Hinsicht ein großartiges Buch ist, um Kinder in diese Problematik einzuführen, sollten doch Eltern, Erzieher und Lehrer sie bei der Lektüre begleiten.

Erzählt von Raymond Wolff. Aufgezeichnet von Martina und Hans-Dieter Graf
Illustriert von Hans Lichtenwagner
Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag. 2017
64 Seiten
14,90 €
ISBN 978-3-95565-219-7

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