Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Philippa Rath / Burkhard Hose (Hg.): Frauen ins Amt!

2021 publizierte Sr. Philippa unter dem Titel „Weil Gott es so will“ 150 Lebenszeugnisse von katholischen Frauen, die eine Berufung zum Priester- oder Diakonenamt bei sich wahrnehmen, in der katholischen Kirche diesen Berufungen aber nicht Folge leisten können. Dieses Buch wurde mehrfach aufgelegt und ist als authentisches Zeugnis, wie viele von der Kirche nicht genutzten Charismen von Frauen es gibt, anzusehen. Durch die Lektüre dieses Buches fühlten sich zahlreiche Männer herausgefordert, sich mit den Frauen, deren Berufungen nicht gelebt werden können, zu solidarisieren. Die Frage nach der Stellungnahme der Männer stellt sich, weil in den gegebenen Strukturen der Kirche nicht die Frauen selbst, sondern die in den leitenden Positionen der Kirche befindlichen Männer die Diskriminierung der Frauen ändern können. So ist das vorliegende Buch als Pendant, aber auch als Antwort zu dem „Frauenbuch“ entstanden.

Der Hauptteil des Werkes besteht aus den mehr als 100 Stellungnahmen von Männern der Kirche. Das sind einige Bischöfe und Generalvikare, viele Geistliche und Ordensmänner und einige Laien, die als Journalisten bei kirchlichen Blättern tätig sind oder im Ehrenamt mit der katholischen Kirche zu tun haben. Voran geht ein Prolog mit einigen Texten von Päpsten seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, in denen positiv von der Würde der Frau gesprochen wird. Anschließend folgt eine Einführung der Herausgeber, in der die Vorgeschichte des Buches dargestellt wird. Nach den Erfahrungsberichten der Männer der Kirche beschließen drei Stimmen von engagierten Frauen den Band.

Die Stellungnahmen der Kirchenmänner haben nicht durchgehend den Charakter von Lebenszeugnissen. Viele haben den Charakter von überlegten, theologischen Stellungnahmen. In beiden Fällen wird gelegentlich auf den heutigen Priestermangel oder auf den Missbrauchsskandal hingewiesen, um klarzumachen, warum die Kirche weibliche Priesterinnen brauche. Ein etwas überhöhtes Frauenbild, das die Empathiefähigkeit der Frauen preist und den Frauen eine andere Sprache und Empfindung im Vergleich zu männlichen Priestern zuschreibt, wird gelegentlich bemüht. Dass beide Stellungnahmen dem Problem nicht gerecht werden, weil sie den Frauen aufgrund einer spezifischen besonderen Begabung das Weiheamt zuerkennen wollen und diese damit zum „Kompensiererinnen“ für vermeintlich männliche Defizite gemacht werden, wird nicht immer gesehen. Viele Männer berichten von einem Lernweg, den sie gegangen sind, bis sie sich dem Problem der nicht zum Weiheamt zugelassenen Frauen stellen konnten. Die Begegnung mit Frauen in der Kirche, die ohne Weiheamt überzeugen konnten, spielt dabei meistens eine große Rolle.

Manche Männer beschreiben die Frauenfrage als eines der prägenden Zeichen der Zeit, auf das in der Gegenwart eine Antwort gegeben werden muss, wenn die Kirche ihre Glaubwürdigkeit als Verkünderin von Gottes Gerechtigkeit nicht verlieren will: „Insofern fordern die grundsätzliche Gleichberechtigung der Frau in modernen Gesellschaften und die Besinnung auf ihre ebenbürtigen Charismen uns als katholische Kirche heraus, dem auch in der Ämterfrage einen angemessenen Ausdruck zu verleihen“ (Nr. 19).

Zahlreiche Stellungnahmen argumentieren noch grundsätzlicher. Unter Hinweis auf den Galaterbrief wird immer wieder argumentiert, es solle in der Gemeinde Christi keine Unterschiede mehr zwischen den Glaubenden geben – weder Jude und Grieche, weder Sklave noch Freier, weder Mann und Frau solle gelten. Frauen seien in der Kirche gleichzustellen, weil sie ganz selbstverständlich Teil des Leibes Christi seien. Insofern sei die Frauenfrage ein Glaubwürdigkeitsproblem für die Kirche, wenn sie Gerechtigkeit verkünden wolle, es in ihr strukturelles Unrecht gäbe, oder wenn sie die Botschaft von der universellen Liebe Gottes verkünde, aber in ihr selbst eine Abstufung von Menschsein praktiziert werde.

Auf den Punkt bringt es in den drei abschließenden Stellungnahmen von Frauen Claudia Lücking-Michel, Vizepräsidentin des ZdK: „Warum braucht die Kirche geweihte Frauen? Weil sie keine überzeugende Zeugin der Botschaft Jesu werden kann, bevor sie diese Frage nicht anders löst.“

Männer der Kirche solidarisieren sich
Freiburg: Herder Verlag. 2022
303 Seiten
28,00 €
ISBN 978-3-451-39253-5

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