Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Renate Wind: Eva, Maria und Co.

Frauen in der Bibel und ihre Geschichten

Mit ihrem Buch „Eva, Maria und Co.“ wagt Renate Wind sich an ein „heißes Eisen“, was die Stellung beider biblischer Frauengestalten in alltäglicher und insbesondere kirchlicher Hinsicht angeht. Bei der Lektüre gewinnt man den Eindruck, dass weniger die Bibel im Mittelpunkt des Interesses steht als die „Bilder“ der ausgewählten biblischen Frauengestalten. Gesehen durch unterschiedliche „Brillen“ und verschiedene Perspektiven aufgreifend, interessiert die Verfasserin vor allem die „Bildwirkung“ auf alltägliche und menschlich-existentielle Vorstellungen durch die Zeiten sowie die wissenschaftlichen Interpretationen und die jahrhundertelange Rezeptionsgeschichte. Entsprechend finden sich in den einzelnen Buchkapiteln sowohl Abbildungen als auch Quellentexte.

Die sechs Kapitel beschäftigen sich neben Eva und Maria mit weiteren biblisch bedeutsamen Frauen aus AT und NT: Rut und Noomi sowie Judit; Marta an der Seite von Maria aus Betanien sowie Maria von Magdala (Magdalena). Die Kapitel sind wenig einheitlich gehalten und auf die Grundintentionen der Autorin fokussiert. Dies macht die Buchlektüre zwar ansprechend und phasenweise spannend, erschwert hin und wieder den Lesefluss und das Verstehen.

Renate Wind möchte zu einer kirchen- und ideologiekritischen Lektüre biblischer Frauentexte anregen, die nicht von „Idolen“, sondern von „Befreiungserfahrungen“ erzählen: „Die hier versammelten Frauengeschichten sollen dazu beitragen, diese biblischen Befreiungstraditionen für die Befreiungsbewegungen von Frauen und anderen Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche sichtbar und nutzbar zu machen.“ (8) Beispielhaft dafür stehen Eva und Maria: „Was aber unterscheidet Maria von Eva? Die traditionelle kirchliche Marienlehre bescheinigt ihr im Gegensatz zu Eva Demut und Gehorsam. Ihre Antwort auf die Ankündigung des Engels, sie solle den Erlöser zur Welt bringen – ‚Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du gesagt hast‘ (Lukas 1,38) –, wird von der Kirche der Männer und Mächtigen zur vorbildlichen Haltung für alle Frauen dem Herrn und den Herren gegenüber erklärt. Doch damit nicht genug: Die Geburt des Erlösers wird von dem ‚sündigen‘ Geschlechtsakt getrennt; die Jungfrauengeburt und damit die ‚Reinheit‘ der ‚Jungfrau‘ Maria wird zum Dogma erklärt, das bis auf den heutigen Tag unnachgiebig verteidigt wird.“ (15f) Maria wird „als weibliche Ausnahmeerscheinung“ (16) aus der Erbsündenverfallenheit herausgelöst. Ein der fraglichen (Erb-)Sündenschuld Evas gegenübergestelltes idealisiertes Frauenbild kommt bis in unsere Tage zum Tragen – keine wirkliche (Lebens-)Perspektive für Frauen und die Gesellschaft von heute. Einer analogen Ambivalenz gilt das letzte Kapitel: Aus der Auferstehungszeugin Maria von Magdala wird Maria Magdalena.

topos taschenbücher
Kevelaer: Verlagsgemeinschaft topos plus. 2016
157 Seiten
9,95 €
ISBN 978-3-8367-6052-2

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