Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Tanja Unewisse: Neue Zugänge zu den Gleichnissen Jesu

Tanja Unewisses Material zum Stationenlernen zu Gleichnissen Jesu besteht zunächst aus einer knappen Einführung in den Umgang mit Gleichnissen sowie in methodischen Überlegungen zum Stationenlernen. Anschließend gliedert sich das Material zum einen in Stationen zum Gleichnis „Der verlorene Sohn“ und zum anderen in ein Stationenlernen zu weiteren Gleichnissen, bevor es schließlich sogenannte „Endstationen“ liefert, in denen spielerisch das Verständnis der Lernenden zur Reich-Gottes-Lehre gesichert werden soll.

Das sehr umfangreiche und vielfältige Material zeigt deutlich, dass die Autorin dieses in der Praxis erprobt hat und es sich in unterschiedlichen Kombinationen sowie verschiedenen Lernsettings und Lerngruppen einsetzen lässt. Hilfreich sind insbesondere die tabellarischen Lehrerhandreichungen zu den einzelnen Stationen, die übersichtlich und klar Lernziele benennen, notwendige Methoden, Vorbereitung und Zeitaufwand nennen sowie Möglichkeiten der Lösung und thematischen Vernetzung anbieten. Während das sehr einfache Layout dem dienlich ist und bei den Arbeitsblättern klar und schlicht wirkt, wünscht man sich bei der Planung als Lehrkraft angesichts der Fülle des Materials doch eine grafische Orientierung beispielsweise durch Kopfzeilen oder seitliche Nennung der Station.

Die Stärke der großen Menge an Material liegt in seiner Vielfältigkeit: Unterschiedlichste Medien (Film, Bilder, Comic, Musik etc.) und Methoden (Memoryspiel, Lückentext, Tastspiel, Gerichtsverhandlung etc.) bieten verschiedene Zugänge zu Gleichnis-, Erzähl- und Sachtexten. Unewisse denkt hierbei auch an heterogene und inklusive Lerngruppen; in den Durchführungshinweisen nennt sie einzelne Stationen, die sie für Kinder mit Entwicklungsschwerpunkten im Bereich Lernen für reizvoll erachtet.

Eine weitere Differenzierung hinsichtlich der Schwierigkeitsgrade oder Anforderungsbereiche findet explizit allerdings nicht statt. Dies wäre bei einem derart umfangreichen Material für die Klassenstufen 7 bis 10 zur Orientierung wünschenswert gewesen. Für Lehrkräfte wäre zudem eine knappe, fundierte Sachanalyse zu den einzelnen Gleichnissen hilfreich. Mit dieser inhaltlichen Grundlage fiele eine Auswahl des Materials leichter. Einige Materialien sind an sich sehr gut durchdacht, m. E. nach aber in der Form des Stationenlernens schwierig umzusetzen: Ein Rollenspiel zum Gleichnis des barmherzigen Samariters scheint in der dynamischen, eigentlich individuell erfolgenden Form des Stationenlernens schwer einzuüben und zu präsentieren zu sein. Wertvolle Diskussionen zu den Beispielen auf den „Gerechtigkeitskarten“ zur Station „Die Arbeiter am Weinberg“ würden eine gemeinsame Besprechung in einem Unterrichtsgespräch verdienen, um nicht oberflächlich zu bleiben und verloren zu gehen. Das begleitende Arbeitsjournal zum Stationenlernen greift diese Beurteilung von Ungerechtigkeit beispielsweise nicht auf. Eine Ergebnissicherung könnte höchstens im Rahmen der Abschlussbesprechung erfolgen, für die Unewisse jeweils gute Frageimpulse liefert.

Auch wenn insbesondere die Basisstationen gut durchdacht sind und durchaus Kompetenzen fördern, fehlt insgesamt – v. a. in Bezug auf die „weiteren Gleichnisse“ – eine Anforderungssituation, die den Lernenden die Relevanz des Themas verdeutlicht. Nur wenn transparent ist, wofür die Wissensstrukturen eines Gleichnisses erworben werden und worauf diese angewendet werden können, wird die Beschäftigung mit der Reich-Gottes-Lehre für die Lebens- und Lerngeschichten der Schülerinnen und Schüler relevant.

Das Heft bietet somit eher einen Fundus an kreativen Zugängen zu Gleichnissen, insbesondere zum Gleichnis des verlorenen Sohnes als ein in dieser Form anwendbares Unterrichtsmodell.

Projektorientiertes Stationenlernen zur Reich-Gottes-Lehre für die Klassen 7 bis 10

calwer materialien
Stuttgart: Calwer Verlag. 2020
143 Seiten m. s.-w. u. farb. Abb.
22,95 €
ISBN 978-3-7668-4527-6

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