Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Ulrike Gerdiken: Kirchenräume (neu) entdecken

Kirchenräume dienen der liturgischen Versammlung christlicher Gemeinden, ebenso auch dem individuellen Beten. Darüber hinaus aber sind Kirchenräume herausgehobene Lernorte. Diese Einsicht hat sich in der Religionspädagogik der vergangenen Jahre zunehmend durchgesetzt. Gerade weil viele Menschen sich nicht mehr regelmäßig in einer Kirche aufhalten und weil christliche Riten und Symbole immer weniger bekannt sind, laden Kirchenräume zur Begegnung mit der vertrauten und zugleich fremd gewordenen Glaubenstradition ein. Ein weiterer Faktor kommt hinzu: Neben der Kirche werden heute auch die Moschee und die Synagoge als Gotteshäuser bewusster wahrgenommen. Dies alles führt zu einem wachsenden Interesse an Kirchenerkundungen, besonders im nicht-gottesdienstlichen Rahmen.

Die Kirchenraumpädagogik (oder „Kirchenpädagogik“ – beide Bezeichnungen kommen in der Literatur vor) hat verschiedene Ansätze entwickelt, wie Menschen sich diese „heiligen Räume“ erschließen können. Allen Ansätzen ist gemeinsam, dass sie Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch die Begegnung mit dem Kirchenraum eine Möglichkeit zur Glaubenserfahrung und zur Auseinandersetzung mit der christlichen Botschaft geben wollen.

Ulrike Gerdiken vertritt in ihrer Arbeitshilfe einen ganzheitlichen handlungsorientierten Ansatz. Dieser verfolgt die Absicht, Schwellenängste abzubauen und einen voraussetzungsfreien Zugang zum Kirchenraum zu ermöglichen.

Die vorgestellten Methoden haben das Ziel, im ersten Schritt den Kirchenraum zunächst mit allen Sinnen wahrzunehmen und aktiv zu erforschen. Dabei darf es lebhaft zugehen; erforderliche Regeln werden vorab geklärt. Im zweiten Schritt steht die persönliche Beziehung zum Raum und seiner Botschaft im Mittelpunkt. In Auseinandersetzung mit Basisinformationen zu den vorgefundenen Ausstattungsstücken und zur kirchlichen Liturgie werden persönliche Deutungen des Raumes entwickelt. Im abschließenden, dritten Schritt geht es um das Handeln im Raum: In der Gestaltung eines Gottesdienstes, eines Gebetes oder eines Rituals tritt die religiöse Bedeutung des Kirchenraumes in den Mittelpunkt. Hierbei werden individuelle Erfahrungen von Glaube und Spiritualität zum Ausdruck gebracht.

Das vorliegende Heft bietet nach einer kurzen Einführung zur Entstehung der Kirchenraumpädagogik, zur wissenschaftlichen Einordnung und zur didaktischen Begründung eine kompakte, gut strukturierte und übersichtlich gestaltete Zusammenstellung praxiserprobter Methoden. Davon lassen sich die meisten ohne größeren Vorbereitungsaufwand einsetzen. Über einen Link zur Webseite des Deutschen Katecheten-Vereins können ergänzende Arbeitsblätter heruntergeladen werden.

Die Arbeitshilfe bietet Anleitung für die Arbeit mit unterschiedlichen Altersgruppen. Lehrkräfte können die einzelnen Methoden ohne Schwierigkeiten so modifizieren und kombinieren, dass sie zu ihrer jeweiligen Lehrgruppe passen. Lehrkräfte ohne einschlägige Vorerfahrung finden hier einen schnellen, sehr praxisnahen und unkomplizierten Einstieg in die ganzheitlich-handlungsorientierte Kirchenraumpädagogik. Für alle anderen bietet die Arbeitshilfe eine hilfreiche und nützliche Vertiefung und eine Erweiterung des Methoden-Repertoires. Wer im Rahmen des Religionsunterrichtes kirchenraumpädagogisch arbeiten will, sollte das Heft jederzeit zur Hand haben und sich davon inspirieren lassen.

Eine Arbeitshilfe zur Kirchenraumpädagogik
München: Deutscher Katecheten-Verein. 22018
43 Seiten m. Abb.
7,95 €
ISBN 978-3-88209-472-7

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