Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Uwe Birnstein „Hallelujah“, Leonard Cohen!

Zugegebenermaßen: Die ideenlose Umschlaggestaltung wie auch der Titel des Buchs lassen kritische Leser zurückweichen. Der Untertitel „Wie Leonard Cohen Gott lobte, Jesus suchte und unsere Herzen berührt“ klingt nach dem programmatischen Dreischritt jener christlichen Musikliteratur, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit christlicher Brille Biografien und Werke von Künstlern zu analysieren und dann eine Nähe zum Christentum zu attestieren, um eine gewisse (Selbst-)Bestätigung der Cohen‘schen Hörerschaft im christlichen Milieu zu evozieren. Alle anderen Hörer mögen angesichts dieses Titels, der bereits die kitschige Vereinnahmung und Nivellierung des Musikers vorwegzuschicken meint, das Buch stirnrunzelnd beiseitelegen. Der Titel der 2014 erschienenen Biografie von Liel Leibovitz wirkt passender: „A Broken Hallelujah“.

Doch der erste Blick täuscht: In seiner Veröffentlichung schafft Uwe Birnstein die Gratwanderung zwischen einer kritischen Analyse aus Sicht eines Theologen und einer belletristischen Annäherung an das Werk Cohens für die Leserschaft christlicher Literatur. Aufgrund des überschaubaren Umfangs von 130 Seiten und der sprachlichen Bekömmlichkeit des Werks, der man die Routiniertheit des Autors anmerkt, lässt sich das Buch durchaus an einem Abend lesen. Trotz der relativen Kürze schafft es Birnstein, eine Skizze der Biografie Cohens vorzulegen, die durch einige – in Lebensstationen – eingewobene inhaltliche Vertiefungen nicht oberflächlich daherkommt. Hierbei verbindet er biografische Ereignisse mit Werken Cohens und bietet theologische Interpretationsfolien. Die durch den Einband erzeugte Befürchtung ist unbegründet: Birnstein liefert keine glatte Lebenserzählung Cohens, sondern räumt den abgründigen Seiten und Lebensphasen Platz ein – ohne diese wäre das Lebenswerk des Künstlers in seiner Tiefe nur schwerlich fassbar. Das Buch thematisiert Cohens komplexe Beziehungen, seine Einbrüche, die häufig der Allgemeinheit unbekannten Bedeutungen populärer Werke (Dance Met to the End of Love) als auch die spirituelle Reise des Künstlers.

Für Leserinnen und Lesern, die sich bereits eingehend mit den dem Œuvre Cohens und seiner Person beschäftigt haben, mag es an Ausführlichkeit und Tiefe der episodenhaften Erzählweise mangeln; Neues vermögen sie in den theologischen Deutungen und Explikationen Birnsteins entdecken. Das Buch richtet sich primär an Cohen-Neuentdecker oder langjährige Hörer, die sich mit Person und Werk näher auseinandersetzen möchten und einen Einstieg suchen. Ihnen kann das Buch – mit einer Warnempfehlung zum Einband – empfohlen werden.

Wie Leonard Cohen Gott lobte, Jesus suchte und unsere Herzen berührt
München/Zürich/Wien: Verlag Neue Stadt. 2020
131 Seiten m. s-w Abb.
16,00 €
ISBN 978-3-7346-1233-3

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