Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Wolfgang Vogl: Meisterwerke der christlichen Kunst zu den Schriftlesungen der Sonntage und Hochfeste Lesejahr C

Mit der vorliegenden Veröffentlichung legt der Augsburger Professor für Theologie des geistlichen Lebens den dritten Band seiner „Meisterwerke der christlichen Kunst“ vor. Ziel des Autors ist es, mit Hilfe von Bildern aus der klassischen christlichen Kunst die Botschaft der Sonntage und Hochfeste des Lesejahres C zu erschließen. Die 72 Kapitel des Buches folgen dem Ablauf des Kirchenjahres, beginnend mit dem 1. Adventssonntag und endend mit dem 8. Dezember, dem Hochfest Mariä Empfängnis. Die einzelnen Kapitel sind so aufgebaut, dass zunächst die Evangelienperikopen, gelegentlich auch Lesungen aus dem AT und den Apostelbriefen vorgestellt und kurz interpretiert werden. Ein erster Zugang zu dem entsprechenden Kunstwerk erfolgt, indem der Autor seinen theologie- oder frömmigkeitsgeschichtlichen Hintergrund erläutert und in die Geschichte des jeweiligen Bildmotivs einführt. An eine biografische Skizze des Künstlers oder des Auftraggebers schließt sich die Provenienzgeschichte des jeweiligen Kunstwerks an. Den Schwerpunkt bildet dann eine sehr eingehende und sorgfältig jedes Detail berücksichtigende Beschreibung und Interpretation des Kunstwerks. Eine prägnante Zusammenfassung mit besonderem Blick auf die religiöse Aussage beschließt die Kapitel.

Der Großteil der Kunstwerke ist wie in den beiden Vorgängerbänden der christlichen Buchmalerei und den Alten Meistern entnommen (u. a. Bouts, Cranach d.Ä., Dürer, Martini, Rembrandt, Rubens, Tintoretto, Tizian, van der Weyden). Während die ältesten Bildwerke den Katakomben entstammen, wird mit Vincent van Gogh auch ein Vertreter der beginnenden Moderne aufgenommen. Zwei Bilder des erst kürzlich verstorbenen Priesters und Malers Sieger Köder bringen die gegenständliche religiöse Kunst der Moderne ins Spiel. Daneben werden Wandmalereien aus dem Barock aufgenommen, mit denen die Allegorie des Guten Hirten, die drei theologischen Tugenden und die Bitten des Vaterunsers veranschaulicht werden.

Der besondere Wert des Buches besteht darin, dass die christlichen Kunstwerke aus ihrem religiösen Entstehungszusammenhang heraus erklärt werden und ihr ursprünglicher „Sitz im Leben“ der Kirche und ihres Gottesdienstes rekonstruiert wird. Vogl interpretiert die Werke als genuin christliche Kunst und macht damit einen Schritt zurück ins „Zeitalter vor der Kunst“, als die hier vorgestellten Werke faktisch und ideell noch im religiösen Kosmos der Kirche beheimatet waren und nicht nur als „Kunst“ wahrgenommen wurden. Dem Leser wird deutlich, welch unermesslicher Schatz an Bildern, der zugleich ein Zeugnis der kulturellen Prägekraft des Christentums ist, in der christlichen Kunst angehäuft wurde.

Seelsorgern, Katecheten und Religionspädagogen stellt sich die Aufgabe, nach Vermittlungswegen in Gottesdienst, Religionsunterricht und Erwachsenenbildung zu suchen, um Verständnis für die christliche Kunst, für deren Motive und Symbolsprache zu entwickeln, damit dieses Erbe bewahrt und lebendig erhalten werden kann. Dabei sollte bewusst bleiben, dass der Blick Vogls rückwärtsgewandt ist und sich religiöse Fragen heute nicht immer befriedigend im Rahmen klassischer Orthodoxie beantworten lassen. Auch in der Kunst der Moderne finden sich Spuren der Transzendenz, die religiöse Erfahrungen abbilden. Dies nur als Nebenbemerkung, nicht als grundsätzlicher Einwand gegen das jetzt vollständig in drei Bänden vorliegende monumentale Werk von Rudolf Vogl, das sich auszeichnet durch eine gute Bildauswahl und eingehende, detailreiche Interpretationen mit umfangreichen Verweisen auf die theologische Tradition und die heutige Forschungsliteratur.

„Meisterwerke der Kunst“ hat das Zeug zum Standardwerk für Fachleute, aber auch zum Vademekum für religiös interessierte Kunstliebhaber.

Regensburg: Friedrich Pustet Verlag. 2018
680 Seiten m. farb. Abb.
35,00 €
ISBN 978-3-7917-2999-2

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