Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Barbara Brüning: Sterben + Tod

Klasse 1/2
Themenbände Ethik/Philosophie


Barbara Brüning möchte mit dem vorliegenden Heft der Reihe „Themenbände Ethik/Philosophie“ Kinder des ersten und zweiten Schuljahres mit ihren Fragen nach Sterben und Tod nicht alleine lassen, sondern ihnen ein Forum eröffnen, in dem sie ohne Scheu und ohne Tabus ihre Fragen stellen können. Materialien und Methoden, die diese Fragen der Kinder fördern und ausloten könnten, werden in der für die Reihe typischen Struktur angeboten: Geschichten folgen auf kurze Sachtexte, ein zum Thema passendes Kinderbuch wird vorgestellt, die Thematik erschließende Spiele und Stille-Übungen schließen an. 

Folgerichtig finden sich im ersten Kapitel dieses Themenheftes Sachtexte, die um Anfang und Ende des Lebens, um Werden und Vergehen kreisen: „So lebt eine Blume“, „Oma war auch mal ein Baby“ u.a. Auch finden sich Anregungen, wie man mit Kindern über ihre Vorstellungen eines Lebens nach dem Tod nachdenken könnte. Im zweiten Kapitel des Bandes stehen Geschichten im Mittelpunkt, die von Trauer- und Begräbnisritualen, auch anderer Kulturen, erzählen und die die Kinder anregen sollen, über den Umgang mit ihrer eigenen Trauer nachzudenken, um ihnen eine angemessene Form geben zu können. Dem Kinderbuch „‚Was ist das?‘, fragt der Frosch“ von Max Velthuijs widmet sich das dritte Kapitel. Der Frosch und seine Freunde finden eine tote Amsel. Es wird von ihren ersten Reaktionen, der Beerdigung und ihrer Trauer erzählt und davon, wie sie nach der Beerdigung einen Weg finden, das Leben wieder zu genießen. Zum Buch finden sich in diesem Kapitel didaktische Anregungen und entsprechende Arbeitsblätter bzw. Kopiervorlagen. 

Im vierten Kapitel werden Spiele vorgestellt, die Elemente des Lebens und des Sterbens zum Gegenstand haben. Nicht alle präsentierten Spiele scheinen mir geeignet, sich vertiefend mit dem Leben und Sterben auseinanderzusetzen. Im Spiel „Lebenslicht“ sollen die Kinder angesichts einer brennenden Kerze frei assoziieren, was zum Leben gehört, niemand darf wiederholen, was ein anderes Kind gesagt hat, ansonsten wird das Lebenslicht – von wem? – ausgepustet …! Im Spiel „Mumien ausgraben“ sollen die Kinder den toten Pharao und seine Frau in Leinentücher (= Toilettenpapier) einwickeln, um sie dann wieder „auszugraben“, sprich das Toilettenpapier wieder vorsichtig zu entfernen, weil die Mumien sonst beschädigt würden ...! Die Stille-Übungen des fünften Kapitels, z.B. eine Blattmeditation im Herbst, entsprechen eher dem Impetus des Bandes. Der Anhang des Heftes informiert über allgemeine Literatur zum Philosophieren mit Kindern zum Thema „Tod“, über Bücher zum Weiterlesen und über mögliche Projekte und Internetlinks.

In die ersten drei Kapitel des Bandes sind immer wieder Fragen zum Weiterdenken eingebunden. Sie enden jeweils mit der Frage „Was ich schon kann?“. Dieser Erkenntnisertrag, den die Schülerinnen und Schüler formulieren sollen, orientiert sich an drei von fünf Methoden, die zentral für das Philosophieren mit Kindern sind und die erlernt werden sollen: die analytische Methode, die die Kinder befähigen soll, Fragen an die Welt zu stellen; die dialektische Methode, die die Kinder zu eigenen Stellungnahmen anregen soll und die spekulative Methode, die den Kindern Wege eröffnen soll, die Wirklichkeit aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen. Die phänomenologische Methode, in der es um Wahrnehmen, Beschreiben und Gestalten geht, und die hermeneutische Methode, die um das Verstehen von Gedanken und Symbolen kreist, bleiben in diesem Heft gewollt unberücksichtigt. Mit der Beschreibung des Erwartungshorizontes für Lehrerinnen und Lehrer schließen die ersten drei Kapitel.

Der Ansatz des Buches, Kinder zu ermutigen, Fragen zu stellen, und ihnen zu vermitteln, dass es keine falschen Fragen gibt, ist ein nicht zu unterschätzender Bildungsauftrag, dem manch ein Arbeitsblatt des Heftes nicht ganz gerecht wird, sondern die Kinder eher einschränkt. So scheint mir die Ermutigung, Fragen zu stellen, kontraproduktiv, wenn Wörter, zu denen Fragen gestellt werden sollen, schon vorgegeben sind. 

So lässt sich auch für dieses Heft feststellen, dass es interessante Anregungen bietet, die aber einen zweiten Blick erfordern, um sie für den Unterricht kompatibel aufzubereiten. Herausragend die Wahl des Bilderbuches zur Thematik und die Anregungen zur Unterrichtsgestaltung.

Berlin: Cornelsen Verlag. 2016
56 Seiten m. s-w Abb.
14,50 €
ISBN 978-3-589-15064-9

 

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