Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Christin Tellisch: Instrumente für eine inklusive Schulentwicklung

Das Werk ist in den vier Hauptteilen in einer sinnvollen und übersichtlichen Weise gegliedert. Positiv zu bemerken ist, dass im zweiten Teil die Eltern als Kooperationspartner benannt werden und der vierte Teil mit einem Ausblick auf die eigene Praxis schließt und somit eine gute Überleitung für die eigene konzeptionelle Arbeit bietet. Am Ende jedes Kapitels werden ausführliche, weiterführende Literaturhinweise gegeben. Das Werk versteht sich als ein Praxishandbuch für Pädagoginnen und Pädagogen sowie Schulleitungen. Es führt dazu wissenschaftlich-theoretische Grundlagen aus und setzt diese mit praktischen Beispielen einer inklusiven Schulentwicklung exemplarisch in der Praxis um.

Im ersten Teil legt der Autor in einer nachvollziehbaren Weise den Fokus auf die Teambildung, bei der neben der Qualifizierung von Lehrkräften (kollegiale Fortbildungen) und dem Aspekt der Teambegleitung im Prozess (u.a. durch Supervisionsangebote) der Schulleitung als Motor und Vorbild eine besondere Rolle zuerkannt wird. Aufgrund der eigenen Praxiserfahrung ist der Fokus hier stark auf den gymnasialen Bereich ausgerichtet.

Der inhaltliche Schwerpunkt des Werkes richtet sich auch vom Umfang her im zweiten Teil (Lernen im System und in der Praxis) erfreulicherweise auf Instrumente der Implementierung, der Qualitätssicherung und der Evaluation von Inklusion in der Schule aus. Hier fließen, in einer konkreten anwendungsbezogenen Weise, Aspekte der Haltung von Pädagoginnen und Pädagogen sowie die Realisierungsmöglichkeiten in Teamstrukturen mit ein. Die Ausführungen zu einem Coaching- bzw. Mentoringkonzepts zur Alltagsbegleitung von Schülerinnen und Schülern stellt der Autor in einem sinnvollen und nachvollziehbaren Konzept dar (vgl. 189 ff.). Die Hinweise zur ganzheitlichen Förderung (vgl. Kap. 8) geben hilfreiche Impulse bezogen auf ein fächerverbindendes und unterrichtsübergreifendes Lernen. Grundsätzlich hätten die Ideen und Beispiele in diesem Praxisteil an einigen exemplarischen Stellen noch konkreter, anwendungsbezogener und schulformübergreifender dargelegt werden können.

In einer knappen Weise werden im dritten Teil die Eltern als Partner im Lernprozess benannt und Möglichkeiten für eine Kooperation „auf Augenhöhe“ (vgl. 314) aufgezeigt. Im vierten und abschließenden Teil (Schlusswort und Ausblick) fordert der Autor – im Sinne eines Postulates – die Schulen in einer treffenden Weise dazu auf, sich gemeinsam auf den Weg zu einer inklusiven Schulkultur zu bewegen und dabei neue Kooperationen einzugehen. Als hilfreich für diesen Prozess wird der Index für Inklusion (Prengel, Hinz, Wocken) in einer treffenden Weise benannt und empfohlen.

Der Autor appelliert an die Schulen „von der Basis auszugehen“ und in der Verbindung von bildungstheoretischen Erkenntnissen und in der Praxis umsetzbaren Erfahrungen und unter den regulären Ausstattungsbedingungen Konzepte für eine inklusive Schule (vor Ort) zu entwickeln. Das kann nur gelingen kann, wenn alle an der Schule Beteiligten sich einem Professionalisierungsprozess unterziehen, wird an dieser Stelle hervorgehoben (vgl. 324). Positiv zu benennen ist ebenfalls, dass dies der Autor auf der Grundlage einer entsprechenden Haltung und „auf Werten wie Wertschätzung, Anerkennung, Vertrauen, Gleichwertigkeit und Respekt für Vielfalt“ verortet sehen will (325).

Zusammenfasend kann festgestellt werden, dass das Werk gute Denkanstöße für die Entwicklung einer inklusiven Schule innerhalb einer inklusiv gedachten Gesellschaft geben kann. Diese werden aus organisatorischer Sicht (Schul-, Personal- und Qualitätsmanagements) dargelegt und im Sinne einer Theorie-Praxis-Vernetzung mit einer stärker wissenschaftsorientierten Fundierung sowie mit praktischen Umsetzungsmöglichkeiten im Schulalltag verbunden.

Schulmanagement, Qualitätsentwicklung, Lernarrangements
Opladen / Berlin / Toronto: Barbara Budrich Verlag. 2020
330 Seiten m. s-w Abb.
38,00 €
ISBN 978-3-8474- 2382-9

Zurück