Christof Rapp: Metaphysik

Eine Einführung

Das Buch von Christof Rapp liest sich vergnüglich, denn er gebraucht viele moderne Beispiele, die die auf den ersten Blick trockene Materie mit einem Augenzwinkern darstellen. Alle zentralen Begriffe der Metaphysik werden nach einem allgemeinen Einführungskapitel über die klassischen Anfänge bei Platon und Aristoteles systematisch entwickelt. Die zentralen Fragen lauten: Gibt es eine Wirklichkeit außer/ neben oder über der wahrnehmbaren Wirklichkeit? Existieren Zahlen? Was ist das Seiende oder Existenz? Gibt es Nicht-Existierendes? Was sind Eigenschaften von Dingen, was sind Tatsachen? Wie sind materielle Einzeldinge bzw. Substanzen zu bestimmen? Was ist Kausalität? 

Unter das Vergnügen an den unterhaltsamen Beispielen mischt sich bei der fortschreitenden Lektüre jedoch eine anwachsende Irritation. Jede metaphysische Frage wird nämlich mit der modernen Logik – wie sie Frege und Russel Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten – formalisiert und interpretiert. Dabei wird die m.E. wesentliche Tatsache völlig ausgeblendet, dass seit der Antike eine intensionale Logik entwickelt und tradiert wurde. Sie unterscheidet sich erheblich von den extensionalen Logikentwürfen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Gerade weil sich die antike intensionale Logik grundsätzlich von extensionalen Logikformaten unterscheidet, sollte sie gerade in einer historisch informierten Darstellung der Metaphysik vorkommen oder zumindest die einschlägigen Vertreter in ihrer originären Denkweise präsentieren. 

Da dies an keiner Stelle des Buches geschieht, findet eine Überformung der historischen Positionen mit der modernen zweiwertigen Logik statt, die die Propria der antiken Logik und ihrer Nachfolger – etwa den porphyrischen Baum und die Dihairesis zur Bestimmung und Unterscheidung des intensionalen und extensionalen Verhältnisses von Universalien und Eigenschaften, die Unterscheidung zwischen Negation und Privatio oder auch die Modalitätenlehre – vollständig ignoriert.

C.H. Beck Wissen
München: C.H. Beck Verlag. 2016
128 Seiten m. Abb.
8,95 €
ISBN 978-3-406-66796-1