Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Cornelia Steinfeld: Die Bibel in Formen und Farben

Zwei Kreise, ein gefährlich spitzes Dreieck und feine farbliche Differenzierungen in Weiß, Schwarz, Rot und Pastellbraun. Mehr braucht es ganz offenbar nicht, um die Erzählung von Kain und Abel buchstäblich auf den Punkt zu bringen. Cornelia Steinfelds Buch „Die Bibel in Formen und Farben“ hält genau das, was der Titel verspricht: In klarer Farb- und Formensprache visualisiert die Grafikdesignerin 40 ausgewählte Erzählungen aus dem Alten und Neuen Testament, indem sie diese mit den elementaren Mitteln des Designs auf das Wesentliche reduziert.

Das ist gleichermaßen so genial wie ungewohnt. Schließlich haben wir uns – gewissermaßen mit dem Segen des Zweiten Konzils von Nicäa (787) – in unseren Sehgewohnheiten an die gegenständlichen, figürlichen bisweilen sogar realistischen Darstellungen der bildenden Kunst seit Jahrhunderten gewöhnt. Der pädagogische Wert ist im Sinne des Konzils so manchem Kunstwerk auch gar nicht abzusprechen, wenn es darum geht, zentrale biblische Erfahrungen anschaulich werden zu lassen oder die Sinnspitze einer Erzählung herauszustellen. Dabei ist es geradezu zu einem unterrichtlichen Vergnügen geworden, die Mittel der Darstellung zu reflektieren und in diesem Zusammenhang den Verwechslungen von Abbild und Abgebildetem entgegenzuarbeiten. Die mit renommierten Designpreisen ausgezeichnete Steinfeld knüpft hier sehr bewusst an die ursprünglichere Traditionslinie der symbolischen Darstellungswelten des Christentums an und schafft mit ihrer Bildsprache einen neuen Zugang zu zentralen biblischen Erfahrungen.

Gestaltet ist das Buch nach dem Doppelseitenprinzip, indem es auf der linken Seite zunächst den biblischen Text sowie einen „auf eine neue Sichtweise angelegten Impuls“ zur ausgewählten Bibelstelle bietet. Die rechte Buchseite gehört allein dem Bild. Über die Bandbreite der Autorinnen und Autoren, die Steinfeld für ihr Vorhaben gewinnen konnte, gelingt es der Designerin auch, die Vielfalt möglicher textsprachlicher Äußerungen in die angezielte Kommunikation mit dem Bibeltext einzuspielen: Neben Gebeten und lyrischen Texten finden sich theologische und religionspädagogische Beiträge, was letztlich den Einsatzort des Buches für die Praxis enorm verbreitert und für die Schule interessant macht.

Wenn der Religionsunterricht gerade in Zeiten der Digitalisierung und Produktionsorientierung nach adäquaten ästhetischen Ausdrucksformen sucht: Hier kommt eine weitere. Es dürfte in jeder Hinsicht wohl spannend werden, die Schülerinnen und Schüler in eine ähnliche Aufgabenstellung und damit in die Kommunikation mit zentralen biblischen Erfahrungen sowie dem Design der Autorin zu bringen. Angesichts der Tatsache, dass bei der Auswahl der Textstellen die zentralsten getroffen wurden, es letztlich aber nur 40 sind, bleibt eine Frage offen: Wann kommt die Fortsetzung?

Regensburg: Schnell und Steiner. 2022
96 Seiten
19,95€
ISBN 978-3-7954-3789-3

Zurück