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Katharina von der Gathen / Anke Kuhl: Radieschen von unten
Ein buntes Buch über den Tod für neugierige Kinder – so lautet der Untertitel des Sachbuches „Radieschen von unten“. Es ist in der Tat ein farbenfrohes und kreatives Buch, das es vermag, sich in ansprechender, kindgerechter und empathischer Weise mit Interessantem, Wissenswertem, Tröstendem und Ermutigendem rund um das Lebensende auseinanderzusetzen.
Zwischen den Buchdeckeln, auf deren Innenseiten diverse Synonyme für das Wort „Sterben“ aufgelistet sind, finden sich kindgerechte, sprachsensible und neugierig machende Darstellungen in unterschiedlichen Textgattungen über das Ende von Lebewesen, das Sterben der Menschen, Beerdigungsrituale, Formen des Trauerns und der Umgang der Lebenden mit den Toten in fünf überaus vielfältig und klug gestalteten Kapiteln.
Das Zusammenspiel zwischen Text- und Bildanteilen trägt in besonderer Weise dazu bei, dass die jungen Leserinnen und Leser neugierig werden und sich unverkrampft und offen mit den verschiedenen Aspekten rund um Sterben und Tod auseinandersetzen können. Der Titel „Radieschen von unten“ weckt sofort die Assoziation, dass hier ein entspannter Zugang zu einem häufig mit Ängsten behafteten Thema gewählt wurde. Dies wird durch den Untertitel „Das bunte Buch über den Tod für neugierige Kinder“ verstärkt und die interessante Covergestaltung unterstützt. Zudem wird durch Comics, Suchbilder, einer Fülle interessanter Zeichnungen, die Anke Kuhl sehr gelungen sind und die die jeweiligen Situationen bestens darstellen und somit die Inhalte verstärken und weiterführen, den Kindern auf Augenhöhe begegnet, und ihre Fragen und Unsicherheiten werden ernst genommen. Dabei geraten die Texte und die Bilder nie in einen kitschigen und verharmlosenden Duktus, sondern geben in empathischer Weise Auskunft. Vor allem die Betonung, dass es keine eindeutigen Vorgaben oder Regeln für den Umgang mit Sterbenden und in den Momenten des Sterbens gibt und jegliches Trauern etwas sehr Individuelles darstellt, ist eine große Stärke des Buches. Es gibt kein Richtig und kein Falsch – und auch das vermag gerade den jungen Leserinnen und Lesern den Schrecken nehmen, über das Ende des Lebens nachzudenken.
Die Beschreibungen in Kapitel eins, die mitnichten Angst machen, sondern auf das Leben und sein Ende in vielen Facetten blicken, bergen viele interessante und ungewöhnliche Informationen darüber, woran Menschen sterben und welch kuriose Todesarten es gibt.
Rund um den Sterbeprozess gibt es viele Fragen und Unsicherheiten; im zweiten Kapitel werden mithilfe einer Vielzahl unterschiedlicher Textgattungen und Zeichnungen Fakten dargeboten. Vor allem der angeführte Vergleich im Text „Abschied nehmen“ ist sehr nah an dem, was Kinder kennen und sich vorstellen können. In dem Interview mit einem Arzt, der Sterbende begleitet, wird sehr persönlich und freundlich über Ängste sowie Unerklärliches im Sterbeprozess gesprochen.
Was es alles zu tun gibt, wenn ein Mensch gestorben ist und beerdigt wird, zeigt das dritte Kapitel. Allerlei Wissenswertes rund um Beerdigungsrituale und Friedhöfe wird ausgebreitet ebenso wie eine Checkliste für eine Beerdigung, für die viele Entscheidungen getroffen werden müssen. Am Ende dieses Kapitels steht eine Sammlung von Witzen, die weder makaber noch unpassend sind, sondern sich sehr gut in die Konzeption einfinden.
In den beiden letzten Kapiteln erfahren die Leserin und der Leser eine Menge über das Trauern und eine Vielzahl von Ritualen rund um das Leben mit den Toten in verschiedenen Kulturen. Herauszustellen ist die sensible Darstellung der Formen des Trauerns. Dass auf einer Doppelseite in Bild und Text Vorschläge gemacht werden, wie man mit der eigenen Trauer umgehen kann, und diese ganz nah an der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen sind, ist eine weitere Bestätigung dafür, wie konsequent die Autorin und die Illustratorin es vermögen, die Zielgruppe im Blick zu behalten.
Wie Religionen mit dem Tod und den Erwartungen, was nach dem Tod kommt, umgehen und welche Ideen bezüglich der eigenen Unsterblichkeit existieren, wird in einer zum Nachdenken und Diskutieren anregender Weise dargestellt. Hilfreich ist am Ende die Zusammenstellung wichtiger Wörter. Den Abschluss bilden ein freundliches Gedicht und Bastelanleitungen.
Zu Recht wurde „Radieschen von unten“ von Katharina von Gathen und Anke Kuhl bereits als Bestes Wissenschaftsbuch 2024 (Kategorie Juniorwissen) ausgezeichnet und ist u.a. für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2024 (Kategorie Sachbuch) nominiert. Ob Kinder mit ihren Eltern, Großeltern oder Freunden das Buch gemeinsam Durchblättern, Anschauen, Lesen oder ob sie es allein erkunden – es wird auf jeden Fall ein Gewinn für sie sein. „Radieschen von unten“ ist ein äußerst empfehlenswertes Buch nicht nur für junge Leserinnen und Leser.
Das bunte Buch über den Tod für neugierige Kinder
Leipzig: Klett Kinderbuch. 2. Aufl. 2023
156 Seiten m. farb. Abb.
22,00 €
ISBN 978-3-95470-285-5