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Martin Schäuble: Godland. Dein ewiges Leben hat einen Preis. Roman
„Lade dich hoch ins sorgenfreie Godland. Lebe glücklich und ewig“ – so lautet der Werbe-Slogan des Uploadkonzerns „Godland“. Die Protagonistin des dystopischen Jugendromans „Godland – Dein ewiges Leben hat einen Preis“ von Martin Schäuble ist die 15-jährige Yolanda. Sie lebt nach den Klimakriegen mit ihrem Vater Jesper und ihren Freunden auf einer Serverinsel mitten im Ozean. Die Reichen sind alle „godline“ – sie führen upgeloadet nach „Godland“ ein sorgloses und ewiges digitales Leben. Diejenigen, die sich wie Yolanda die Digitalisierung ihres Bewusstseins nicht leisten können, müssen hart auf der Serverinsel arbeiten. Unter der Kontrolle der Künstlichen Intelligenz „Godmother“ haben sie das Funktionieren der Supercomputer, die die virtuellen Welten erzeugen, zu gewährleisten. Wenn sie zufriedenstellend gearbeitet haben, können nach zwanzig Dienstjahren auch die Analogen in die virtuelle Welt hochgeladen werden, so das Versprechen der alles überwachenden und bestimmenden „Godmother“. Yolanda hat sich mit der Situation arrangiert. Dann kommt es jedoch vermehrt zu Vorfällen, die sie an der Unfehlbarkeit und den ehrlichen Motiven „Godmothers“ zweifeln lassen. Zur Beruhigung wird Yolanda die Ehre zuteil, „Godland“ zu besuchen. Diese Erfahrung trägt allerdings zur Erkenntnis bei, dass „Godland“ ein fragwürdiges und „Godmother“ ein manipulatives Konstrukt ist, dem Yolanda sich nach inneren Kämpfen schließlich mit ihren Freunden entgegenstellt.
Der spannende Jugendroman zeigt deutlich, wie sehr die Sehnsucht nach Frieden und Unsterblichkeit den Menschen durchdringen kann. Leid und Tod überwinden und sich sein Leben nach eigenem Ermessen uneingeschränkt gestalten zu können, ist ein durchaus nachvollziehbares Begehren. Der Roman setzt vor dem Hintergrund der Klimakrise und der Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz an. Den ureigenen Ängsten der Menschen vor Mühsal und Endlichkeit wird die vage Hoffnung auf ein unbeschwertes und ewiges Leben entgegengesetzt. Die Frage stellt sich, was eine Gesellschaft dafür bereit ist zu tun – oder aufzugeben.
Für den Unterricht – für den der Verlag kostenlos Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellt – bietet dieser Jugendroman fächerübergreifend eine Fülle von Diskussionsmöglichkeiten an, gerade weil er nicht alle offenen Fragen beantwortet. Es bleibt Raum für eigenes Weiterdenken und Hinterfragen, das eine Zukunftskompetenz darstellt, die nicht zu unterschätzen ist. Wie wollen wir leben? Wie möchten wir unsere Gesellschaft mitgestalten? Wem vertrauen wir uns und unsere Lebenswirklichkeit an? Wie wertschätzen wir, was uns gegeben ist? Konsequentes Durchdenken dessen, welche Folgen unser Handeln oder unser Unterlassen in jeglichen Bereichen unseres Lebens haben, ist ein Aspekt, den Martin Schäuble vielfältig anstößt. Und bevor die Dystopie zur Hoffnungslosigkeit führt, kann im Religionsunterricht die hoffnungsvolle Darstellung der Grundsätze christlichen Handelns und Glaubens eine klare Orientierung anbieten.
Frankfurt: Fischer Verlag. 2023
336 Seiten
15,00 €
ISBN 978-3-7373-4311-4