Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Niklas Günter / Annika Möller / Sönke Zankel: Religionsdidaktik konkret. 7 x 7 Fragen zur Praxis des RU

Wer die obigen Angaben nicht genau genug gelesen hat, sei noch einmal darauf vergeweisen – diese Rezension stellt kein Buch, sondern 49 Karten vor. Allerdings, dies darf vorab schon gesagt werden: Kartenlektüre kann lohnend sein. Die Autorengruppe hat nämlich ein spannendes Werk erstellt, dass sich sieben Bereichen des Religionsunterrichts widmet und dabei den Fokus insgesamt sehr deutlich auf die Unterrichtspraxis setzt.

Folgende sieben sogenannte Blickwinkel werden beleuchtet: 1) Konzeptionelles und Grundsätzliches, 2) Rechtsgrundlagen, 3) Unterrichtsvorbereitung, 4) Praxis, 5) Schülerinnen und Schüler, 6) Religionslehrkraft und 7) Herausforderungen. Zu jedem Bereich gibt es dann 7 Fragen, sodass sich der Titel „7 x 7“ entsprechend erklärt.

Die Fragen haben grundsätzlichen Charakter wie „Warum sollte heute überhaupt noch Religion unterrichtet werden?“ und umfassen altbekannte Gedanken wie „Darf ich mit meinen Schülerinnen und Schülern im Unterricht beten?“, didaktische Elemente wie „Kompetenzen oder Themen bzw. Inhalte – woran soll ich mich orientieren?“, Hilfestellungen gemäß „Welche Methoden können Lernende im Religionsunterricht wirklich ansprechen?“ über herausfordernde Elemente etwa „Wie gehe ich mit (religiös) wenig toleranten Schülerinnen und Schülern um?“ bis zu zeitgenössischen Chancen und Problemen: „Ist digital besser? – Wie viel ‚Digitalität‘ in der Gestalt von Tools oder Programmen passt in oder zum Religionsunterricht?“

Die Karten sind alle gleich aufgebaut: Auf der Front findet sich die Hauptfrage, zudem gibt es drei zusätzliche Fragen zum Weiterdenken. Knappe Erläuterungen der Autorenschaft finden sich auf der Rückseite, sodass ein Vergleich mit den eigenen Gedanken und Ausführungen stattfinden kann. Zu loben ist die optische Struktur; je sieben Karten haben entsprechend dem zugeordneten Blickwinkel eine Farbe, sodass eine klare Orientierung gegeben ist und nach der Durchmischung schnell wieder Ordnung hergestellt werden kann.

Der Rezensent hat die Karten mit einer Gruppe von Referendarinnen und Referendaren der Fächer evangelische und katholische Religion gemeinsam erprobt. Es fanden intensive Gespräche statt, der Austausch war fruchtbar und die Hilfsfragen führten teils zu Exkursen, die zuvor nicht antizipiert worden waren. In der Natur der Sache liegt dabei die Einschränkung, dass bei einer großen Zielgruppe manche Fragen wie beispielsweise zur Verankerung des Religionsunterrichts im Grundgesetz keine neuen Erkenntnisse hervorrufen. Bei anderen Fragen, wie beispielsweise der zukünftigen Weiterentwicklung und der Perspektive des Religionsunterrichts treffen, durchaus unterschiedliche Vorstellungen aufeinander. Des Weiteren lag der Gewinn der Erprobung darin, sich mit Fragen auseinanderzusetzen, die man sich sonst vielleicht nicht gestellt hätte.

So lassen sich einzelne Karten sicherlich gut mit Kursen der höheren Sekundarstufe I und/oder der Oberstufe nutzen, um die Rolle von Staat, Kirche und eben auch Religionsunterricht zu diskutieren. Weitere Einsatzmöglichkeiten sind Fachkonferenzen, Studientage und das Selbststudium. Dabei müssen die Karten nicht mathematisch streng gemäß „7 x 7“ abgearbeitet, sondern es können einzelne Blickwinkel – je nach Anlass und Muße – herausgenommen werden.

Es wäre wünschenswert, wenn die Kartenlektüre für viele weitere Einzelpersonen und Gruppen neue Impulse liefern würde.

utb 6199
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Verlag. 2024
49 Karten DIN A5
22,00 €
ISBN 978-3-8252-6199-3

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