Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Rita Burrichter / Georg Langenhorst / Klaus von Stosch (Hg.): Komparative Theologie: Herausforderung für die Religionspädagogik

Das Thema ist angesichts der aktuellen Entwicklungen – in Deutschland, Europa und der Welt – mehr als wichtig. Insofern ist es nur zu begrüßen, dass der Frage nachgegangen wird, wie interreligiöses Lernen gelingen und wie die Religionspädagogik darauf reagieren kann.

Der Band setzt sich in verschiedenen Aufsätzen mit der Konzeption der Komparativen Theologie auseinander, für die Klaus von Stosch, katholischer Fundamentaltheologe aus Paderborn, steht. Die Grundfrage aller Beiträge ist, wie sich Religionen wirklich begegnen können, „auch über die gemeinsame Besinnung auf die Förderung von Frieden und Gerechtigkeit hinaus“. Identität, so der Ansatz, kann nur durch Verständigung gelingen und muss neben der kognitiven auch eine emotionale Ebene beinhalten.

Von drei Seiten wird dessen Ansatz beleuchtet. Im ersten Teil geht es um die Beziehung von Religionspädagogik und Komparativer Theologie. Der zweite Teil leuchtet die Möglichkeiten der Komparativen Theologie für den Religionsunterricht aus. Der abschließende dritte Teil setzt sich mit Kooperationserfahrungen und -möglichkeiten im Blick auf Christentum und Islam auseinander. Den Abschluss bildet eine Replik des Fundamentaltheologen, in der er sich auf die vorigen Beiträge bezieht und sie kommentiert.

Erfreulicherweise finden sich neben renommierten Autorinnen und Autoren aus dem Bereich Interreligiösen Lernens auch jüngere Religionspädagoginnen und -pädagogen. Inhaltlich wie konzeptionell ist der Band innovativ und gibt einiges zu denken sowie interessante Anstöße für den eigenen Professionsbereich. Durch die differenzierte Stellungnahme von Stoschs präzisieren sich die Möglichkeiten, die die Komparative Theologie für eine Religionspädagogik, die sich der Thematik des interreligiösen Lernens im aktuellen Kontext stellen möchte, bieten kann.

Zwei Anmerkungen seien angefügt: Mehrmals wird darauf verwiesen, dass der Band keine Einführung in die Komparative Theologie ist; dies ist verständlich und nachvollziehbar. Dass sich allerdings an keiner Stelle etwas über die Konzeption, Zielrichtung, Vorstellung des den Aufsätzen zugrundeliegenden Modells findet, ist für Leser/innen, die den Ansatz noch nicht kennen, mehr als schade. So verpuffen gleichsam die vielfältigen Impulse für die alltägliche Arbeit, wenn über die Komparative Theologie kein Wissen vorhanden ist. Vor allem für Praktiker/innen, die offen sind für neue Impulse aus der wissenschaftlich-universitären Religionspädagogik, ist das Fehlen dieses Theorie-Anteils hinderlich, müssen sie sich, wollen sie wirklich in ihrer Praxis weiterkommen, erst mit dem Ansatz als solchem beschäftigen.

Die zweite Anmerkung bezieht sich auf das Anliegen des Bandes, Begegnungen zwischen Religionen nachhaltig zu ermöglichen. Die Zielsetzung sowie die daraus resultierenden Überlegungen aus Sicht der Religionspädagogik würden noch stärker greifen, wenn sie weniger religionszentriert wären und sensibler die Unterscheidung von Religiosität und Religion beachteten, anstatt sie synonym zu verwenden: „Religiosität“, so von Stoch, „ist nicht immer bunt und schön; täglich erleben wir ja gerade heute, wie ambivalent und zerstörerisch Religion sein kann.“ Gerade vor dem Hintergrund der anvisierten Stärkung der emotionalen wie subjektiv-anthropologischen Dimension im „Begegnungslernen“ könnten sich so für die Praxis des Religionsunterrichts weitere Impulse ergeben, begegnen sich doch zunächst Menschen (in ihrer unterschiedlichen Religiosität) und erst in zweiter Linie abstrakte Religionen.

Dennoch: Dieses Werk ist thematisch aktuell und für diejenigen, die sich mit Fragen interreligiösen Lernens beschäftigen, ein hilfreicher Impulsgeber.

 

Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag. 2015

320 Seiten

34,90 €.

ISBN 978-3-506-78259-5

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