Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Ulrike Itze / Edelgard Moers: 55 Lernspiele für Ethik, Religion und Philosophie in der Grundschule

Für nachhaltiges und kompetenzorientiertes Lernen

„Spielen und Religion gehörten schon immer zusammen“ – basierend auf dieser Beobachtung legt das Werk 55 Spielideen für den Ethik-, Religions- und Philosophieunterricht in der Grundschule vor. In den einleitenden Bemerkungen betonen die Verfasserinnen die Bedeutung des Spiels in der christlichen Tradition, indem sie auf Krippen-, Passionsspiel und die Ausgestaltung der Umzüge zum Fest des heiligen Martin verweisen. Sie konstatieren die hervorgehobene Rolle des Spiels als Methode des Religionsunterrichts zur Förderung religiöser Kompetenz oder der komparablen Berücksichtigung von biblischer Tradition und heutiger Lebenswelt. Spiele, so die Autorinnen, legen performative Ansätze im Religionsunterricht sehr nahe. Falls in Spielen mehr als nur eine alternative Methode zur Wissensvermittlung gesehen wird, bleibt offen, welche Funktion Spiele darüber hinaus im Philosophieunterricht übernehmen können.
 
Das Buch präsentiert über fünfzig Spielideen, die in einem Inhaltsverzeichnis mit Blick auf ihre Verwendung in den vier Klassenstufen der Grundschule tabellarisch zugeordnet werden; fernerhin wird zwischen unterschiedlichen Spieltypen und Themenbereichen unterschieden. Diese gelungene Übersicht bietet eine hervorragende Orientierungshilfe, um Spiele für ein Unterrichtsvorhaben ausfindig zu machen. Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Einführung und didaktischen Begründung zur Verwendung des Spieltypus. Gut verständlich werden die einzelnen Spiele in gewohnter Manier (Zielgruppe, Vorbereitung, Verlauf, Material, etc.) beschrieben. Notwendige Spielfelder sind als Kopiervorlagen den Beschreibungen nachgeordnet und müssen nur auf das passende Format vergrößert werden.
 
Ist die Konzeption und der Aufbau des Buchs durchaus gelungen, weist die inhaltliche Auseinandersetzung mit manchen Themen Schwächen auf. So wird durch das Spiel „Unser Fluss bringt Leben“ die symboldidaktisch beabsichtigte Thematisierung der Ambivalenz von Wasser nicht überzeugend deutlich (36f), denn das Vorwissen über den Fluss der „Heimat“ ist nur den Schülerinnen und Schülern zugänglich, die im Flussgebiet der Lippe leben. Ebenso stehen die positiv und negativ konnotierten Ereignisfelder auf dem Spielbrett kaum im Zusammenhang mit deren Inhalt und dem Lernbereich, etwas über die Ambivalenz des Wassers zu erfahren. Warum gibt es einen Malus, wenn man auf dem Spielfeld der Stadt Lünen landet, der offensichtlich auf den Rückgang der Bevölkerung aufgrund des stillgelegten Bergbaus zurückzuführen ist? Wieso bekommen Spieler einen Bonus, wenn sie in Marl landen? Die Beschreibung des Felds gibt nur Auskunft darüber, dass die Stadt einen großen Chemiepark und das für die Vergabe des deutschen Fernsehpreises zuständige Grimme-Institut beheimatet.
 
Inhaltlich problematisch ist das Spiel zum Thema „Schöpfung und Evolution“ (49), sollen doch verschiedene Erdzeitalter den Tagen der biblischen Schöpfungserzählung zugeordnet werden. Die Spielanleitung betont, dass die naturwissenschaftliche Interpretation nicht im Widerspruch zur biblischen Erzählung steht. Doch die Anlage des Spiels legt nahe, dass Aussagen auf einer vergleichbaren Ebene getroffen werden. Die grundsätzliche Differenz zwischen Schöpfungserzählung und naturwissenschaftlicher Theorie beruht auf der grundsätzlichen Unterschiedenheit beider Aussagensysteme, ihren Sprachen und Absichten. Dass die Verfasserinnen in der Spielanleitung von „Schöpfungsbericht“ sprechen, zeigt einen missverständlichen Umgang mit dem biblischen Schöpfungsmythos.
 
Gelungen ist das Spiel zur Weihnachtsgeschichte „Auf dem Weg nach Bethlehem“; es löst die eingangs gegebenen Versprechen ein, biblische Inhalte spielerisch zu erarbeiten und sich dem Narrativ auf eine alternative Weise zu nähern. Die weiteren Spiele bieten kreative Ansätze, die das Angebot im Unterricht erweitern, jedoch nicht über das Repertoire einer erfahrenen Lehrperson hinausgehen. Somit richtet sich das Buch an Berufseinsteiger, die auf der Suche nach einer Sammlung von kleineren Spielen für den Grundschulunterricht sind. Im Hinblick auf die exemplarisch an zwei Spielen skizzierten inhaltlichen Schwächen kann das Werk nur Lehrkräften empfohlen werden, die die Inhalte vor dem Einsatz noch einmal kritisch betrachten und gegebenenfalls überarbeiten.

Berlin: Cornelsen Verlag. 2016 
96 Seiten mit s-w Abb.
13,50 €
ISBN: 978-3-589-15764-8

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