Der dreieine Gott
Ein Thema für die Grundschule?
Es stellt sich grundlegend die Frage, ob eine
Einführung in das komplexe theologisch-dogmatische
Themenfeld Trinität für Schüler und
Schülerinnen (SuS) der Grundschule geeignet ist. Die
Verantwortlichen für das Fach Katholische Religionslehre
in den Bundesländern in Rheinland-Pfalz und
Hessen erachten die Auseinandersetzung mit dem
christlich-trinitarischen Gottesverständnis für Grundschüler
als wichtig. In Rheinland-Pfalz wurde die Fragestellung
unter dem Gegenstandsbereich „Die Frage
nach Gott“ als „Bedenken, dass der eine Gott uns
als Vater, Sohn und Heiliger Geist begegnet“ in den
Orientierungsrahmen aufgenommen. Mit den zu erwerbenden
Kompetenzen: „Das christliche Verständnis
der Dreieinigkeit Gottes in Worten, Bildern, Symbolen
und Gesten zum Ausdruck bringen. Das Kreuzzeichen
kennen und verstehen in Gebärden und Worten.“ In
Hessen wird für die Primarstufe als verbindliches Inhaltsfeld
formuliert: „Der eine Gott begegnet den Menschen
als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Das christliche
Verständnis der Dreieinigkeit Gottes wird in Worten,
Bildern, Symbolen und Gesten (Kreuzzeichen, Segenssprüchen)
zum Ausdruck gebracht.“
Das hat auch gute Gründe: So wichtig die Kenntnisse
biblischer Geschichten und Gleichnisse auch
sind, ist die darüber hinausgehende Frage nach der
Besonderheit des christlichen Glaubens auch mit Kindern
im Grundschulalter zu erörtern. Jesus ist mehr
als ein Vorbild für moralisch-ethisches Handeln, mehr
als ein guter Mann, mehr als ein Heiliger. Will der
Religionsunterricht verantwortungsvoll eine tiefere
Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben ermöglichen,
kommt er nicht um trinitarische Aussagen
herum. Jesus ist der Christus und das lässt sich nur
aus seinem besonderen Verhältnis zu Gott, dem Schöpfer
aller Dinge, den er Vater nennt, in Gemeinschaft
mit dem Heiligen Geist begründen. Dabei stellt sich
die Herausforderung, das trinitarische Mysterium
Kindern nahezubringen, ohne bei aller notwendigen
Elementarisierung und didaktischen Reduktion die
Rede und das Denken vom dreieinen Gott zu verzerren.
Die Unterrichtsreihe für die Primarstufe ist für das
vierte Schuljahr über den Zeitraum von fünf Unterrichtsstunden
konzipiert. Die Gottesvorstellungen
der SuS werden dabei als Ausgangspunkt genommen.
Die SuS erkennen: Wir können von Gott nur in menschlichen Worten und Bildern sprechen (Analogie),
Gott übersteigt jegliche menschliche Vorstellung,
unser Denken und Reden von Gott bleibt immer lückenhaft.
Die zweite Stunde führt über ein Lied zum
Glaubensbekenntnis zu einer ersten Annäherung an
das Denken vom dreieinen Gott. Die Begriffe Gott als
Vater, Sohn und Heiliger Geist werden eingeführt. Dabei
wird, von den Vorerfahrungen der SuS und ihren
persönlichen Beziehungen zu ihren Eltern ausgehend,
der Vaterbegriff besprochen und problematisiert. Hierbei
muss davon ausgegangen werden, dass nicht alle
Kinder positive Eltern- oder Vatererfahrungen haben.
Es wird mithilfe des Lieds „Ich glaube an den Vater“
herausgearbeitet, welche positiven Eigenschaften Gott,
der Vater genannt wird, zugeschrieben werden. Gott
wird als liebender Vater gesehen, der zusammen mit
Jesus, dem Sohn, und dem Heiligen Geist in liebender
Verbundenheit eine Einheit bildet. Mit dem Kreuzzeichen
wird in der 3. Stunde dies ganzheitlich-sinnenhaft
vertieft und in Worten und Gesten der Glaube an
den dreieinen Gott in seiner urchristlichen Ausdrucksweise
als Ritual bearbeitet. Die Stunde 4 bildet den
Kern der Unterrichtsreihe. Gott zeigt sich selbst den Menschen als drei Personen in einem Wesen. Zu der Bibelstelle
Mk 1,9-11 stellen die SuS Überlegungen an.
Anschließend wird die Aussage der Bibelstelle durch
ein Bodenbild erschlossen. In eine goldene Schale werden
eine goldene Kugel (Vater), ein Kegel (Sohn) und
eine rote Schnur (Hl. Geist) gelegt. Die rote Schnur (Hl.
Geist) wird als die verbindende Liebe zwischen Vater
und Sohn gedeutet, weist aber auch über die goldene
Schale hinaus. Es wird erkannt: In die Liebe Gottes ist
jedes Kind eingeschlossen. Das Bodenbild bietet für die
SuS Anlass zum weiteren Theologisieren. Mithilfe des
Symbols vom Kleeblatt wird in der abschließenden
Stunde das Erlernte zusammengefasst und den SuS
das Symbol als Vorstellungshilfe an die Hand gegeben.
Zur Person
Katharina Sauer / Martina Kalb-Steudter
sind beide im Amt für kath. Religionspädagogik in Montabaur tätig.
Dr. Katharina Sauer ist Leiterin des Amts in Montabaur. Martina Kalb-Steudter ist Referentin für die Primarstufe und unterrichtet
kath. Religion an der Grundschule Herschbach.