Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung
Foto: Günter Mottyll

Demokratiebildung durch Kunstprojekte

Mit Kunst drücken Menschen ihre Gedanken und Gefühle auch hinsichtlich gesellschaftlicher Themen aus. Die hier vorgestellten Kunstprojekte bieten Schülerinnen und Schülern vielfältige Möglichkeiten, sich mit den Werten der Demokratie zu befassen.

Die Würde des Menschen ist unantastbar« (Art.
1, Grundgesetz der BRD). Am 23. Mai 2024
feierte die Bundesrepublik Deutschland den
75. Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes
für die Bundesrepublik Deutschland und damit die
Grundlage des nach den Erfahrungen des Zweiten
Weltkrieges neu zu gestaltenden und demokratisch
verfassten deutschen Rechtsstaates.

Die Demokratie bietet dem Einzelnen Mitwirkungsrechte
und -chancen, um seine Interessen in Gesellschaft
und Politik zu vertreten und ein selbstbestimmtes
Leben zu führen. Die Errungenschaft einer
demokratischen Verfassung beruht zum einen auf unumstößlichen
Grundlagen – wie den im Grundgesetz
verankerten Grundrechten, zu deren Schutz sich der
Staat ausdrücklich verpflichtet hat und die sich auf
ein weiteres grundlegendes Dokument beziehen, die
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die am
10.12.1948 von der Generalversammlung der Vereinten
Nationen verbindlich bekräftigt wurde. Auf der
anderen Seite verlangt die demokratische Staatsform
vom Einzelnen bestimmte Kompetenzen, wie die aktive
Teilnahme an der Gesellschaft, die Beschaffung
und Bewertung relevanter Informationen, die Fähigkeit
zur Pluralität, die Entwicklung von Solidarität
und Verantwortung sowie das Aushalten von Spannungen
zwischen eigenen Interessen und allgemein
gültigen Normen bzw. den Interessen anderer. Dass
Demokratie vor diesem Hintergrund keine Selbstverständlichkeit,
sondern eine zu schützende und zu erlernende
Staatsform ist, lassen nicht zuletzt auch die
aktuellen Gefährdungen von Demokratie durch Desinformation,
Populismus, Wahlmanipulation, Unterdrückung
oppositioneller Kräfte und/oder Minderheiten,
Unterdrückung von Meinungs- und Pressefreiheit
sowie extremistische Positionen, Rassismus und in
jüngster Zeit konkret verstärkt Antisemitismus u. a.
weltweit erkennen.

Demokratiebildung in Schulen

Dem Bildungsauftrag der Schule entspricht es, Kinder
und Jugendliche darin zu fördern und zu unterstützen,
als mündige Bürger an der Gestaltung unserer
demokratischen Gesellschaft mitzuwirken. Demokratiebildung gehört daher zu den wichtigen Kernaufgaben
von Schule, denn Demokratin oder Demokrat zu
sein, muss man lernen! Der Auftrag zur Demokratiebildung
gilt dabei für alle Fächer der Schule, ist aber
auch außerhalb des Unterrichts zu fördern, indem
demokratische Mitbestimmungsmöglichkeiten in der
Schulkultur etabliert, eingeübt und praktiziert werden,
z. B. im Klassenrat, in der Arbeit von Schülervertretungen
oder in Mitwirkungsgremien aller an der
Schulgemeinschaft Beteiligten wie der Schulkonferenz.
Demokratiebildung kann in diesem Sinne nicht
allein durch einen kognitiven, theoretischen Zugang
gelingen, mindestens ebenso bedeutsam ist ein affektiver
und insbesondere handlungsorientierter Ansatz!

»Demokratiebildung
gehört zu den
wichtigen
Kernaufgaben
von Schule«

Ute Lonny-Platzbecker

Demokratiebildung geschieht dabei thematisch in
einem Spannungsfeld, das in vier Themenfelder gegliedert
werden kann: »Identität und Pluralismus«,
»Selbstbestimmung und Autorität«, »Gleichwertigkeit
und Solidarität« sowie »Interessen und Beteiligung«.
Dabei ist in jedem Themenfeld die Entwicklung spezifischer
Kompetenzen angezielt:

> den Umgang mit Pluralismus erlernen und unter
den Bedingungen von Pluralität eine eigene Identität
entwickeln,

> einen konstruktiven, auf demokratischen Werten
und Normen basierenden Umgang mit Kontroversen
erlernen,

> die grundlegenden Menschenrechte kennen und in
ihrer Bedeutung für die Entwicklung von Grundsätzen
für Gerechtigkeit beurteilen,

> seine eigenen Rechte kennen und Normen und Regeln
innerhalb der Gesellschaft vor diesem Hintergrund
beurteilen und mitgestalten,

> im Umgang mit Heterogenität auf vielfältigen Ebenen
die Gleichwürdigkeit und Gleichberechtigung
aller Menschen erkennen und Toleranz, Respekt
und Solidarität entwickeln,

> sich mit verschiedenen Formen von Gerechtigkeit
(z.B. Bedarfs-, Verteilungs-, Leistungsgerechtigkeit)
auseinandersetzen und eine Haltung der Solidarität
und Verantwortung entwickeln,

> Informationen recherchieren, Quellen beurteilen,
Argumentations- und (mediale) Präsentationstechniken
erlernen, um Mitwirkungs- und Beteiligungsmöglichkeiten
wahrzunehmen,

> Mitwirkung, Teilhabe und Gestaltungsmöglichkeiten
in der Gesellschaft in Projekten erproben.

Im Kontext des Themenfeldes »Bildung und Kunst«
sollen im Folgenden drei Projekte vorgestellt werden,
die geeignet sind, alle vier Bausteine der Demokratiebildung
sowie die dabei angezielten Kompetenzen
aufzugreifen und zugleich einen ganzheitlichen und
affektiven Zugang zu ermöglichen.

Königlich – Die Königsfiguren von Ralf Knoblauch

Die Königsfiguren von Ralf Knoblauch setzen zunächst
an den Themenfeldern »Gleichwertigkeit und
Solidarität« sowie »Identität und Pluralismus« an.
Jede der inzwischen mehreren hundert Figuren (»Pluralismus
«), die der Diakon und Künstler Ralf Knoblauch
seit 2007 als Unikate meist aus alten Eichenbalken
geschaffen hat, besitzt gleichsam eine eigene
»Identität«, die sich in den Besonderheiten des Holzwuchses
und der individuellen Bearbeitung und Gestaltung
ausdrückt. Sie laden zur Identifikation ein
und dazu, den eigenen Eigenarten und Spuren des Lebens
und damit der eigenen Identität nachzuspüren.
Dies kann beim Betrachten und Ertasten der Figuren
in einer Ausstellung bei einem Rundgang geschehen.

Gleichzeitig besitzt jede der Figuren eine mit Blattgold
hervorgehobene Krone, die sie als königlich kennzeichnet. Diese Krone verleiht allen
Figuren bei aller Unterschiedlichkeit eine
»Gleichwertigkeit« – im übertragenen Sinne
steht sie für die unendliche Würde jedes
Menschen, die unveräußerlich in seinem
Wesen begründet ist, so wie es im Grundgesetz
festgeschrieben ist. Theologisch gewendet
symbolisiert sie die gleiche Würde aller
Menschen als unbedingt geliebte Ebenbilder
Gottes. So betont auch Papst Franziskus
ganz aktuell in der Vatikanischen Erklärung
»Dignitas infinita« zur menschlichen Würde:
»Eine unendliche Würde (Dignitas infinita),
die unveräußerlich in ihrem Wesen begründet
ist, kommt jeder menschlichen Person
zu, unabhängig von allen Umständen und in
welchem Zustand oder in welcher Situation
sie sich auch immer befinden mag. Dieser
Grundsatz, der auch von der Vernunft allein
voll erkannt werden kann, ist die Grundlage
für den Vorrang der menschlichen Person
und den Schutz ihrer Rechte. Die Kirche bekräftigt
und bestätigt im Licht der Offenbarung
in absoluter Art und Weise diese ontologische
Würde der menschlichen Person,
die nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen
und in Christus Jesus erlöst wurde.
Aus dieser Wahrheit leitet sie die Gründe für
ihr Engagement für die Schwächeren und
weniger Mächtigen ab (…).«

Diese Würde gilt der Vielfalt bzw. dem
»Pluralismus« aller Menschen, also unabhängig
von allen Umständen und der Situation
oder dem Zustand, in dem sich ein
Mensch befindet, unabhängig von Alter, Geschlecht,
Hautfarbe, Herkunft, körperlichen
oder geistigen Fähigkeiten, sexueller Orientierung,
Religion, Stellung in der Gesellschaft
usw. – sie ist bedingungslos zugesagt!
Die Gleichwürdigkeit aller Menschen wird
so in der Begegnung mit den Königsfiguren
greifbar und erfahrbar, so wie sie der Künstler
auch selbst verstanden wissen will.

Ralf Knoblauch versteht seine Königsfiguren
als – wenn nötig mahnende – Botschafter
der menschlichen Würde, die somit
auch eine politische und gesellschaftliche
Dimension enthalten, wenn sie im Umgang
mit Heterogenität auf vielfältigen Ebenen
die Gleichwürdigkeit und Gleichberechtigung aller Menschen greifbar symbolisieren und zu
einem Miteinander in Toleranz, Respekt und Solidarität
aufrufen. Dabei geht es um die Berücksichtigung
existenzieller menschlicher Grundbedürfnisse nach
Sicherheit, Gerechtigkeit, lebenswerten sozialen Beziehungen,
Anerkennung und gesellschaftlicher Teilhabe,
wie sie zum Teil auch im Grundgesetz verankert
sind, sowie um die Wertschätzung der personalen
Würde aller Menschen mit ihren jeweiligen individuellen
Besonderheiten, Fähigkeiten, aber auch Grenzen.

»Demokratie ist keine
Selbstverständlichkeit, sondern
eine zu schützende und zu
erlernende Staatsform«

Ute Lonny-Platzbecker

Insofern ist die Auseinandersetzung mit den Königsfiguren
im Unterricht auch geeignet, im Themenfeld
»Interessen und Beteiligung« handlungsorientiert
nach Möglichkeiten zu suchen, sich ganz praktisch
für die Würde des Menschen und die Verteidigung
seiner Grundrechte einzusetzen. So könnte etwa im
schulischen Umfeld (z. B. im Umgang mit (Cyber-)
Mobbing) nach Möglichkeiten gesucht werden, die
»Botschaft der Königsfiguren« in die eigene Praxis
umzusetzen (beispielsweise durch Regeln für ein respektvolles
Miteinander – auch im Klassenchat). Darüber
hinaus könnte in Kooperation mit außerschulischen
Partnern (z. B. soziale Einrichtungen wie »Die
Tafel«, Diakonie, Caritas, Hilfswerke wie Missio und
Misereor, ...) die Auseinandersetzung mit Fragen der
Gerechtigkeit und Solidarität an konkreten Beispielen
thematisiert und nach Möglichkeiten gesucht werden,
wie die Schülerinnen und Schüler (SuS) selbst Verantwortung
und Solidarität praktisch einüben können, z.
B. in Form eines Sozialpraktikums.

Würdetafeln – Würde unantastbar

Gemeinsam mit fünf weiteren Initiatoren aus Bonn
hat Ralf Knoblauch im Jahr 2024 einerseits vor dem
Hintergrund des 75. Jahrestages der Verabschiedung
des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland
in Bonn, andererseits aber auch angesichts der
oben bereits angesprochenen Gefährdungen der Demokratie
und der Verletzlichkeit der Menschenwürde
das (Kunst-)Projekt »Würdetafeln« (»Würde unantastbar
«) initiiert. Dabei geht es darum, Holztafeln, in die die Worte »Würde«, »unantastbar« und eine
Krone mit einem Brennstempel eingebrannt
sind, im Sinne einer »Sozialen Plastik« an
verschiedenen Orten aufzustellen mit dem
Ziel, die Botschaft der Würde und der gegenseitigen
Verantwortung und Solidarität für
Frieden und Gerechtigkeit in die Welt zu
tragen. Diese Tafeln sollen dazu anregen,
dort, wo Menschen sich begegnen, wo sie
miteinander leben und arbeiten, das Thema
der Menschenwürde, das jedem Menschen
gleichsam in sein Wesen eingeschrieben ist,
in den Blick zu nehmen und darüber ins Gespräch
zu kommen.

Die Initiatoren verstehen ihr Engagement
dabei als Einsatz für die Grundwerte der
Demokratie, gegen Rechtsextremismus, Rassismus,
das Schüren von Ängsten u.a. durch
populistische Äußerungen und jede Form
des Versuchs der Unterdrückung menschlicher
Würde, für ein achtsames und wertschätzendes
Miteinander in einer von Pluralität
gekennzeichneten Zivilgesellschaft.
Indem sich die SuS – vielleicht ausgehend
von einer Begegnung mit den Königsfiguren
von Ralf Knoblauch – an diesem Projekt beteiligen,
indem sie z. B. selbst Würdetafeln herstellen und nach geeigneten Orten für
deren Aufstellung und Formen der Präsentation
suchen, initiieren sie selbst eine
Auseinandersetzung mit den Grundwerten
der Demokratie. Sie lernen, die Achtung
menschlicher Würde und die Wahrung ihrer
Grundrechte im gesellschaftlichen Umfeld
kontrovers zu diskutieren und kritisch zu
beurteilen, indem sie sich über die Prinzipien
zur Wahrung menschlicher Würde in konkreten
Einrichtungen oder Aktivitäten ihrer
Schule, Gemeinde oder Stadt informieren,
mit Betroffenen ins Gespräch kommen und
ggf. kontroverse Positionen miteinander diskutieren.

Bei dieser Form der »Sozialen Plastik« geben
die Initiatorinnen und Initiatoren das
Projekt bewusst in die Hände von Mitstreiterinnen
und Mitstreitern, die aufgefordert
sind, die Umsetzung zu dokumentieren und
z. B. in den sozialen Medien zu präsentieren.
So existieren mittlerweile zahlreiche
Fotos von Würdetafeln in Gottesdiensten,
bei Gemeindefesten, beim Karnevalszug, in
Diensträumen von Politikern, in Arztpraxen
und Friseursalons, bei politischen Veranstaltungen,
in sozialen Einrichtungen …
Überall sollen sie dazu dienen, über den
Umgang miteinander oder mit anvertrauten
Menschen sowie über politische und
andere Ziele, die der unbedingten Würde
des Menschen entsprechen, nachzudenken
und zu kommunizieren. Ebenso posten in
den sozialen Medien Personen Fotos mit
den Würdetafeln und möchten damit unter
#WürdeUnantastbar ein »Zeichen setzen
für Menschenwürde und Demokratie«. Bedenken,
dass auf diese Weise möglicherweise
eine »Schönfärberei« der eigenen Arbeit
stattfinden könnte, nehmen die Initiatorinnen
und Initiatoren der Würdetafeln durchaus
ernst. Dennoch wollen sie die Erstellung
und Verbreitung von Würdetafeln weiterhin
frei initiieren und betrachten die Tafeln –
ähnlich wie die Königsfiguren – eben auch
als eine Art Mahnmal dort, wo es ein Spannungsverhältnis
zwischen der unbedingten
Menschenwürde und dem eigenen Tun gibt.
Hier sollen die Tafeln, die in einem öffentlichen
Raum sichtbar sind, Anstoß geben, die eigene Arbeit, das eigene Verhalten immer wieder
kritisch auf den Prüfstand zu stellen. Die Spannung
der Würdetafeln, gleichsam einerseits als »Zertifikat«
für das Engagement zum Schutz der Menschenwürde,
andererseits aber auch als »Mahnung«, Haltung
und Verhalten, bestehender Regeln und Gewohnheiten hinsichtlich ihrer Passung zu demokratischen
Werten und Menschenrechten zu überprüfen. In der
Auseinandersetzung mit dem Projekt sollte auch von
den Schülern eine kritische Reflexion und Bewertung
anhand geeigneter Kriterien wie z.B. Einhaltung der
Menschen- und Persönlichkeitsrechte, Bildungs- und
Geschlechtergerechtigkeit, Schutz vor Diskriminierung
und Rassismus etc. erfolgen. Darüber hinaus
können sie weitere der Intention entsprechende Verwendungen
des Motivs der Würdetafeln entwickeln,
etwa als Buttons, die im Rahmen einer Unterrichtssequenz
mit Hilfe einer Buttonmaschine erstellt und
öffentlich präsentiert werden, als Transparent zur
Teilnahme an einer Demonstration o. ä. Altersgemäß
können die SuS motiviert werden, im Zusammenspiel
der Königsfiguren, der Initiative »Würde unantastbar«
und ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema einen
»Königsweg für Menschenwürde und Demokratie« mit
einer entsprechenden Broschüre als Führer zu Orten
in der unmittelbaren Umgebung der Schule zu entwickeln.
Dadurch werden ihre Kompetenzen im Themenfeld
»Interesse und Beteiligung« wiederum gestärkt.

Engel der Kulturen

Zuletzt sei im Kontext von Kunst und Bildung
noch das von Gregor Merten und
Carmen Dietrich entwickelte Kunstprojekt
»Engel der Kulturen« zur Förderung des
interkulturellen Dialogs vorgestellt. Dieser
steht als Symbol für das friedliche Zusammenleben
in einer multikulturellen und
multireligiösen Gemeinschaft in gegenseitiger
Toleranz, Achtung und Bereicherung.
Im Kontext der Demokratiebildung greift
das Symbol schwerpunktmäßig die Themenfelder
»Identität und Pluralismus« sowie
»Gleichwertigkeit und Solidarität« unter Berücksichtigung
kultureller bzw. religiöser
Pluralität auf. Die Künstler unterstützen mit
dem »Engel der Kulturen« zahlreiche Aktionen
und Initiativen im Rahmen des interkulturellen
und interreligiösen Dialogs und
haben an zahlreichen Orten im öffentlichen
Raum ihr Symbol platziert. Die von Merten
und Dietrich begründete Engel-der-Kulturen-
Stiftung bietet die Möglichkeit zur
Zertifizierung für Bildungseinrichtungen,
die junge Menschen durch nachhaltige themenbezogene
Projektarbeit ermutigen, sich
für das Gelingen einer kulturell vielfältigen
Gesellschaft einzusetzen. Der Engel der
Kulturen fördert verbunden mit Projekten
oder Unterrichtsideen zu verschiedenen Religionen
und Kulturen den interreligiösen
und interkulturellen Dialog und somit die
Pluralitätsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen.
So können sie sich gegenseitig
von ihren verschiedenen religiösen Überzeugungen,
Festen und kulturellen Traditionen
erzählen, dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede
entdecken und so auch einander
noch einmal anders und neu kennen lernen
und verstehen.

Das Symbol des »Engels der Kulturen«
bringt einen solchen Dialog bildlich zum
Ausdruck und macht so seine Bedeutung
greifbar: Wenn verschiedene Religionen,
verschiedene Kulturen oder einfach nur
verschiedene Menschen – so die SuS einer
Schulgemeinschaft – sich miteinander auf
Augenhöhe und mit Respekt vor dem Anderen
austauschen, dann kann aus diesem Dialog
etwas Gutes, gleichsam ein Segen entstehen.
Unterschiede – sei es in der Religion, in der
Kultur oder einfach nur in den Hobbys, Interessen,
Idolen und Lebensgewohnheiten – werden so nicht als
Bedrohung, sondern als Bereicherung im Sinne einer
Buntheit und Vielfalt des Lebens betrachtet, wie es im
Interesse des Miteinanders einer Schulgemeinschaft
und darüber hinaus der Gesellschaft ist. Im Kunstprojekt
wird dies dadurch zum Ausdruck gebracht,
dass die Symbole der drei monotheistischen Weltreligionen
(als Zeichen der Pluralität) kreisförmig (d. h.
auf Augenhöhe, in Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit
miteinander im Dialog verbunden) angeordnet
sind und in ihrem Zentrum einen Engel bilden.

Die vorgestellten Kunstprojekte können einen
niedrigschwelligen Einstieg in das komplexe und oft
schwierige Feld der Demokratiebildung ermöglichen
und zu einer kreativen, handlungsorientierten Auseinandersetzung
anregen. Darüber hinaus sind sie geeignet,
die Schulgemeinschaft selbst durch gemeinsame
Aktionen und gemeinsam gestaltete Objekte auch
sichtbar zu stärken. Demokratie wagen und mitgestalten
– das kann so in der Schule geübt und gelernt
werden.