Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

01_2025

Forever young?

Editorial

Dieser verführerische Traum prägt zunehmend unsere Gesellschaft. Doch das Leben,
so führt uns unser Titelbild eindrucksvoll vor Augen, besteht nicht nur aus Jugendlichkeit
und körperlicher Vitalität. Der junge Mensch, der durch die zerbrochene
Scheibe in seine Zukunft blickt, begegnet dort seinem älteren Selbst. Dieses Bild stellt
uns vor die entscheidende Frage: Wie wollen wir altern?

Altwerden ist nicht bloß biologischer Verfall, sondern auch ein Prozess der Reifung,
der Bildung und tiefster Menschlichkeit. Altern bedeutet, Lebenserfahrung zu gewinnen,
persönliche Reife zu entfalten und daraus schöpfend zum Segen für andere zu
werden. Die Bibel würdigt ausdrücklich jede Lebensphase: Das Alter ist ein Geschenk
Gottes, es ist die Zeit, die Früchte eines langen Lebens weiterzugeben und zu teilen.
Zugleich feiert sie die Kraft der Jugend, das Potenzial, das neue Wege eröffnet. Die
jungen Helden der Bibel – David oder der junge Jesus selbst – stehen für Hoffnung
und Aufbruch: »Denn uns ist ein Kind geboren! Ein Sohn ist uns geschenkt!
« (Jesaja 9,5)

Unsere Gesellschaft ist herausgefordert, eine neue Kultur des Alterns
zu entwickeln. Dazu gehört, Teilhabe konsequent vom jungen bis zum
alten Menschen zu denken. Wir müssen dem »Ageismus«, der Diskriminierung
aufgrund des Alters, entschieden entgegentreten und stattdessen
die Weisheit und Reife des Alters wertschätzen. Die Benediktsregel
gibt uns hier eine kluge Richtschnur an die Hand, indem sie bei
wichtigen Entscheidungen ausdrücklich den Rat der jüngsten Mönche
eines Klosters empfiehlt. So entsteht ein lebendiger Dialog zwischen
den Generationen, von dem alle profitieren.

Um diese Begegnung zwischen Jung und Alt zu fördern, bedarf es
gezielter Orte und Zeiten, an denen die Generationen miteinander in
Kontakt kommen. Ein soziales Jahr, offen für Jung und Alt, könnte
wertvolle Gelegenheiten bieten, Zeit miteinander zu verbringen und
sich gegenseitig zu unterstützen. Solche Initiativen können dazu beitragen, Einsamkeit
auf beiden Seiten zu überwinden und den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken.
In Schule und Bildung haben wir eine besondere Verantwortung: Es ist unsere Aufgabe,
jungen Menschen ein positives Bild des Alterns zu vermitteln und ihnen vorzuleben,
dass jedes Lebensalter wertvoll ist – vom ersten bis zum letzten Atemzug. Altern
bedeutet Lernen, Wachsen und Reifen – ein lebenslanger Bildungsprozess, der uns
näher zu uns selbst und zueinander führt.

Perspektiven

Kostenlose Leseprobe des Artikels verfügbar.
Franziskus von Heeremann
Altern. Oberstufe der Lebensschule
Sonja Sailer-Pfister
Alt – das sind die Anderen!
Kostenlose Leseprobe des Artikels verfügbar.
Beate Kowalski
Warum die Bibel Alte und Junge gleich wichtig nimmt
Georg Horntrich
Generationengerechtigkeit – neu gedacht
Michael Hochschild
Renaissance(s)

Kultur

Thomas Menges
»Früher war nicht alles besser«
Interview mit Barbara Honigmann
»Das Alter ist eine sehr merkwürdige Angelegenheit«
Kostenlose Leseprobe des Artikels verfügbar.
Matthias Cameran
David Bowie – Changes
Karl-Heinz König
Die Kirchenfenster von Notre-Dame in Paris
Interview mit Jens Harzer und Rainer Helper
Die Wahrheit ist konkret
Friederike Lanz
Vom Holz zur Hoffnung
Fotostrecke von Andreas List
Pilger der Hoffnung
Claudia Nothelle
»Aufmerksam-Macher für das, was oft übersehen wird«

Praxis

Hubertus Holschbach
Überblick zum Thema in ru-digital
Andreas Thelen-Eiselen
»Verlass mich nicht, wenn ich alt bin«
Ivonne Schweitzer
Zwischen Opa und Enkel

Forum

Eckhard Nordhofen
Ein christliches Tetragramm
Linus Hauser
Auf der Suche nach dem Einen in vielen Bildern
Hartmut Sommer
Der Dachau-Altar – Kostbare Reliquie und Erinnerungsort
Martina Schneibergová
Pater Richard Henkes im tschechischen Parlament gewürdigt
Martin W. Ramb
»Nie wieder!« – Auf den Spuren gelebten Glaubens
Zitatesammlung
In Memoriam: Papst Franziskus
Patrik Schwarz
Der neue Papst Leo XIV. – Von A bis Z
Martin W. Ramb
Forever young?

Titelbild

Auf dem Cover verschmelzen Jugend und Alter in einem surrealen Bildmotiv,
das zum Nachdenken über die Ambivalenz der Zeit, des Alterns
und der Vergänglichkeit des Lebens einlädt. Die Frage »Forever young?«
rückt dabei in den Fokus und eröffnet einen Diskurs über den Wunsch
nach ewiger Jugend und die Akzeptanz des Alterns. Das Bild wurde mit
Künstlicher Intelligenz erstellt und verdeutlicht, wie digitale Kunst neue
Perspektiven auf existenzielle Themen ermöglicht.

Matthias Cameran mi KI