Dieser verführerische Traum prägt zunehmend unsere Gesellschaft. Doch das Leben,
so führt uns unser Titelbild eindrucksvoll vor Augen, besteht nicht nur aus Jugendlichkeit
und körperlicher Vitalität. Der junge Mensch, der durch die zerbrochene
Scheibe in seine Zukunft blickt, begegnet dort seinem älteren Selbst. Dieses Bild stellt
uns vor die entscheidende Frage: Wie wollen wir altern?
Altwerden ist nicht bloß biologischer Verfall, sondern auch ein Prozess der Reifung,
der Bildung und tiefster Menschlichkeit. Altern bedeutet, Lebenserfahrung zu gewinnen,
persönliche Reife zu entfalten und daraus schöpfend zum Segen für andere zu
werden. Die Bibel würdigt ausdrücklich jede Lebensphase: Das Alter ist ein Geschenk
Gottes, es ist die Zeit, die Früchte eines langen Lebens weiterzugeben und zu teilen.
Zugleich feiert sie die Kraft der Jugend, das Potenzial, das neue Wege eröffnet. Die
jungen Helden der Bibel – David oder der junge Jesus selbst – stehen für Hoffnung
und Aufbruch: »Denn uns ist ein Kind geboren! Ein Sohn ist uns geschenkt!
« (Jesaja 9,5)
Unsere Gesellschaft ist herausgefordert, eine neue Kultur des Alterns
zu entwickeln. Dazu gehört, Teilhabe konsequent vom jungen bis zum
alten Menschen zu denken. Wir müssen dem »Ageismus«, der Diskriminierung
aufgrund des Alters, entschieden entgegentreten und stattdessen
die Weisheit und Reife des Alters wertschätzen. Die Benediktsregel
gibt uns hier eine kluge Richtschnur an die Hand, indem sie bei
wichtigen Entscheidungen ausdrücklich den Rat der jüngsten Mönche
eines Klosters empfiehlt. So entsteht ein lebendiger Dialog zwischen
den Generationen, von dem alle profitieren.
Um diese Begegnung zwischen Jung und Alt zu fördern, bedarf es
gezielter Orte und Zeiten, an denen die Generationen miteinander in
Kontakt kommen. Ein soziales Jahr, offen für Jung und Alt, könnte
wertvolle Gelegenheiten bieten, Zeit miteinander zu verbringen und
sich gegenseitig zu unterstützen. Solche Initiativen können dazu beitragen, Einsamkeit
auf beiden Seiten zu überwinden und den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken.
In Schule und Bildung haben wir eine besondere Verantwortung: Es ist unsere Aufgabe,
jungen Menschen ein positives Bild des Alterns zu vermitteln und ihnen vorzuleben,
dass jedes Lebensalter wertvoll ist – vom ersten bis zum letzten Atemzug. Altern
bedeutet Lernen, Wachsen und Reifen – ein lebenslanger Bildungsprozess, der uns
näher zu uns selbst und zueinander führt.
Auf dem Cover verschmelzen Jugend und Alter in einem surrealen Bildmotiv,
das zum Nachdenken über die Ambivalenz der Zeit, des Alterns
und der Vergänglichkeit des Lebens einlädt. Die Frage »Forever young?«
rückt dabei in den Fokus und eröffnet einen Diskurs über den Wunsch
nach ewiger Jugend und die Akzeptanz des Alterns. Das Bild wurde mit
Künstlicher Intelligenz erstellt und verdeutlicht, wie digitale Kunst neue
Perspektiven auf existenzielle Themen ermöglicht.