Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung
Bildnis der hl. Katharina Kasper von Beate Heinen (*1944), das für die Heiligsprechung in Auftrag gegeben wurde, 100 x 80 cm, Acryl auf Leinwand, Bischofshaus Limburg

Ein neuer Blick auf eine Heilige

Beate Heinens Portrait der hl. Katharina Kasper. Impuls für die Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen

Wr sich ein Foto von Katharina
Kasper anschaut, wird feststellen,
dass die Ordensschwester aus
dem Westerwald einen ernsten Blick hat, der
von Willenskraft zeugt. Man musste damals
ruhig in seiner Position verharren, wenn das
Foto mit der großen Plattenkamera gelingen
sollte – das war eine ernste Angelegenheit.
Katharinas Blick spiegelt ihr Leben in Bescheidenheit
und einfachen Verhältnissen
wider. Es ist ein Leben, das von harter körperlicher
Arbeit geprägt ist. All das zeigt
sich im Gesichtsausdruck von Katharina
Kasper.

Das Kunstwerk von Beate Heinen, das für
die Heiligsprechung auf dem Petersplatz in
Auftrag gegeben wurde, zeigt eine Katharina
im neuen „Look“. Zentral in der Bildmitte
ist die junge Katharina Kasper im schwarzen
Habit mit Velan zu sehen. Ein Oval mit hellblauem
Grund umgibt sie. Ihr Blick richtet
sich direkt auf den Betrachter und scheint
diesen nicht loszulassen. Es ist ein freundlicher,
aufgeschlossener und gütiger Blick,
der ihre Zuwendung zu den Menschen erkennen
lässt. In den zum Gebet gefalteten
Händen hält sie ein Buch. Vermutlich handelt
es sich dabei um die Bibel. Das Handeln
von Katharina beruhte stets darauf, den Willen Gottes zu erfüllen, und auf dem Vertrauen,
dass Gott sie leitet und führt.

Der Rahmen sowie der Bildhintergrund
erstrahlen in einem warmen Rotton, vereinzelt
durchsetzt im gelblichen Schimmer.
Wärme, Liebe und Freude – auch hinsichtlich
der Heiligsprechung – kommen dadurch
zum Ausdruck. Rechts oben im Bild ist eine
von sieben weißen Blüten zu sehen. Vier Blüten
kann der Betrachter im Bild links oben
erkennen und jeweils eine Blüte in der linken
und rechten Bildhälfte unten. Die Blüten
stellen bildlich die Gaben des Heiligen
Geistes dar: Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis,
Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht
(vgl. Jes 11,1-9). Links neben der Blüte
fliegt eine Taube auf Katharina zu. Die Taube
gilt als Symbol des Heiligen Geistes (vgl. Mt
3,13-17), der in jedem Menschen durch seine
Gaben wirkt – wie auch im Leben und Handeln
von Katharina.

Auffällig erscheinen die drei schwarzweiß
gehaltenen Gebäude im Bild, die im Leben
der Ordensfrau eine wesentliche Rolle
spielten: In der unteren Bildhälfte ist links
das Geburtshaus von Katharina zu sehen, in
dem mit ihren sieben Geschwistern und den
Eltern aufwuchs. Durch den frühen Tod des
Vaters im Jahr 1842 musste das Elternhaus
VON HEILIGKEIT BERÜHRT 63 EULENFISCH
versteigert werden, um das Erbe aufteilen zu können.
Ein Birnbaum im Garten greift die Erzählung auf,
dass Katharina bereits als Kind die Früchte mit bedürftigen
Kindern teilte.

Das Gründungshaus ist im rechten unteren Bildteil
zu erkennen. Im März 1847 wurde mit dem Bau
des Hauses, das aus drei Zimmern und einem kleinen
Holz- und Ökonomiegebäude bestehen sollte, begonnen.
Finanzielle Mittel besaß Katharina nur wenige.
Einige milde Gaben, zinslose Geldleihen und großes
Gottvertrauen trugen zum Aufbau des kleinen Hauses
trotz teils widriger Umstände
bei. Am 15. August
1848 – im selben Jahr
starb ihre Mutter – bezog
Katharina gemeinsam
mit einem kranken Mädchen
das Haus.

Oberhalb des Gründungshauses
ist das
dritte Gebäude, die Heilbornkapelle,
zu erkennen.
Markant ragen die Stämme
zweier Lindenbäume
aus der Kapelle heraus.
Wie ein Mantel breiten
sich die grünen Baumkronen
über die kleine
Kapelle aus. Katharina
besuchte die Kapelle am
Ortsrand von Dernbach
häufig und erhielt dort
auch den Namen ihrer Gemeinschaft:
Arme Dienstmägde
Jesu Christi.

Für den Impuls wird
das Gemälde von Beate
Heinen in einer verzögerten Bildbetrachtung erschlossen,
um die einzelnen Bildelemente eingehender
betrachten und die Zusammenhänge erschließen
zu können. Dazu steht ein knapp 2-minütiges Video
zum Download (www.katharinakasper.de) bereit. In
dem Video werden zehn Bildsegmente schrittweise
ergänzt, bis zuletzt das vollständige Gemälde zu Katharina
Kasper zu sehen ist. Zu Beginn ist nur der rote
Bildhintergrund zu sehen. Anschließend erscheint
das Oval mit Katharina Kasper in der Bildmitte. Als
nächstes wird die weiße Taube, das Symbol für den
Heiligen Geist, eingeblendet. Damit stehen die sieben
Blüten in Verbindung, welche die Gaben des Heiligen
Geistes symbolisieren und nun nacheinander erscheinen:
beginnend im oberen rechten Bildteil, über
die vier Blüten in der oberen linken Bildhälfte bis zu
den einzelnen Blüten im Bild unten links und rechts.
In der folgenden Filmsequenz erscheint ein Weg, der
im unteren Bildteil verläuft und an zwei Lindenbäumen
endet. Nun werden nacheinander das Geburtshaus,
das Gründungshaus und die Heilbornkapelle
eingeblendet, sodass das vollständige Gemälde
zu sehen ist. Zu jedem eingeblendeten Bildsegment
wird ein passender Text
(M1) vorgelesen, der eine
inhaltliche Auseinandersetzung
mit dem jeweiligen
Bildteil ermöglicht:
Heiliger Geist und Gaben
des Heiligen Geistes, die
Kindheit von Katharina,
der Bau des kleinen
Hauses, Bedeutung der
Heilbornkapelle. Teilweise
stammen die Texte
aus der Chronik des Ordens.
Die Einblendungen
der verschiedenen Bildteile
erfolgen nach ca. 10
Sekunden, sodass ausreichend
Zeit zur Verfügung
steht, um das Video
anzuhalten und den dazugehörigen
Text vorzulesen.

Die Texte (M1) können
natürlich durch eigene
Impulse ausgetauscht
oder ergänzt werden.
Parallel steht zudem ein zweites Video zur Verfügung,
welches mit ruhiger Musik unterlegt ist und
ohne die Texte (M1) genutzt werden kann. Hier sind
die Betrachter aufgefordert, selbst die Zusammenhänge
zu erschließen. Andererseits kann dies auch
dazu beitragen, sich in einem anschließenden Gespräch
über Katharina Kasper auszutauschen. An
dieser Stelle könnten die vorgeschlagenen Texte (M1)
ebenfalls zur Anwendung kommen. In jedem Fall bietet
das Gemälde von Beate Heinen viel Raum für die
Auseinandersetzung mit dem Leben und Wirken von
Katharina Kasper.