Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Christian Brüning / Robert Vorholt: Die Frage des Bösen

Der vorgelegte Themenband der Neuen Echter Bibel zur „Die Frage des Bösen“ hält, was der Klappentext verspricht: „Auf überschaubarem Raum und in verständlicher Sprache zeigen ausgewiesene Fachleute, was das Alte und das Neue Testament in den wesentlichen Fragen des Glaubens zu sagen haben“ – auch wenn Christian Brüning in seinem Fazit klar zusammenfasst, dass es sich bei der Frage des Bösen, zumindest in der Bibel, nicht um eine wesentliche Frage des Glaubens handelt.

Um zu diesem Fazit zu kommen, analysiert er im ersten Teil des Buches die Frage nach dem Bösen aus Sicht des Alten Testaments. Er gliedert seine Ausführungen in vier Teile; zuerst werden die Wirklichkeit und der Ursprung des Bösen beleuchtet, dann das Verhältnis von Gott und dem Bösen und zuletzt die Frage der Bewältigung...

Georg Langenhorst: Auferweckt ins Leben

Ostern löst Eiertänze bei Theologen aus. Sie sehen sich vor dem Dilemma, einerseits den in der Bibel und in einer zweitausendjährigen Tradition bezeugten Glauben an die Auferstehung Jesu Christi bewahren zu wollen, während andererseits ihre aufgeklärte Vernunft mit dem Wissen um dessen mythischen Hintergrund ihren Glauben auf die Probe stellt. Georg Langenhorst ist sich dieses Dilemmas bewusst. Da die nicht mehr als historisch wahr geglaubten Mythen zur Literatur werden, sucht er mit dem literaturwissenschaftlichen Instrumentarium heutiger Textanalyse eine ansatzweise Auflösung dieses Dilemmas. Um es vorwegzunehmen: Überzeugend gelingt ihm dies nicht.

„Real – aber un(be)greifbar“, lautet seine Lösung. „ Alle österlichen Erzählungen ... erzählen von etwas, das sich der Sprache und dem...

Peter Brown: Der Schatz im Himmel

 

Der Untertitel dieses Buches verspricht nichts weniger als einen tiefen und detaillierten Einblick in jene entscheidende Epoche der Spätantike, in der das pagane römische Reich von dem abgelöst wurde, was wir wahlweise Christentum, Kirche oder Abendland nennen – eine bis heute prägende, aber vielleicht gerade untergehende, mindestens 1500-jährige Epoche europäischer Geschichte.

Die zu beschreibenden Abläufe würden den Einsatz komplexer soziologischer, theologischer, ökonomischer und historiographischer Instrumente verlangen. Doch Peter Brown, der renommierteste (Kirchen-)Historiker für die Antike weltweit, dämpft solche allein schon durch den stattlichen Umfang des Bandes genährte Erwartungen mit seinem Haupttitel „Der Schatz im Himmel“ und dem einleitenden Zitat aus Mt 19,21-26: Es...

Willibald Bösen: Für uns gekreuzigt?

 

In seinen Werken „Der letzte Tag des Jesus von Nazaret. Was wirklich geschah" (1994) und „Auferweckt gemäß der Schrift. Das biblische Fundament des Osterglaubens" (2006) hat sich der Verfasser bereits mit der Thematik seines neuesten Buches „Für uns gekreuzigt? Der Tod Jesu im Neuen Testament" befasst – und sich mit seinen didaktisch gut präparierten Abbildungen in der exegetischen Fachwelt einen guten Ruf erworben.

Die Thematik des irdischen, historischen, verkündenden Jesus und die Auferweckung/Auferstehung des geglaubten, verkündigten Jesus Christus „für uns" (lateinisch: pro nobis) wird im hessischen „Kerncurriculum gymnasiale Oberstufe. Katholische Religion“ in der Qualifikationsphase im Themenfeld Q1.2 „Die Auferstehung Jesu: Hoffnung über den Tod hinaus" bibeltheologisch...

Gerd Häfner: Anstößige Texte im Neuen Testament

Historisch-kritische Bibelexegese und gläubige Bibellektüre – geht das zusammen? Sowohl von Gläubigen als auch von Bibelkritikern wird dies immer wieder bestritten. Gerd Häfner beweist mit seinem Buch aber das Gegenteil. Eine historisch-kritische Betrachtung der Bibel verhindert keineswegs die gläubige Lektüre, sondern erweitert vielmehr die Perspektive und schärft den Blick. Häfners Aufhänger sind gerade die Texte, die vor allem von den „neuen Atheisten“ gerne als Argument gegen die Bibel und den biblischen Gott vorgebracht werden – die fragwürdigen, anstößigen und manchmal regelrecht skandalösen Texte des Neuen Testamentes.

Der Autor unterscheidet dabei vier typische Verständnisschwierigkeiten, die im Zusammenhang mit biblischen Texten auftreten können: 1. Verständnisschwierigkeiten auf...

Horst Klaus Berg: Gottes Wort braucht keinen Vormund

Wege zur selbstständigen Auslegung der Bibel

Berg legt ein Handbuch vor, das „eigensinnigen“ (11) Bibelleserinnen und Bibellesern Methoden zur Hand geben will, um selbstständig biblische Texte aufzuschließen und als Kraftquelle für Glaube und Leben nutzbar zu machen. Er gliedert sein Handbuch in zwei Teile; der erste ist eine ausführliche Hinführung zu den Auslegungskonzepten, die im zweiten Teil vorgestellt und an Gen 3 durchgespielt werden. In der Hinführung erläutert Berg die grundsätzliche Hermeneutik, mit der man biblischen Texten begegnen sollte, und stellt verschiedene Barrieren vor, die sich dem/der selbstständigen Bibelleser/in in den Weg stellen. Dabei setzt er sich durchgehend und sehr kritisch mit Luthers Rechtfertigungslehre auseinander, die er grundlegend kritisiert.

Die...

Juli Gudehus: Genesis

Die biblische Schöpfungsgeschichte in Zeichen und Wundern

Wir leben in einer Welt voller Piktogramme, Symbole und Zeichen: Kein Produkt ohne Logo, keine Bedienungsanleitung ohne Icons, keine Handynachricht ohne ein Emoji. Man soll schnell visuell begreifen können, worum es geht, wie es funktioniert oder wie wir uns fühlen.

Dieser Ist-Zustand der Menschheit hat die Gestalterin Juli Gudehus schon 1992 zum ersten Mal dazu veranlasst, die biblische Schöpfungsgeschichte allein mit Symbolen, Zeichen und Icons zu illustrieren, die weltweit genutzt werden. Was für eine verrückte und gleichzeitig geniale Idee! 25 Jahre später, also 2017, überarbeitete die „Spezialistin für das Besondere“ ihr Werk nach der aktuellen Übersetzung der Bibel mit vielen neuen Symbolen.

Der Aufbau des Buches ist...

Thomas Söding: Das Christentum als Bildungsreligion

Der Impuls des Neuen Testaments

Thomas Söding zeigt mit seinem Buch „Das Christentum als Bildungsreligion – Der Impuls des Neuen Testaments“ die Wichtigkeit der Bildungsidee im Christentum von Beginn an auf. Bei Griechen und Römern war Bildung ein hohes Gut – und der jüdische und jesuanische Glaube konnte sich dank der Begegnung mit diesen Kulturen weiterentwickeln. 

Die Frage nach dem Verhältnis von Glauben und Bildung steht im Mittelpunkt des ganzen Buches. Dabei ist es für den Autor zweifelsfrei klar, dass unser Glauben Bildung braucht: „Ein Glauben, der auf mangelnde Bildung setzt, wäre von vorneherein als Ideologie entlarvt.“ (20) Und Bildung bedarf der theologisch getränkten Reflexion, denn die Bildungsfrage beinhaltet verschiedene religiöse Dimensionen. So ist beispielsweise die...