Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Tim Crane: Die Bedeutung des Glaubens

„Gott – eine überholte kosmologische Hypothese“, „religiöse Überzeugungen – nicht nur falsch, sondern irrational“ oder „Religion – die Hauptursache für Leid und Gewalt in der Welt“ sind zentrale Thesen des Neuen Atheismus. Mit diesem Terminus bezeichnet der Verfasser religionskritische Autoren wie Richard Dawkins (*1941), Daniel Dennett (*1942), A.C. Grayling (*1949), Christopher Hitchens (1949-2011) oder Sam Harris (*1967) und stellt fest, dass deren Darlegungen wenig Zustimmung, aber vehemente Kritik gefunden haben. Sind religiöse Menschen tatsächlich so verblendet, dass sie Argumenten nicht zugänglich sind, oder ist vielleicht die ganze Argumentation schief? Letzteres ist die Überzeugung des britischen Philosophen und dezidierten Atheisten Tim Crane (*1962) und das liege vor allem...

Michael Köhlmeier / Konrad Paul Liessmann: Der werfe den ersten Stein

Der Untertitel dieses Buches – „Verdammungen“ – und das Inhaltsverzeichnis – „Betrug, Lüge, Eifersucht …“ – könnten den Eindruck erwecken, hier ginge es um strenge moralische Verurteilungen. Wer aber aufgrund eines solchen Missverständnisses das Buch aus der Hand legt, bringt sich um ein ebenso unterhaltsames wie anregendes Lesevergnügen. Denn hier haben zwei Autoren zusammengefunden, die beide das Schwierige mit scheinbar leichter Hand zu vermitteln vermögen. Der eine Schriftsteller, der andere Philosoph. Der Schriftsteller Michael Köhlmeier ist bekannt für seine freien Nacherzählungen von Sagen, Märchen und biblischen Geschichten. Diese werden so vorgetragen, dass sie in einem zeitlosen Raum zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schweben scheinen, aber in Stil und Diktion sich deutlich...

Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hg.: Präsenz. Zum Verhältnis von Kunst und Spiritualität

Die Herausgeber sammeln neunzehn Beiträge anlässlich eines Studientags der PTH Münster aus dem Jahr 2017, um das Verhältnis von Kunst und Spiritualität zu reflektieren. Dies geschieht anhand verschiedener Kunstgattungen in der Sicht unterschiedlicher theologischer und außertheologischer Disziplinen unter dem Leitmotiv „Präsenz“ als Erscheinung eines Objektes für ein Subjekt in Raum und Zeit. Dabei wird Kunst als Repräsentation ihrer selbst als Kunst oder eines durch sie repräsentierten Inhaltes verstanden, durch den sich ein Subjet anhand eines Objektes zu sich selbst und der Wirklichkeit als ganzer in ein Verhältnis setzt, um ihnen Bedeutung beizusprechen. Kunst setzt also ein Sich-Verhalten zur Welt aus der Vergangenheit in einer Gegenwart präsent, in der sie stets neu bedeutet. Präsenz...

Christian Kummer: An Gott als Person glauben?

In fünf klar gegliederten, aufeinander aufbauenden Kapiteln beschäftigt der Autor sich mit der Frage, was es bedeutet, an einen personalen Gott zu glauben. Christian Kummer geht es zunächst um ein naturwissenschaftlich plausibles Gottesverständnis (1. Kapitel). Die absolute Transzendenz Gottes sei ernst zu nehmen. Dieser sei kein Es, kein Gegenstand, aber auch kein Jemand. Anthropomorphe Vorstellungen seien unzureichend. Gott sei als völlig verschieden von der Welt aufzufassen. Diese existiere in restloser Bezogenheit auf Gott. Alles, was sei, verdanke sich der grundlegenden Unterschiedenheit vom Nichts, für die Gott stehe. Gott handle in der Welt nicht. Seine Allmacht sei vielmehr als die seinsverleihende Macht zu verstehen. Sie bestehe darin, das, was ist, zu begründen und im Dasein zu...

James Bridle: New Dark Age

James Bridle, Jahrgang 1980, hat sich als Experte für Künstliche Intelligenz und vor allem als Künstler einen Namen gemacht. Bekannt ist zum Beispiel die Arbeit „The Drone Shadow Catcher“, in der Bridle an prominenten Orten die Umrisse eines ferngelenkten bewaffneten Aufklärungsflugzeuges (MQ-9 Reaper) auf den Boden zeichnet, um auf die überall mögliche Überwachung hinzuweisen. Sein Buch „New Dark Age“ ist illustriert mit Fotos des Autors und anderer, die architektonische Manifestationen von Geheimhaltung und demonstrativer Transparenz, von Vernetzung und Abschottung vorführen.

Die Diagnose des Verfassers lässt sich in seinen eigenen Worten so zusammenfassen: Unser Unvermögen, eine komplexe Welt zu begreifen, führt zur Forderung nach immer mehr Informationen, was unser Verständnis nur...

Stephan Loos / Michael Reitemeyer / Georg Trettin (Hg.): Mit dem Segen der Kirche?

Kontroversen um die katholische Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften beschränken sich längst nicht mehr auf theologische Debatten, sondern bestimmen heute zunehmend die pastorale sowie liturgische Praxis. In besonderer Weise kreisen sie dabei um die Frage nach der Segnung homosexueller Paare, der innerhalb des kirchlichen Kontexts zwar nach wie vor vielfach mit Abwehr und Widerstand begegnet wird, seit geraumer Zeit aber auch auf zarte Zugeständnisse trifft. Demnach werden vor allem jene Stimmen lauter, die die Notwendigkeit einer angemessenen Begleitung betonen, den Dialog mit homosexuellen Menschen bewusst suchen und ihren Wunsch nach Zuspruch ernst nehmen wollen. Davon zeugt der von Stephan Loos, Michael Reitemeyer und Georg Trettin herausgegebene Sammelband, welcher das...

Sigmund Bonk (Hg.): Zwischen Rationalität und Religion

Sowohl im Bereich der katholischen Theologie im Allgemeinen als auch unter Religionslehrern im Besonderen ist seit Jahrzehnten für viele der Name Josef Ratzinger / Benedikt XVI. mit der Aura des Inquisitorischen versehen. Nur wenige nehmen eine Überzeugung zur Kenntnis, die für seine Theologie schon seit langer Zeit leitend geworden ist: dass christlicher Glaube und Vernunft, Offenbarung und Aufklärung keine Feinde sind, sondern füreinander eine wechselseitige Herausforderung darstellen, von der beide Seiten nur profitieren können.

Dieser Überzeugung weiß sich auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer verpflichtet, der im Jahr 2014 in seinem Bistum das „Forum Albertus Magnus“ eröffnet hat, dessen Vorträge aus den darauf folgenden Jahren im vorliegenden Sammelband veröffentlicht...

Jens Balzer: Pop und Populismus

Der Titel des Buches des Journalisten Kolumnisten Jens Balzer verspricht mehr, als das Werk letztlich halten kann, nämlich eine Auseinandersetzung mit dem Modethema „Populismus“, worunter er die Polarisierung unserer gegenwärtigen Gesellschaft fasst (12). Stattdessen haben wir es mit einem Großessay zu tun, der gelegentlich so wirkt, als seien verschiedene Kolumnen zu einem Buch zusammengefügt worden. Ihr verbindendes Thema: Popmusik, hier nicht verstanden im Sinne eines Genres, sondern schlicht im Sinne populärer, aktueller Musik. Das heißt, es dreht sich einmal um deutschen Hip-Hop und die Echoverleihung, um Heimatrocker wie Andreas Gabalier oder Frei.Wild und auch um die britische Band Planningtorock, bei der man sich wird fragen dürfen, ob sie zum beschriebenen Genre gehört. Inhaltlich...