Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Thierry Boissel: Poesie aus Licht, Glas und Farbe

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat das Dreigestirn Georg Meistermann, Ludwig Schaffrath und Johannes Schreiter den internationalen Ruf deutscher Glasmalerei begründet. Bei aller Unterschiedlichkeit verbindet die großen Drei der „German School“ miteinander, dass sie auch gezeichnet und gemalt haben und sich daher der unterschiedlichen Wirkung des Lichts, das durch die Fenster in öffentlichen Gebäuden dringt oder auf ein Gemälde fällt, sehr bewusst sind. Sie sehen in der Glasmalerei keine autonome, sondern eine der Architektur dienende Kunst und halten am grafischen Gerüst der Bleirute fest. Außerdem waren die drei Glasmaler akademische Lehrer mit einer Vielzahl von Schüler/innen, die nun ihrerseits ambitionierte Glaskunst schaffen – wie etwa Thierry Boissel.

Schauen wir zunächst auf zwei...

Norbert Wolf: Buchmalerei verstehen

Im Schatten der großen Namen der Kunstgeschichte und der Blockbuster-Ausstellungen des Museumsbetriebs fristet die Buchmalerei ein eher bescheidenes Dasein als eine Kunstgattung für Spezialisten und Liebhaber. Zu Unrecht, wie man nach der Lektüre des vorliegenden Buches sagen muss. Denn auch die Buchmalerei (und in ihrer Nachfolge die Künstlerbücher der Moderne) bietet Kunstwerke ersten Ranges, mit denen sich zu beschäftigen intellektuellen Genuss und ästhetisches Vergnügen bereitet.

Obwohl die Buchmalerei auf eine lange Tradition bei den Ägyptern, Römern, Byzantinern wie auch in der islamischen Kultur zurückblicken kann, beschränkt sich Norbert Wolf in seiner Darstellung auf die Entwicklung der abendländischen Buchmalerei von ihren Anfängen zur Zeit der Völkerwanderung bis zum Beginn der...

Holger Brülls / Gunther Sehring: Johannes Schreiter

Anzuzeigen ist ein besonders schönes Buch – zu berichten ist über eine Ausnahmeerscheinung unter den zeitgenössischen Künstlern.

Es handelt sich um den dritten Band des Werkverzeichnisses von Johannes Schreiter, in dem Glasfenster, Glasbilder, Collagen und Zeichnungen des Künstlers aus den Jahren 1995 bis 2012 dokumentiert sind. Der von den Kunsthistorikern Holger Brülls und Gunther Sehring betreute und kommentierte Katalog enthält neben 307 weithin farbigen Abbildungen Einführungen in das Gesamtwerk und in die einzelnen Werkgruppen des Künstlers, außerdem Selbstzeugnisse und Anhänge mit biografischen Daten, Ausstellungsverzeichnissen, einer Bibliografie und einer Auflistung von Standorten, an denen Werke Schreiters zu besichtigen sind. Druck und Wiedergabe der Bilder auf Kunstdruckpapier...

Elsbeth Wiemann: Der Herrenberger Altar von Jerg Ratgeb

Mit mittelalterlichen Altären tun wir uns schwer. Obwohl theologisch hoch aufgeladen, sind sie Forschungsgegenstand der Kunstgeschichte, selten der Theologie. Auch dem gebildeten Laien fällt der Zugang nicht leicht. Schon räumlich, weil vorkonziliare Altäre fernab vom Kirchenbesucher im Chorraum stehen, ihr Reichtum an Bildern und Symbolen geduldiges Sehen erfordert und die Kenntnis der biblischen Geschichten auch unter Christen rar geworden ist. Deshalb greift man gerne zu der vorliegenden Veröffentlichung der Staatsgalerie Stuttgart, die anlässlich der Neupräsentation des Altars von der Leiterin der Abteilungen für Altdeutsche und Niederländische Malerei Elsbeth Wiemann verantwortet wird.

Der Altar gilt als ein Meisterwerk schwäbischer Malerei aus der Zeit der Reformation und der...

Peter Cornelius Mayer-Tasch / Bernd Mayerhofer: Die Himmelsleiter

Seit 1912 gibt es die Insel-Bücherei. Die Reihe zeichnet sich aus durch die sorgfältige Auswahl qualitätsvoller Texte und die liebevolle bibliophile Ausstattung der einzelnen Bändchen. Dem hohen literarischen und ästhetischen Anspruch wird auch der vorliegende Band gerecht, der von den beiden Politikwissenschaftlern Peter Cornelius Mayer-Tasch und Bernd Mayerhofer verantwortet wird. In ihrem Essay untersuchen sie das biblische Motiv der Himmelsleiter und verfolgen dessen Rezeption in der Kultur- und Geistesgeschichte.

Die aus der Jakobserzählung (1 Mose 27, 10-22) bekannte Himmelsleiter hat sich zu einem komplexen Symbolgefüge entwickelt, in dem sich religiöse, kulturelle und politische Erfahrungen verdichten und grundlegende Dimensionen menschlicher Existenz berührt werden. Von den...

Eva-Maria: Alves Unter Teufeln

Literarische Bilder
Mit Bildern von Jonathan Meese

Sind Theologen in Sachen Teufel zu ernsthaft, weil sie damit das abgründig Böse in jedem von uns und im Lauf der Welt assoziieren? Anders geht die Schriftstellerin Eva-Maria Alves vor, die 20 „literarische Bilder“ unter dem Titel „Unter Teufeln“ ausgewählt hat. Auf ca. 120 Seiten kommen in kurzen Gedanken, Gedichten (u.a. von Heine und Heym) und Geschichten (u.a. von Döblin, Horváth und Werfel) der Teufel samt seinen Spießgesellen auf sehr unterschiedliche – vergnügliche und groteske, aber auch ernste – Weise zu Wort.

Leider verrät die Herausgeberin nichts über die Gründe ihrer Auswahl – und ihr knappes Vorwort reiht rhapsodisch Gedanken über den Teufel aneinander: So bräuchten wir den Teufel aus „lebensdramaturgischen Gründen“, weil das...

Holger Brülls (Hg.): Markus Lüpertz - Neue Fenster für die Gützer Kirche

„Kunst kennt keine Provinz“ – so der Malerfürst Markus Lüpertz. Wir sind in der Provinz, im Dorf Gütz bei Landsberg, wenige Kilometer östlich von Halle. Im Zentrum die Kirche: ein im Kern romanischer Bau des 12. Jahrhunderts mit querrechteckigem Turm; in der Spätgotik kam der dreiseitige Polygonalchor hinzu; Ende des 18. Jahrhunderts folgte eine Barockisierung. Anfang des 20. Jahrhunderts erhält der Chor farbige, schon damals eher altmodische Buntglasfenster in historistischem Stil. Mitte der 1950er Jahre beginnt ein Abstieg, der sich nach Sturmschäden und Vandalismus rasant beschleunigt, so dass die Landeskirche die Dorfkirche von Gütz, in der 1540 die Reformation eingeführt wurde, 1972 aufgibt. 1997 endlich die Wende: Der Förderverein Gützer Kirche e.V. schaut nicht länger weg, sondern...

Hildegard Kretschmer: Wie Jona vom Wal verschluckt wurde

Berühmte Maler erzählen die Bibel

Die Autorin, eine erfahrene Kunstpädagogin, führt größeren Kindern (und uns) vor Augen, wie „berühmte“ Maler vom 15. bis zum 18. Jahrhundert einzelne biblische Erzählstoffe aufgenommen und mit ihrem Pinsel auf der Bildfläche geflissentlich veranschaulicht haben. Die Reihenfolge der Motive folgt der kanonischen Ordnung – vom Schöpfergott bis zu Johannes auf Patmos. Je eine Doppelseite für zwanzig Vorkommnisse aus dem Alten Testament und für zweiundzwanzig zum Leben Jesu. Das farbige Bild immer auf der Blickfangseite rechts, so groß wie möglich, links Zusammenfassungen der entsprechenden Erzählung, dazu Bildausschnitte, mit wohldosierten Sehanleitungen, Erläuterungen und Fragen. Ein bedenkenswerter Versuch, mit einem Minimum an fachtheologischer Reflexion...