Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Godehard Brüntrup / Ludwig Jaskolla / Tobias Müller (Hg.): Prozess – Religion – Gott

Der hier anzuzeigende Sammelband regt dazu an, eine religionsphilosophische Diskussion weiterzuführen, die bisher in Deutschland nur zögerlich in Gang gekommen ist. Auch wenn das Werk des mathematisch und naturwissenschaftlich geprägten Denkers Alfred North Whitehead (1861-1947) als schwierig gilt, so lohnt es sich doch, am Leitfaden dieses Sammelbandes sich auf sein Denken einzulassen.

Die Bedeutung seines noch immer einzigartigen „prozessmetaphysischen“ Ansatzes kann kaum unterschätzt werden, denn Whitehead ist der erste Denker der Gegenwart, der es unternimmt, die individuellen Erfahrungen des menschlichen Lebens, die bisher meist zu phänomenologisch-hermeneutischen oder subjekttheoretischen Denkentwürfen ohne ausdrücklichen Bezug auf die Naturwissenschaften geführt haben, und die...

Winfried Schröder: Atheismus

Winfried Schröder nennt als sein Vorhaben die Darstellung und Diskussion der wichtigsten Einwände, die gegen den Atheismus vorgebracht werden. Zu Beginn werden die zentralen Begriffe „Atheismus“ und „Theismus“ erklärt, wobei Schröder im Theismus einen Sammelbegriff von Theorien über Gott sieht, im Atheismus aber lediglich die Einzelthese, Gott existiere nicht (11), auch wenn hinter der atheistischen These verschiedene philosophische Ansätze stünden. Die theistische Position, auf die sich Schröder beziehen will, beschreibt er unter dem Titel „Standardtheismus“ als die Annahme der Existenz eines transzendenten Wesens, das mit den Eigenschaften „allmächtig“, „allwissend“ und allgütig“ ausgestattet sei.

Der erste Einwand ist der Vorwurf des Dogmatismus, also der Atheismus sei dogmatisch in...

Hans Kessler: Auferstehung?

Auferstehung – was soll das bedeuten? Die Auffassungen gehen weit auseinander: Was nicht wenige für reines Wunschdenken halten, gilt anderen als eine historische Tatsache; während gelegentlich bestritten wird, dass Jesus überhaupt am Kreuz gestorben ist, sehen manche in der Auferstehung ein psychologisch bedeutsames Hoffnungssymbol. Derartig widerstreitende Ansichten haben Hans Kessler veranlasst, sich noch einmal eingehend mit dem Thema zu befassen. Dazu ist er wie kaum ein Zweiter qualifiziert, hat er doch unter dem Titel „Sucht den Lebenden nicht bei den Toten“ 1985 ein Standardwerk über die Auferstehung Jesus Christi veröffentlicht, das in der 1995 ergänzten Neuauflage auf über fünfhundert Seiten angewachsen ist. Nun hat der inzwischen emeritierte Systematische Theologe unter...

Muna Tatari / Klaus von Stosch: Prophetin – Jungfrau – Mutter

Was haben die Marienverehrung der katholischen Kirche und das Marienbild des Korans gemeinsam? Kann Maria, die einzige Frau im Koran, die namentlich genannt wird, für den interreligiösen Dialog eine Mittlerin, eine „Brückenfigur“ sein?

Dass Maria, die Mutter Jesu, für Christen und Muslime ein theologisch fruchtbares Gesprächsthema ist, veranschaulicht der vorliegende Band auf höchstem Niveau. Die namhafte Paderborner Forschergruppe Klaus von Stosch, Professor für Katholische Theologie und Vorsitzender des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften, und Muna Tatari, Juniorprofessorin für Islamische Systematische Theologie und Mitglied des Deutschen Ethikrates, betrachten die „Mutter der Glaubenden“ nicht aus unterschiedlichen Perspektiven, vom Resümee am Ende des Buches...

Jörg Lauster: Der Heilige Geist

Dass die Entwicklung des christlich-theologischen Denkens nicht geradlinig verläuft, sondern immer wieder von Rückschritten geprägt ist, die mitunter die Größe und Weite früheren Denkens weit hinter sich zurücklassen, zeigt beispielhaft die Entwicklung des Konzepts der Schriftinspiration. Den Begriff der göttlichen Inspiration setzte der griechische Kirchenvater Origenes im dritten Jahrhundert n. Chr. ein, um einen weiten Verständnishorizont der biblischen Texte zu ermöglichen. Origenes sah deutlich, dass ein wörtliches Verständnis der Bibel zu vielen Widersprüchen führt. Wenig überraschend für ihn, versucht doch immer ein endlicher Mensch mit endlichen Worten die unendliche Weisheit Gottes auszudrücken. Deshalb gilt es, die Texte weit ab vom wörtlichen Verständnis zu begreifen – die...

Asfa-Wossen Asserate / Annette Friese (Hg.): Toleranz – Schaffen wir das?

Dieser höchst lesenswerte polyphone Sammelband geizt qua Untertitel des Werkes nicht mit Superlativen: die(!) „Frage des Jahrhunderts“ steht an, dazu die „wichtigsten Stimmen Deutschlands“. Einer der Herausgeber kann ja einen unschätzbaren Vorteil zum Thema für sich reklamieren: Als Angehöriger des äthiopischen Kaiserhauses und zugleich als in Deutschland akademisch Ausgebildeter kennt er Äthiopien als Musterbeispiel eines friedlichen Zusammenlebens der abrahamitischen Religionen und als zweite Sicht die gesellschaftspolitischen Verhältnisse in Europa. Die Fülle der Textbeiträge lässt sich in drei Perspektiven unterteilen: erstens Positionen mit einem weiten, fast utopischen Toleranz-Begriff; zweitens solchem, die diesen noch als zu restriktiv kritisieren und schließlich drittens Stimmen,...

Christoph Türcke: Natur und Gender

Christoph Türcke, Professor für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wird damit leben müssen, künftig in bestimmten Meinungsmagazinen als „umstrittener Autor“ geführt zu werden. Diese Annahme rechtfertigt der Untertitel seines Buches: „Kritik eines Machbarkeitswahns“. Während der Haupttitel die Art der Beziehung zwischen den beiden Gliedern „Natur“ und „Gender“ offenlässt, dürfte der Untertitel eine pure Provokation für den Zeitgeist darstellen, besteht für ihn die vor einem Machbarkeitswahn zu schützende Natur doch, konkret gesprochen, vorrangig in dem vom Kohleabbau bedrohten Hambacher Forst, sehr viel weniger in dem von der Windkraftlobby begehrten Pfälzer Wald und erst recht nicht in dem, was der Mensch bei sich selbst im Sinne der Selbstoptimierung...

Martin Dürnberger: Basics Systematischer Theologie

Gut verständliche und zugleich der Sache angemessene Einführungswerke in die Systematische Theologie sind wichtige Werke. Sie können den Appetit anregen, sich mit der systematischen Theologie zu beschäftigen. So wird deutlich, dass systematische Theologie kein Glasperlenspiel ist, sondern notwendigerweise zu einem Glauben dazugehört, der auch vor der Vernunft verantwortet sein will.

Diesem Anspruch wird die vorliegende Einführung von Martin Dürnberger voll und ganz gerecht. Der Umfang des Buches sollte nicht abschrecken, schließlich bietet Dürnberger eine Einführung in die meisten Themen der Fundamentaltheologie und auch der Dogmatik. Auch wenn in den zwanzig Kapiteln immer wieder Rückverweise auf Vorhergehendes vorkommen, so können die Kapitel einzeln für sich gelesen werden. Durch die...