Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Hans-Arved Willberg: Das ganze Ja zum Leben

Gibt man in die Internet-Suchmaschine Google das Stichwort „Achtsamkeit“ ein, so erhält man nach 0,46 Sekunden ca. 19 Millionen Treffer. Der Begriff ist in aller Munde und das Angebot an Achtsamkeits-Seminaren und Achtsamkeits-Ratgebern ganz unterschiedlicher Couleur unüberschaubar. Auch das vorliegende Buch ermutigt zu einer Sensibilisierung der Aufmerksamkeit für die gegenwärtige Situation und den Mitmenschen. Da mag man geneigt sein zu fragen, ob es dazu wirklich eines weiteren Buches bedurfte. Doch ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt schnell: Achtsamkeit ist hier Herzensbildung und die Kunst der Aufmerksamkeitslenkung.

Der Autor, Hans-Arved Willberg, Sozial- und Verhaltenswissenschaftler, Philosoph, Theologe und Leiter des Instituts für Seelsorgeausbildung (ISA), setzt bei der...

Stephan Loos / Michael Reitemeyer / Georg Trettin (Hg.): Mit dem Segen der Kirche?

Kontroversen um die katholische Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften beschränken sich längst nicht mehr auf theologische Debatten, sondern bestimmen heute zunehmend die pastorale sowie liturgische Praxis. In besonderer Weise kreisen sie dabei um die Frage nach der Segnung homosexueller Paare, der innerhalb des kirchlichen Kontexts zwar nach wie vor vielfach mit Abwehr und Widerstand begegnet wird, seit geraumer Zeit aber auch auf zarte Zugeständnisse trifft. Demnach werden vor allem jene Stimmen lauter, die die Notwendigkeit einer angemessenen Begleitung betonen, den Dialog mit homosexuellen Menschen bewusst suchen und ihren Wunsch nach Zuspruch ernst nehmen wollen. Davon zeugt der von Stephan Loos, Michael Reitemeyer und Georg Trettin herausgegebene Sammelband, welcher das...

Bernward Schmidt: Kleine Geschichte des Ersten Vatikanischen Konzils

Die gegenwärtigen Diskussionen um Macht und Machtentflechtung in der Kirche sind ohne die Geschichte des 19. Jahrhunderts und besonders des Ersten Vatikanischen Konzils nicht zu verstehen. Es ist eine Geschichte der beständigen Erweiterung der dogmatischen und rechtlichen Position von Papst und Kurie, gipfelnd in den Dogmen von der päpstlichen Unfehlbarkeit und dem Jurisdiktionsprimat des Bischofs von Rom.

Bernward Schmidt, seit kurzem Lehrstuhlinhaber für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt, stellt das Konzil in den Kontext der theologischen Fragen des 19. Jahrhunderts im Streit zwischen verschiedenen „Schulen“. Die ultramontane Richtung setzte sich ab der Jahrhundertmitte durch. Dem durch die italienische Einigung bedrängten Kirchenstaat wurde...

Rainer Schwindt: Der Gesang der Engel

Der Koblenzer Bibelwissenschaftler Rainer Schwindt wehrt sich in seinem neuesten Werk wortgewaltig und mit großer Gedankenschärfe gegen ein weitgehend unbemerktes Artensterben. Genannt seien nur einige vom Aussterben betroffene „Populationen“, die Cherubim, die Seraphim, Throne, Mächte und Gewalten. Das Buch ist aus einem liturgischen Impuls heraus geschrieben worden. Wer es aufschlägt und liest, dem eröffnet sich ein wahrer Kosmos im ursprünglichen Sinn, eine Raum- und Zeitentiefe, wie sie selten in einem Buch dargeboten wird und erfüllt von irdischen und himmlischen Klängen ist. Liturgie hat in der menschlichen Kulturgeschichte als Gotteslob begonnen; die Menschen sind bloß Mitfeiernde, nicht die Adressaten der Feier, und Liturgie will durch die Zeiten und Kulturen hindurch auch so...

Wolfgang Huber: Dietrich Bonhoeffer

Dietrich Bonhoeffer hat vor allem in christlichen Kreisen globale Anerkennung und Bedeutung erlangt. Die Literatur zu Bonhoeffer – im akademischen wie auch im breiteren populären Bereich, von Studien einzelner Aspekte seiner Theologie über biografische Porträts bis hin zu christlicher Erbauungsliteratur – ist kaum noch überschaubar. Daher ist die Frage durchaus berechtigt, warum man sich für ein weiteres Bonhoeffer-Buch interessieren sollte. Im Fall von Wolfgang Hubers erschienenem Werk lautet die Antwort schlicht und ergreifend, weil es sich wirklich lohnt.

Wer sich zum ersten Mal mit Bonhoeffer beschäftigt, um ein vollständiges, akkurates und gegenwartsbezogenes Bild zu erarbeiten, kann getrost zu diesem Buch greifen. Auch der schon versierte Bonhoeffer-Kenner findet hier klärende...

Michael Weinrich: Karl Barth

Die evangelischen Kirchen in Deutschland und der Schweiz haben das Jahr 2019 Karl Barth (1886-1968) gewidmet, dessen epochemachende Römerbriefauslegung in ihrer ersten Auflage Ende 1918 erschien, aber 1919 als Erscheinungsjahr angibt. Vielleicht ist es nicht so günstig, kurz nach dem großen Reformationsgedenken ein weiteres Jubiläum hinterherzuschicken. Läuft es doch Gefahr, ganz im Schatten der großen Reformationsfeierlichkeiten zu bleiben. Das hat Barth nicht verdient. Ist doch mit ihm einer Person zu gedenken, die nicht nur durch ihre Theologie, sondern auch durch ihr konkretes Wirken im Raum von Kirche und Politik zu den herausragenden Gestalten evangelischer Kirchengeschichte zählt. Vermutlich kann man ihm neben den Reformatoren nur noch Schleiermacher an die Seite stellen, aber...

Christoph Schmitt: Im Kirchenraum das Göttliche erschließen

Das vorliegende Buch ist eine Arbeitshilfe zur religionspädagogischen Erschließung von Kirchenräumen mit unterschiedlichen Zielgruppen. Der Autor Christoph Schmitt verwendet dafür den Begriff „Kirchenpädagogik“ (statt der ebenfalls gebräuchlichen „Kirchenraumpädagogik“). Schmitt versteht den Kirchenraum als gestaltgewordenen Ausdruck kirchlichen Glaubens und Handelns. So kann der Raum als Medium dienen, um Glauben und Handeln derKirche (verstanden als Gemeinschaft der Christen) erfahrbar zu machen.

Ganz im Sinne dieses Ausgangspunktes stellt Schmitt einen mystagogischen Ansatz von Kirchenpädagogik vor. Dieser ist (im Gegensatz etwa zum ganzheitlich-handlungsorientierten Ansatz) nicht voraussetzungsfrei, sondern geht von einer vorgegebenen Deutung des Gebäudes als Sakralbau aus. Der Bau...

Hubert Wolf: Verdammtes Licht

Ein typischer Hubert Wolf! Locker und flockig zu lesen, mit vielen steilen Thesen, doch immer quellengesättigt. Wer jedoch eine Darstellung des Katholizismus in der Zeit der Aufklärung zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert erwartet, dürfte enttäuscht werden. „Aufklärung“ versteht Hubert Wolf als einen durchgängigen Prozess, den der Katholizismus seit der Zeit der historischen Aufklärung immer wieder durchlaufen musste und muss. So sind in dem vorliegenden Sammelband bereits veröffentlichte Aufsätze des Münsteraner Kirchenhistorikers zusammengetragen, die unter dem Stichwort „Aufklärung“ den Weg des Katholizismus im 19. und 20. Jahrhundert nachzeichnen. Wolf kommt es darauf an, alternative Wege aufzuzeigen, die möglich gewesen wären, aber nicht gegangen wurden bzw. zu irgendeinem Zeitpunkt...