Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Eberhard Schockenhoff: Frieden auf Erden?

Der Autor, Jahrgang 1953, ist katholischer Priester und Universitäts-Professor für Moraltheologie in Freiburg/Breisgau, u.a. Mitglied im Deutschen Ethikrat; dabei liegt ein Schwerpunkt seiner Arbeit im Themenkreis Friedensethik. Auf diesem Hintergrund will er uns die provokative Kraft von Weihnachten als produktive Friedensbotschaft in einer de facto noch lange nicht heilen, friedvollen Welt erschließen.

Zwar ist das Weihnachtsfest einerseits in seinem substantiellen Grundgehalt oft verdunkelt durch eine diffuse, zivilreligiös inszenierte Eventkultur mit konsumistischer Kommerzialisierung im Bereich bürgerlicher Öffentlichkeit sowie durch gruppendynamische Zwänge im Familienleben. Dennoch hat das Fest andererseits jenseits der Glitzerwelt der Shoppingcenter und Christkindlmärkte für sehr...

Egbert Ballhorn / Simone Horstmann (Hg.): Theologie verstehen

Die Auslegung des apostolischen Glaubensbekenntnisses ist eine Aufgabe, der sich die Theologie seit Entstehung dieses für die christliche Identität so zentralen Textes immer wieder zugewandt hat. In diese Auslegungstradition reiht sich der vorliegende Band – ein Kondensat des am Dortmunder Institut für Katholische Theologie durchgeführten Theologischen Grundkurses – mit einer ganz spezifischen Zielsetzung und Gestaltgebung ein: Das Vorhaben richtet sich auf nichts weniger als auf eine grundlegende Einführung ins Theologiestudium (oder allgemeiner: in eine intensivierte Befassung mit der akademischen Theologie), die sich in der Auseinandersetzung mit dem Text des apostolischen Credos und im Zusammenspiel von Statements aus allen Disziplinen der Theologie entfaltet.

Dieses Profil gibt...

Peter Neuner: Turbulenter Aufbruch

Die sechziger Jahre gelten in Westeuropa als Sattelzeit der Postmoderne bzw. als Durchbruch zur gesellschaftlichen „Fundamentalliberalisierung“ (Habermas). Die vormals im Wesentlichen von Eliten und Boheme geteilten kulturellen Standards erzielen nun Breitenwirkung und verändern mit der Zeit die mentalen Befindlichkeiten aller Zeitgenossen. Während Familien und gesellschaftliche Gruppen, Wirtschaft, Politik und staatliche Einrichtungen den Wandel insgesamt gut und zu ihrem Vorteil verarbeitet haben, scheint einzig die katholische Kirche festzustecken in jenem „mythischen Jahrzehnt“. Noch immer laboriert sie an gesellschaftlich längst überwundenen Konflikten rund um Themen wie Autorität, Institutionalität, Individualität, Authenzität, Pluralität, Gehorsam und Freiheit. Zivilisatorisch...

Deutsche Bischofskonferenz: Begegnung mit dem ANDEREN in Dichtung und Kirche

Spätestens mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und dessen Konstitution Gaudium et spes erfolgte eine offizielle, ausführliche Reflexion über das Potential von Literatur und Kunst im Kontext von Theologie und Kirche. Bearbeitete die Literatur seit jeher ungefragt und in ihrem eigenen Modus die Existenz des Menschen, die immer auch religiöses Suchen, Zweifeln und schließlich die Gottesfrage mit einschließt, bedurfte es von Seiten der Theologie und Kirche des allgemeinen Aufbruchs der 1960er Jahre, um die Dignität von Poesie und Kunst offiziell anerkennen zu können. Seit dieser Zeit ist im Dialog zwischen Literatur und Theologie, in ihrer beider Rede über Gott, viel geschehen, eine fast unüberschaubare Anzahl an Publikationen ist erschienen und auch institutionell hat das Zueinander dieser...

Julia Knop / Stefanie Schardien: Heute christlich glauben. Der Leitfaden für die Ökumene im Alltag

Auf dem Klappentext des vorliegenden Bandes heißt es im ersten Satz: „Die Ökumene ist weit vorangeschritten.“ Damit wird der Stand der Ökumene richtig beschrieben, allerdings bräuchte es die Vergewisserung über den Stand der Ökumene und erst recht einen Leitfaden für die Ökumene im Alltag nicht, wenn dies schon die ganze Wahrheit wäre. Das Buch reagiert nämlich nicht alleine auf das Bedürfnis, sich über die einenden und trennenden Positionen zwischen evangelischen und katholischen Traditionen zu verständigen. Es reagiert stärker noch auf die gravierenden Veränderungen der kirchlichen Landschaft insgesamt. Insofern könnte der erste Satz des Klappentextes variierend gesagt werden: Die Säkularisierung ist weit vorangeschritten. Es scheint nämlich, als sei dies die Hintergrundfolie des...

Adam Nergal Darski: Beichten eines Ketzers

Lesen Sie unter der Rubrik „Religionskritik“ noch immer Marx, Feuerbach und Freud? Oder darf es auch der mindestens literarisch interessantere Nietzsche sein? „Modern“ sind diese Klassiker der Religions- und Christentumskritik jedenfalls nicht und ihre zeitgenössischen Nachfolger à la Dawkins und Co. sind argumentativ meist wenig spannend. Um wie viel aufregender und zeitgemäßer vor allem in der Lebenswelt von (zum Teil auch älteren) Jugendlichen dürfte da eine Auseinandersetzung mit einer Form der Christentumskritik sein, wie sie plakativer und lauter nicht sein könnte: dem Black Metal. Noch immer ist diese Spielwiese von zum Teil sehr reflektierten, nachdenklichen Menschen nicht im Bewusstsein von Theologen angekommen, wenn es auch, wie von Sebastian Berndt (Gott haßt die Jünger der...

Arnold Angenendt: „Lasst beides wachsen bis zur Ernte ...“

Der emeritierte Münsteraner Kirchenhistoriker Arnold Angenendt ist bekannt für seine religionsgeschichtlich orientierten Zugänge zur Geschichte des Christentums. Daher hat er sich in den letzten Jahren den Konzepten von Ehe, Liebe und Sexualität oder demjenigen des Opfers gewidmet. In seiner jüngsten Monographie geht er nun dem Begriff der Toleranz nach. Der Titel deutet das zentrale Motiv seiner Darstellung an, das neutestamentliche Gleichnis von Unkraut und Weizen, in dem der Grundbesitzer ebendiese Weisung an seine Arbeiter geben lässt (vgl. Mt 13,30).

In der Tat erfuhr dieses Gleichnis über die Jahrhunderte hinweg unterschiedliche Auslegungen und spielte immer wieder eine Rolle in den Diskursen um „Toleranz“. Gut die Hälfte des Buches widmet der Historiker daher dem biblischen Befund...

Ulrike Gerdiken: Kirchenräume (neu) entdecken

Kirchenräume dienen der liturgischen Versammlung christlicher Gemeinden, ebenso auch dem individuellen Beten. Darüber hinaus aber sind Kirchenräume herausgehobene Lernorte. Diese Einsicht hat sich in der Religionspädagogik der vergangenen Jahre zunehmend durchgesetzt. Gerade weil viele Menschen sich nicht mehr regelmäßig in einer Kirche aufhalten und weil christliche Riten und Symbole immer weniger bekannt sind, laden Kirchenräume zur Begegnung mit der vertrauten und zugleich fremd gewordenen Glaubenstradition ein. Ein weiterer Faktor kommt hinzu: Neben der Kirche werden heute auch die Moschee und die Synagoge als Gotteshäuser bewusster wahrgenommen. Dies alles führt zu einem wachsenden Interesse an Kirchenerkundungen, besonders im nicht-gottesdienstlichen Rahmen.

Die Kirchenraumpädagogik...